Neue Deutung der Himmelsscheibe? Neue Deutung der Himmelsscheibe?: Spektakuläre "Abora IV"-Expedition lässt das vermuten

Halle (Saale)/Braunsbedra - Der Experimentalarchäologe Dominique Görlitz, der im August und September die spektakuläre Schilfsegelboot-Expedition „Abora IV“ vom bulgarischen Varna über Schwarzes Meer, Bosporus und Mittelmeer ins türkische Kas leitete, steht jetzt im Mittelpunkt eines Kongresses „Pioniere der Meere“. Die öffentliche Veranstaltung findet am 23. November ab 10 Uhr im Galileo-Park in Lennestadt im Sauerland statt.
Durch Expedition neue Deutung der Himmelsscheibe von Nebra
In den Vorträgen geht es um neuste Ergebnisse aus der Entdeckergeschichte des Menschen. Dominique Görlitz will zeigen, dass schon vorzeitliche Seefahrer zu fernen Ufern aufbrachen, um Völker und Länder miteinander zu verbinden. Gleichzeitig präsentiert er zusammen mit einem Physiker und einem Kulturhistoriker anhand neuer archäologischer Funde einen neuen Ansatz zur Deutung der Himmelsscheibe von Nebra, die im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle exponiert wird, und stellt seine Thesen zur Diskussion, so der Chemnitzer bei einem Pressetermin.
So seien nicht Voll- und Halbmond dargestellt, wie bisher vermutet. Denn beide würden schon von ihren Dimensionen her nicht zueinander passen. Vielmehr habe die Himmelsscheibe seiner Meinung nach eine Tag- und eine Nachtseite. Dargestellt seien links Sonne und rechts Mond. Bei den sieben zusammenhängenden Punkten handle es sich nicht um das Siebengestirn der Plejaden. Seiner Meinung nach sei hier das Symbol für die Weltensäule oder auch den Himmelsbaum dargestellt. Es sei eine Darstellung, die auch in Schweden und in Mesopotamien schon auftauchte und damit international gültig sei. Es handle sich um Sterne um den heutigen Polarstern.
Expedition des Archäologen würden internationale Darstellungen untermauern
Die Nachthälfte der Himmelsscheibe zeige auch den Großen Wagen. Letzterer sei der Steuermann der am unteren Rand angebrachten Himmelsbarke. Ihre Aufgabe sei es, die auf der Tagesseite untergehende Sonne nachts durch die Unterwelt wieder zurück in den Osten zu bringen. Die Barke gehöre damit an genau diesen Platz und sei nicht willkürlich an den Rand der Himmelsscheibe gequetscht worden.
„Das alles sind natürlich keine Beweise“, stellt Dominique Görlitz klar. Dafür sei noch viel wissenschaftliche Arbeit nötig. Sein Ansatz würde aber internationale Darstellungsweisen untermauern und beweisen, dass die Welt schon vor Tausenden von Jahren eng beieinander war. Wie sonst hätte in Bulgarien jetzt eine Goldkette gefunden werden können, die aufgrund ihrer Art der Herstellung nur einem Metallhandelszentrum in der nördlichen Ägäis zugeordnet werden könne, fragt er.
Balkan und Mitteleuropa seien durch die Seefahrer durch Handel verbunden gewesen. Das habe auch die Darstellungen auf der Himmelsscheibe beeinflusst. Er würde sich freuen, wenn seine Kritiker sich seine Theorien wenigstens einmal anhören würden. (mz)