Neue Chefin im Jugendamt Saalekreis Neue Chefin im Jugendamt Saalekreis: Was die Volljuristin mit dem Haus nun vorhat

Merseburg - „Was das Jugendamt macht, weiß keiner so richtig, solange er nicht im Jugendamt arbeitet“, räumt Antje Springer ein. Die Volljuristin gehört zu jenem kleinen Kreis, der auf Nachfrage eine umfangreiche Auflistung der Aufgaben des Amtes des Saalekreises abliefern kann: Finanzielle Unterstützung etwa in Form von Unterhaltsvorschuss, Erstattung von Elternbeiträgen, Prävention durch die offene Kinder- und Jugendarbeit, Kitabedarfsplanung und Beratung zu Beziehungen oder im Zweifelsfall auch Scheidungen.
Springer sollte es wissen, schließlich leitete sie nicht nur seit 2016 das Sachgebiet „Wirtschaftliche Jugendpflege“, sondern seit Februar kommissarisch und seit Mitte September auch offiziell das gesamte Jugendamt. Und das hat aus ihrer Sicht ein Imageproblem, das sie beheben möchte: „Dass ist eine große Aufgabe für mich, dass das Jugendamt nicht mehr als Eingreifbehörde wahrgenommen wird, sondern als Dienstleister, der auch im Vorfeld hilft.“ Natürlich sei es Aufgabe des Jugendamtes, Kinder in Not als Wächter zu beschützen, aber die 35-Jährige möchte, dass der Bevölkerung auch die Beratungsangebote bewusster werden, damit vielleicht solche Notlagen gar nicht erst entstehen.
„Es wäre schön, wenn das Jugendamt als Partner wahrgenommen wird“
„Es wäre schön, wenn das Jugendamt als Partner wahrgenommen wird. Diese Hoffnung richtet sich auch an die Kommunen, mit denen das Amt viele Arbeitsschnittpunkte etwa bei den Kitas oder bei der Jugendarbeit hat. Gerade mit Merseburg hatten sich zuletzt Konfliktstellen entwickelt, weil die Stadt die Jugendarbeit aus Geldgründen gern komplett dem Kreis überlassen möchte. Sie versuche sich aus der politischen Diskussion herauszuhalten, sagt Springer dazu. Dieses Feld möchte sie lieber ihrem Vorgesetzten, Sozialdezernent André Wähnelt, überlassen, fügt aber an: Als Jugendamt habe man ein Interesse daran, dass eine Lösung gefunden wird, schließlich wüsste man, welche Folgen ein Wegfall der Angebote hätte.
Auch ohne die Reibereien mit der Kreisstadt hat Springer, die in Halle und Frankfurt/Oder studierte, genug Arbeit auf dem Schreibtisch. So fehlen dem Kreis etwa Pflegeeltern. Kinder bei diesen unterzubringen ist aus Sicht der Amtsleiterin nicht nur günstiger als in Heimen, sondern auch für die Kinder deutlich besser.
Im vergangenen Jahr hatte der Saalekreis Beihilfen für Pflegeeltern erhöht
Im vergangenen Jahr hatte der Kreis deswegen die Beihilfen für Pflegeeltern erhöht. Das habe zwar nicht zu einem Anstieg der Pflegeeltern geführt, aber zumindest sei die Zahl der Pflegeeltern nicht weiter gesunken, resümiert die neue Amtsleiterin, die hier nun stärker werben will. „Jede Familie wäre ein Gewinn.“
Ähnliches gilt wohl auch für Mitarbeiter. 120 zählt das Jugendamt aktuell. Es könnten jedoch 125 sein, sagt Antje Springer. Die Stellen, darunter zwei Sachgebietsleiterposten, seien bereits ausgeschrieben. Doch der Fachkräftemangel mache sich bemerkbar. „Wir konkurrieren mit freien Trägern um die Sozialpädagogen.“ Und wer komme, müsse dem Job auch gewachsen sein: „Manche Bewerber stellen erst vor Ort fest, auf was sie sich da einlassen.“
Für die vorhandenen Kollegen ist die neue Chefin voll Lobes, nur deretwegen laufe das Haus. Und einmal in Schwung dankt sie auch ihrer Familie, die ihr den Rücken freihalte, und den Freunden, die sie daraufhinweisen, wenn sie nur noch von der Arbeit rede. Vermutlich können auch die die Aufgaben des Jugendamtes längst problemlos runterrasseln. (mz)