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"Open Government Labor" "Open Government Labor": Merseburg und Schkopau als Vorreiter bei Digitalisierung

Von Robert Briest 23.09.2020, 06:30
Thomas Ringling, Bürgermeister Schkopau
Thomas Ringling, Bürgermeister Schkopau Peter Wölk

Merseburg/Schkopau - Es gibt Ziele, die klingen für Außenstehende einfacher erreichbar, als es die Betroffenen empfinden. Die Digitalisierung der Verwaltung ist ein Beispiel dafür. Bis Ende 2022 müssen Kommunen, Länder und Bund Hunderte Leistungen digital anbieten, so schreibt es das Onlinezugangsgesetz vor. Der Bürger soll dann für Anträge nicht mehr zwangsläufig aufs Amt müssen, sondern sie bequem vom heimischen Computer aus stellen können.

Derzeit sind jedoch Zweifel angebracht, ob alle Kommunen in zwei Jahren schon soweit sind. Torsten Ringling (parteilos), Bürgermeister von Schkopau, formuliert vorsichtig: „Das Onlinezugangsgesetz bis Ende 2022 flächendeckend umzusetzen, ist sportlich.“ Man müsse dabei unterscheiden: Die Möglichkeiten für die Bürger, online Anträge zu stellen, seien einfacher umsetzbar.

„Wenn das Problem nicht gelöst wird, besteht die Gefahr eines Medienbruchs.“

Schwieriger sei es hingegen, auch die Abläufe in der Verwaltung entsprechend zu digitalisieren. „Wenn das Problem nicht gelöst wird, besteht die Gefahr eines Medienbruchs.“ Soll heißen: Ein digital gestellter Antrag würde beispielsweise ausgedruckt und dann wieder händisch in ein anderes Programm eingetragen.

Ringlings Gemeinde hat allerdings gute Chancen, bei der Lösung solcher Sorgen vorne dabei zu sein. Denn gemeinsam mit Kreis und Stadt Merseburg bildet Schkopau ein „Open Government Labor“, eines von 13 in ganz Deutschland. In diesem sollen Musterlösungen für die Digitalisierung erarbeitet und erprobt werden.

„In Laboren soll getestet werden, dass Angebote den Bürgern tatsächlich Erleichterungen bringen“

„In den Laboren soll getestet werden, dass Angebote den Bürgern tatsächlich Erleichterungen bringen“, erörtert Grit Prüfer, Verantwortliche des Regionalen Digitalisierungszentrums, bei dem die Fäden zusammenlaufen. Es hat seinen Sitz im Mitz in Merseburg in direkter Nachbarschaft zu Firmen wie Brain-SSC, die Softwarelösungen für Verwaltungen erarbeiten.

Unter dem Label des Labors, an dem auch die Hochschule Merseburg beteiligt ist, laufen verschiedenste Projekte. Am weitesten ist das Serviceportal für den Saalekreis, das im November an den Start gehen soll. „In einem ersten Schritt sollen dort zunächst bereits vorhandene Dinge, wie etwa beschreibbare PDFs, online abrufbar sein“, erklärt Prüfer.

„Das Barcamp richtet sich an alle"

In den Kommunen geht es zunächst darum, herauszufinden, welcher Bedarf für Digitalisierung überhaupt besteht. Dabei sei die Bürgerbeteiligung wichtig. Den Auftakt zu dieser soll am 29. September ein Barcamp in der Stadtbibliothek in Merseburg bilden. Dabei handelt es sich nicht um ein Trinklager, sondern wie die Verantwortliche erklärt, um eine Art Ideenkonferenz, ein Forum, in dem sich Leute dazu austauschen können, was ihnen beim Thema Digitalisierung wichtig ist.

„Das Barcamp richtet sich an alle: Bürger, Schüler, Studenten, Unternehmer, Verwaltungsmitarbeiter. An alle, die sich an der Gestaltung der digitalen Zukunft beteiligen wollen.“ Die Idee sei, Vorschläge daraus aufzugreifen und zu einer Art Fahrplan für die nächsten zwei Jahre zu machen. Ringling will für diesen im Oktober auch noch Treffen mit Ortschaftsräten und interessierten Bürgern in Schkopau abhalten. In Merseburg ist zudem im Winter eine Onlineumfrage geplant, deren Fragebogen derzeit am Mitz erarbeitet wird. Dabei soll es um die Kernthemen Leben, Wohnen, Arbeiten gehen.

„Ziel ist, dass es am Ende ein vernetztes digitales Angebot gibt.“

Denn die Arbeit des Digitalisierungslabors soll sich nicht allein auf die Verwaltung beschränken. „In Merseburg geht es etwa auch um die Kulturschätze“, erläutert Prüfer. Der Stadt mangele es nicht an Schätzen und kulturellen Institutionen. Die hätten aber noch digitalen Nachholbedarf. Das Kulturamt arbeite deshalb gerade an einem Projekt: „Ziel ist, dass es am Ende ein vernetztes digitales Angebot gibt.“

Ringling kann sich auch neue Plattformen vorstellen, mit denen sich die Vereine der zwölf Ortsteile besser vernetzen können. Für die Verwaltung hat er auf alle Fälle schon Nachholbedarf in Sachen Website ausgemacht. Die müsse künftig besser gepflegt werden. Was die sonstige Agenda angeht, will er den nahen Workshops nicht vorgreifen. Trotz der technischen Herausforderungen, die seiner Gemeinde mit der Digitalisierung ins Haus stehen, sagt der Bürgermeister: „Wir wollen anfangen. Das Onlinezugangsgesetz macht in einer Flächenkommune wie Schkopau Sinn.“

››Barcamp: Dienstag, 29. September, 13 bis 17 Uhr in der Stadtbibliothek Merseburg. Interessierte können sich bis zum 25. September per Mail an [email protected] anmelden. (mz)