Neue Attraktion fürs Museum Neue Attraktion fürs Museum: Kötzschauer Eisenbahnfreunde kaufen alte Diesellok

Kötzschau - 20.40 Uhr schwebte die 24 Tonnen schwere Lok schon fast in Dunkelheit gehüllt endlich über dem Tieflader. Die Mitglieder des Vereins Eisenbahnfreunde Kötzschau liefen nervös auf und ab, hielten dabei die Handys und Kameras in ihren Händen, um den Moment zu dokumentieren. Es hatte über vier Stunden gedauert, bis es soweit war. Die einen können nicht hinschauen, die anderen nicht weg. Für den Verein erfüllt sich mit der Lok nämlich ein Traum - und das Museum ist um eine Attraktion reicher.
Die blaue Diesellok vom Typ V22 stammt ursprünglich aus Genthin, wo sie am Montag auch aufgeladen und per Tieflader und unter den wachsamen Augen der Vereinsmitglieder nach Kötzschau gefahren wurde. Die Diesellok ist eine typische Rangierlok, die Rohstoffe und fertige Produkte zwischen dem ehemaligen Spee-Waschmittelwerk und dem Bahnhof transportiert hat.
„Bis 2015 fuhr sie dort auch noch“, erzählt der Vereinsvorsitzende, David Falk. Erst im Herbst vergangenen Jahres haben die Mitglieder über mehrere Ecken gehört, dass die Lok zu verkaufen sei. Im Januar haben sie sich das Schmuckstück, Baujahr 1974, angesehen und gekauft. „Sonst wäre sie vermutlich verschrottet worden“, so Falk. „Und wir wollten schon immer eine Lok haben, aber es muss ja auch finanzierbar bleiben.“
Anheben der Lok bereitet Kopfzerbrechen am Bahnhof Kötzschau
Am Montagmorgen sind dann einige Mitglieder nach Genthin gefahren und haben die Lok reisefertig gemacht, bevor ein Unternehmen aus dem sächsischen Schwarzenberg sie abgeholt und zum Bahnhof Kötzschau gebracht hat. „Wir brauchten einen Tieflader mit Schienen“, erklärt Falk die Wahl des erzgebirgischen Unternehmens. Erst kurz vor dem Museum übernahm dann die Kranfirma Mammoet aus Leuna die letzten heiklen Meter.
Doch das Anheben der Lok bereitete offenbar Kopfzerbrechen und dauerte viel länger als erwartet. Unsicher war man sich, wo man die V22 anheben sollte und dann fehlte auch noch ein zusätzliches Teil. Die Vereinsmitglieder waren zum Warten verdammt. Das Teil wurde vom Standort in Leuna geholt. Als der Kran soweit war, ging alles ganz schnell. Es dauerte nur zehn Minuten. Langsam schwebte die Lok an einem Mast und am Bahnhofsgebäude vorbei.
Lok schwebt zwischen Baum und Haus auf die Gleise
Auf dem Gelände am Bahnhof herrschte Aufregung. Der Kran drehte sich um die eigene Achse und der Kranfahrer manövrierte das tonnenschwere Gefährt zwischen Baum und Haus über die Schranke auf die Gleise. Auf den Zentimeter genau wurde die Lok auf den Gleisen abgesetzt. Die Vereinsmitglieder jubelten, die Erleichterung bei ihnen war spürbar groß.
„Wir sind glücklich, dass alles geklappt hat“, sagte Falk im Anschluss. „Wir haben die Gleise im Vorfeld um neun Meter verlängert und etwas verstärkt, damit sie das Gewicht aushalten.“ Und das Gleisbett hielt. Die Lok stand - und fuhr. Lokführer Marvin Meinhardt schmiss um 21 Uhr die Lok an und ließ sie die letzten Zentimeter bis auf ihre endgültige Position rollen. „Sie ist zwar funktionstüchtig, aber sie hat keinen Tüv und sie wird hier auch nicht fahren“, sagte Falk. Und dann begrüßte sie die Nachbarn mit einem ausgedehnten Signalton. (mz)
››Das Museum hat am Sonntag, 14 Uhr geöffnet und feiert am Sonntag, 19. Mai, sein Bahnhofsfest. Dazu findet eine Sonderfahrt mit einer Dampflok 91.134 aus Schwerin statt. Karten dafür gibt es unter anderem online: www.eisenbahnfreunde-koetzschau.com

