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Rettungsdienst im Saalekreis Rettungsdienst im Saalekreis: Mehr Wachen, kürzere Wege

Von Michael Bertram 18.07.2017, 08:45
Ein Rettungswagen rückt aus der Wache Merseburg-Süd aus. Neben Sanitätern sollte laut der Experten hier auch ein Notarzt stationiert werden.
Ein Rettungswagen rückt aus der Wache Merseburg-Süd aus. Neben Sanitätern sollte laut der Experten hier auch ein Notarzt stationiert werden. Peter Wölk

Merseburg/querfurt - Die Organisation des Rettungsdienstes im südlichen Saalekreis sorgt erneut für Wirbel. Nach dem verlorenen Rechtsstreit mit der Ambulance GmbH, dessen finanzielle Folgen für den Kreis noch nicht endgültig absehbar sind, und einer Pannenserie bei Einsätzen in der Elster-Luppe-Aue offenbart nun ein Expertengutachten gleich mehrere Defizite in der Organisationsstruktur.

Das 41-seitige Schreiben einer Forschungs- und Planungsgesellschaft, das auch der Mitteldeutschen Zeitung vorliegt, hatte der Landkreis selbst in Auftrag gegeben, um zu prüfen, wie gut der Rettungsdienst funktioniert. Dabei wurden unter anderem die Verfügbarkeiten von Rettungswagen, Alarmierungs- und Ausrückzeiten sowie die Abdeckung des Kreisgebiets mit den zur Verfügung stehenden Rettungsmitteln untersucht. Das Ergebnis dürfte den Landkreis jedoch alles andere als erfreuen, besagt es doch, dass viel Arbeit vor der Verwaltung liegt.

Hilfsfristen

Insbesondere die Einhaltung der im Rettungsdienstgesetz vorgesehenen Hilfsfristen bereitet den Verantwortlichen nicht erst seit dem Gutachten Kopfzerbrechen: In den vergangenen Wochen war auf dramatische Art und Weise bei Einsätzen im Bereich Ermlitz deutlich geworden, dass die zwölf Minuten für Rettungswagen und zwanzig Minuten für Notärzte immer wieder deutlich überschritten wurden.

Das Gutachten belegt die Schwachstelle nun. In nur 73,4 Prozent aller Rettungswagen-Einsätze treffen die Sanitäter innerhalb von zwölf Minuten am Einsatzort ein, die Notärzte nur in 90,9 Prozent aller Einsätze. Vorgesehen ist im Rettungsdienstgesetz jeweils eine Quote von 95 Prozent. Schwer wiegt dabei besonders, dass sich die Zahlen gegenüber dem letzten Untersuchungszeitraum vor wenigen Jahren sogar verschlechtert haben. In Mücheln und Bad Lauchstädt liegen die Quoten aktuell sogar unter 60 Prozent.

Abdeckung

Für den Nordosten des südlichen Kreisgebiets spricht das Gutachten gar von einem Versorgungsdefizit, das behoben werden muss. Dazu schlagen die Experten den Bau einer zusätzlichen Rettungswache vor. Diese soll sich optimalerweise in Lochau oder Burgliebenau befinden. Auch das Geiseltal soll eine neue Wache erhalten - am besten im Zentrum oder im Osten Braunsbedras, so heißt es in dem Gutachten weiter. In Querfurt soll zudem das Notarztfahrzeug direkt am Klinikum stehen, um im Ernstfall keine Zeit zu verlieren.

Im gesamten Jahr 2016 wurden im Saalekreis 24 072 Einsätze des Rettungsdienstes verzeichnet. 15 471 Mal rückte ein Rettungswagen aus, 5 944 Mal der Notarzt. Die übrigen Fälle kamen durch Krankentransporte zustande. Vom Notruf bis zum Ausrücken der Rettungssanitäter vergingen durchschnittlich drei Minuten, was die Einhaltung der Hilfsfrist erschwert. Mit 84,3 Prozent schneidet dabei Merseburg am besten ab, gefolgt von Querfurt mit 75,6 Prozent. Deutlich schlechter sieht die Quote in Bad Dürrenberg mit 65,1 Prozent aus. Die Schlusslichter sind Bad Lauchstädt (59,5) und Mücheln (57,6). Das Rettungsdienstgesetz sieht vor, dass Sanitäter in 95 Prozent der Einsätze nach zwölf Minuten vor Ort sein sollen.

Alarmieren und Ausrücken

Die Katastrophenschutz-Experten stellen in ihrer Einschätzung auch fest, dass die Alarmierung der Kräfte durch die Leitstelle und das Ausrücken die vorgesehene Zeit von zwei Minuten zum Teil deutlich überschreiten. Als Empfehlung soll der Kreis die Lage von Aufenthalts- und Schlafräumen in den Wachen überprüfen, um Laufwege zu verkürzen. Auch Verzögerungen im Digitalfunk sollen untersucht werden.

Personal

Angesichts der Probleme soll das Rettungsdienstpersonal noch stärker sensibilisiert werden. Bei Verzögerungen sollen sie Stellungnahmen zu den Gründen abgeben, um den Rettungsdienst zu verbessern. Auch sollten nach Meinung der Experten mehr Rettungswagen und damit mehr Personal vorgehalten werden. (mz)