Stürmischer als Geiseltalsee Stürmischer als Geiseltalsee: Wie Archäologe gegen drei Meter hohe Wellen kämpft

Merseburg/Canakkale - Das Abenteuer geht weiter: Am vergangenen Wochenende hat der Experimentalarchäologe Dominique Görlitz seine atemberaubende Mission auf der „Abora IV“ fortgesetzt. „Gestern Abend legte unser Schiff unter großer öffentlicher Beteiligung in Çanakkale ab“, berichtete der Kapitän am späten Samstagabend. Nachdem das selbstgebaute Schilfboot hinaus ins Meer geschleppt wurde, hissten der Abenteurer und seine Crew wieder die Segel und nahmen Kurs in Richtung Limnos.
Vom Training auf dem Geiseltalsee zu Live-Experiment auf hoher See
Die griechische Insel liegt in der Nord-Ägäis. „Anfangs nahm uns ein freundlicher Wind in Empfang, der uns auf hervorragendem Kurs in Richtung der türkischen Insel Gökceda vorantrieb“, erzählt Görlitz, der mit seiner Expedition von Bulgarien bis Zypern beweisen will, was Historiker bislang nur theoretisch beschreiben: Schon die frühen Hochkulturen betrieben Fernhandel über das Wasser.
Dominique Görlitz hat für das Live-Experiment auf hoher See jahrelange Vorbereitungen hinter sich. Unter anderem trainierte er im Vorfeld seiner Expedition zwei Jahre lang auf dem Geiseltalsee. Zuletzt hatten sich die Etappen in den Dardanellen als äußert schwierig, aber machbar erwiesen. Görlitz zeigte sich zuversichtlich, sein Ziel zu erreichen.
Experimentalarchäologe und sein Kampf gegen Meter hohe Wellen
Der härteste Gegner bei der Expedition ist dabei das Wetter. So auch auf der jüngsten Etappe mit dem Ziel Limnos. „Schon in den frühen Nachtstunden änderte sich das Wetter, und wir konnten mit dem anschwellen der Windstärke nur unter Aufbringung aller Kräfte unseren Kurs halten“, erklärte er. Am Samstagmorgen schwoll der Wind dann auf kräftige 7 Beaufort mit drei Meter hohen Wellen an.
„Damit war klar, dass wir beidrehen und der Ostküste entlangsegeln mussten.“ Als neues Ziel wurde der prähistorische Hafen Poliochni ausgewählt. Einige Historiker meinen, dass Poliochni sogar die älteste Stadt Europas sei, wie Dominique Görlitz sagt. „Wir segelten bei Nordwind wie die legendären Argonauten in diese Bucht und gingen nach nur einem Tag vor Anker“, sagt er. Alle Expeditionsmitglieder seien wohlauf und in sehr guter Stimmung. Das Schilfboot überstand auch diese Etappe ohne Schäden, so dass die Reise bald fortgesetzt werden soll. Mitte, spätestens jedoch Ende September soll die mehrwöchige Expedition mit dem 14 Meter langen und vier Meter breiten Boot Marke Eigenbau beendet sein. (mz)