Ritterkämpfe in Querfurt Ritterkämpfe in Querfurt: Dieser Schweizer dient dem König

Querfurt - Bevor König Johann von Böhmen seine Besucher zur Audienz empfängt, zieht es den Adligen erstmal in den nahen Supermarkt, um sich zu stärken. „Er ist frühstücken“, stellt Johanns Mundschenk Bennesch von Wartenberg klar und greift zu seinem Handy: „Hier steht Besuch und bittet um Audienz“, informiert der Mundschenk. Wenig später rollt der König nicht etwa in einer Pferdekutsche, sondern in einem Auto auf dem Platz vor der Burg Querfurt vor. „Tschuldigung“, ruft der König seinen Besuchern entgegen, während er auf sie zuläuft.
Ritterkämpfe auf der Burg Querfurt: Tätowierer aus Chemnitz spielt jedes Jahr den König
Noch befindet sich der König mit seinem Gesinde in Vorbereitung auf die Ritterkämpfe, die von Samstag bis einschließlich Montag auf der mittelalterlichen Festung oberhalb der Quernestadt toben werden. König Johann ist auch nicht wirklich ein Blaublütiger.
Tonio Werl, Betreiber eines Tattoostudios im sächsischen Chemnitz, schlüpft jedoch seit Jahren schon bei Veranstaltungen dieser Art in die Rolle des adligen Oberhaupts. „Ich wurde damals von befreundeten Mittelalterfans aus Böhmen gefragt, ob ich nicht den Johann spielen möchte“, erklärt Werl, wie er zur begehrten Krone kam. Auch der echte Johann stammte nicht aus Böhmen. „Und bevor sie sich streiten, wer die Rolle übernehmen darf, fragten sie mich als Fremden wie ja auch der echte Johann einer war.“
Ritterkämpfe auf der Burg Querfurt: Der König muss drei Tage lang keine Teller spülen
Nicht nur in der Geschichte, sondern auch im Schauspiel, wie es die vielen Mitglieder der Interessengemeinschaft, die in Querfurt am Wochenende für Action sorgen werden, hat das Königsein so einige Vorteile: „Wir bleiben all die Tage in unseren Rollen“, erklärt Johanns Mundschenk, Veit Winkler mit bürgerlichem Namen, auf Nachfrage.
Bis Montag wird es also wohl niemand dem König zumuten, dass er sein Gemach selbst richten oder Teller spülen muss. „Vor allem für meine Tochter, die eine Magd spielt, ist das manchmal schwierig“, erklärt „König“ Tonio Werl.
Doch auch bei dem Chemnitzer geraten die beiden Welten, in denen er sich das ganze Jahr über bewegt, manchmal durcheinander. „Mancher Kunde schaut schon irritiert, wenn mir dann mal ein ,Gehabt Euch wohl‘ aus dem Mund rutscht“, erzählt er und lacht.
Ritterkämpfe auf der Burg Querfurt: Teilnehmerkommen aus allen Ecken Deutschlands
Die Teilnehmer des mittelalterlichen Spektakels kommen aus allen Ecken des Landes: Sachsen, Bayern, Schleswiger und Rheinländer. Mit Roland Weiler hat sich sogar ein Schweizer unter das Gesinde gemischt. Der Mann aus den Bergen verkörpert den Herold. „Seit 15 Jahren betreibe ich das nun schon als Hobby und habe auch in der Schweiz so eine kleine Szene mit aufgebaut“, erzählt er.
Er freut sich auf die Fragen und staunenden Augen der Besucher, die nicht nur den Einzug und eine Audienz beim König erleben dürfen. Auch Wettbewerbe wie Axtwurf und Bogenschießen wird es am Wochenende zu erleben geben sowie den Sturm auf die Burg. (mz)
