Retter im Käfig Retter im Käfig: So anstrengend ist ein Belastungstest für Feuerwehrleute

Merseburg - Bevor es für die Feuerwehrmänner auf den Parcours durch Käfige geht, rennen sie mit Atemschutzausrüstung 100 Meter mit acht Prozent Steigung auf dem Laufband, klettern 15 Meter eine nicht enden wollende Leiter hoch und werfen neunmal einen Schlaghammer. Wenn sie alles geschafft haben und sich auf dem Parcours erst mit Wärme und später im Nebel ihren Weg gebahnt haben, haben sie für ein weiteres Jahr die Befähigung, unter Atemschutz in den Einsatz gehen zu können.
Innerhalb von zwölf Monaten müssen alle freiwilligen und hauptamtlichen Feuerwehrleute die Belastungsstrecke absolvieren. Doch gerade im Jahr der Pandemie, der Lockdowns und des einschränkten Ausbildungsbetriebs ist das für Kreis und Feuerwehr zur Herausforderung geworden.
In Zweierteams auf der Belastungsstrecke
Es ist Anfang Dezember an einem Dienstagabend. Es ist längst dunkel und doch stehen die Feuerwehrleute, zum großen Teil aus Großkayna, in Blösien am Feuerwehrtechnischen Zentrum und warten darauf, sich in Zweierteams auf der Belastungsstrecke zu beweisen. Im Inneren bereitet Frank Schnauß alles vor. Es ist kurz nach 18 Uhr und auch er ist als Ehrenamtlicher dort, um den Männern die Prüfung abzunehmen.
Bis alle, die für diesen Abend angemeldet sind, durch sind, könnte es 21.30 Uhr werden, glaubt Schnauß mit Blick auf seine Uhr. Nach einem harten Arbeitstag wird da einiges von den Feuerwehrleuten abverlangt. Doch dass die Prüfung überhaupt stattfinden kann, liegt nur daran, dass der Kreis seine Kurse zahlenmäßig hochgefahren hat.
„Das wird auch sehr gut angenommen“
Im März mussten die Lehrgänge ausgesetzt werden. Sechs Termine fielen dadurch aus. „Um dem Rückstau entgegen zu wirken, wurden insgesamt 14 zusätzliche Termine zur Belastungsübung mit einer Kapazität von insgesamt 112 Plätzen angeboten“, sagt Susanne Lange, zuständig in der Öffentlichkeitsarbeit des Kreises. Das führte auch dazu, dass die Übungen nicht mehr nur am Wochenende, sondern teils auch unter der Woche stattfanden.
„Das wird auch sehr gut angenommen“, sagt Markus Mennicke, Sachgebietsleiter Brandschutz beim Kreis. Das sei nicht selbstverständlich, aber scheinbar kommt das einigen Freiwilligen sogar entgegen, wenn sie eben nicht das Wochenende opfern müssen.
„Der Brandrauch enthält viele Gifte.“
Dass so viele Feuerwehrleute wie möglich die Befähigung haben, unter Atemschutz in den Einsatz zu gehen, ist heute wichtiger denn je, betont zudem Kreisbrandmeister Michael Jahn. „Der Brandrauch enthält viele Gifte.“ Das war nicht immer so extrem, liegt aber vor allem am Gebrauch von Kunststoffen in allen Lebensbereichen. Grundsätzlich wissen Feuerwehrleute nie genau, was für Stoffe im Qualm stecken. Daher könnte man Brandeinsätze nicht mehr ohne Atemschutz machen. Jene ausgebildeten Atemschutzgeräteträger sorgen dafür, dass die Feuerwehren arbeitsfähig sind.
Nicht alle Lehrgänge konnten jedoch in diesem Umfang aufgeholt werden, wie der Landkreis auf Nachfrage erklärt. Betroffen seien die Fortbildung für Führungskräfte gewesen, für die nur ein Termin zur Verfügung stand. Gänzlich ausgefallen sind die Aus- und Fortbildungen im Bereich der Technischen Hilfeleistung, die auch nicht nachgeholt werden konnten. Die Lehrgänge dienten jedoch lediglich der Vertiefung des Wissens. Auswirkungen auf das Einsatzgeschehen haben die Ausfälle nicht, so der Kreis.
Wichtig für Kreisbrandmeister Jahn war jedoch, dass vor allem die aufstrebenden jungen Feuerwehrleute die Chance bekommen hätten, ihre Grundausbildung fertig zu machen. Gerade mit der starken Motivation wollte man sie nicht vor den Kopf stoßen. Er ist daher sowohl dem Kreis, als auch den Ausbildern und Feuerwehren dankbar für die Kraftanstrengung im vergangenen Jahr. (mz)

