Nach Training am Geiseltalsee Nach Training am Geiseltalsee: Schilfboot-Abenteurer baut für Expedition "Abora IV"

Braunsbedra - Der Experimentalarchäologe Dominique Görlitz, der für seine neue Schilfboot-Expedition „Abora IV“ zwei Jahre mit seinem internationalen Team aus sechs Nationen auf dem Geiseltalsee trainierte, ist seinem Traum wieder ein Stück nähergekommen.
Nach sechs Monaten Vorbereitungszeit und unzähligen bürokratischen Hürden ist nun das Schilf für sein neues Boot aus Bolivien auf dem Bauplatz im bulgarischen Varna angekommen. Daneben reisten auch zwei erfahrene bolivianische Bootsbauer mit an. Die Endfertigung kann also losgehen.
Von der berühmten Goldküste aus will der Chemnitzer ja noch diesen Sommer übers Schwarze Meer bis nach Ägypten segeln. Er möchte auf diese Art und Weise seine Theorie bestätigen, dass schon vor tausenden Jahren die Kulturen des Schwarzen Meeres mit den Ländern jenseits des Bosporus in einem permanenten Austausch standen. Er behauptet sogar, dass schon die vorantiken Völker seit Beginn der Metallkultur und lange vor den Griechen diese Seewege befuhren.
Verspätungen, zolltechnische Probleme und der Ausfall eines Containerschiffes in Chile
Doch Dominique Görlitz hatte in den vergangenen Wochen mit großen Problemen zu kämpfen. Verspätungen, zolltechnische Probleme und der Ausfall eines Containerschiffes in Chile zwangen ihn sogar, den ursprünglich in Sotschi geplanten Bauplatz von Russland nach Bulgarien zu verlegen. Auch vor der Auslieferung des Schilfs jetzt in Bulgarien wurde die Ladung umfassend durch die bulgarische Polizei, die Drogenbehörde und die Geheimpolizei kontrolliert, heißt es in einer Pressenotiz des „Abora“-Teams. Er sei jedenfalls froh, dass die zerbrechliche Ladung das andere Ende der Welt sicher erreichte, schreibt Dominique Görlitz nun.
Die Rollen hätten weder einen muffigen Geruch gehabt noch machte das Schilf einen beschädigten Eindruck. Von den 40 Schilfbündeln und zehn riesigen Schilfmatten seien nur zwei Bündel leicht beschädigt angekommen. Damit sei seine Strategie aufgegangen, das Boot nicht in Bolivien selbst, sondern erst am Startort zu bauen. Denn bei seinen vorangegangenen Expeditionen hatten die fertigen Schilfboote immer größere Transportschäden am Rumpf. Daraus hatte der Archäologe gelernt.
Zwei erfahrene Bootsbauer vom Titikakasee aus Bolivien
Die beiden erfahrenen Bootsbauer vom Titikakasee aus Bolivien, die ebenfalls nach Bulgarien reisten, gehören zu einer ganz berühmten Familie. Ihre Verwandten haben nicht nur in den vergangenen Jahren die ersten drei „Abora“-Schiffe gebaut, sondern vor Jahrzehnten auch schon mit dem berühmten Thor Heyerdahl zusammengearbeitet. Der legendäre Forscher wies 1947 mit seiner „Kon-Tiki“-Expedition über den Pazifik nach, dass Schilfboote interkontinentale Kontakte bereits zu Zeiten vor Kolumbus ermöglichen konnten. Er ist das Vorbild von Dominique Görlitz.
Mit der Ankunft der Experten aus Bolivien und der Fertigstellung des Baugerüsts kann jedenfalls nun der eigentliche Bootsbau am Ufer des Varna Sees beginnen. „Wir rechnen mit einer Bauzeit von vier Wochen. Parallel müssen unsere deutschen Handwerker die Schiffsaufbauten fertigen“, teilt der Chemnitzer mit. (mz)