Nähstube in Mücheln Nähstube in Mücheln: Die Herrin über Hunderte Kostüme

Mücheln - Die Lehrer und Schüler der Grundschule Mücheln werden in ihren historischen Kostümen Staat machen. Wenn sie beim Festumzug anlässlich 666 Jahre Stadtrecht durch die Straßen zum Markt ziehen, tragen die Lehrerinnen dunkle Röcke aus grobem Stoff und Blusen mit großem gestärkten Spitzenkragen. Da hat man schon beim Zugucken Respekt. Die Mädchen und Jungen wiederum zeigen sich in schwarzen Pumphosen.
Genäht hat dies alles Doris Krakowiak. Sie ist die Herrin der Müchelner Nähstube. Hier lagern bereits mehr als 600 Kostüme zum Beispiel vom heiligen Jakobus oder von Herolden, von Rot-Kreuz-Schwestern und Turnerinnen. In den nächsten Wochen werden noch etliche mehr dazukommen. Denn das Jubiläum soll in der Geiseltalstadt am ersten Juliwochenende groß gefeiert werden.
Nicht nur die Müchelner selbst wollen sich präsentieren. Auch aus allen Ortsteilen sind Mitwirkende angekündigt. Und alle, die für ihren Auftritt noch das richtige Outfit brauchen, sind bei Doris Krakowiak an der richtigen Stelle. „Für Aufträge sollte man sich aber nicht mehr zu viel Zeit lassen, damit alles auch rechtzeitig fertig wird“, sagt sie.
Die 58-jährige Müchelnerin hat sich die Schneiderkunst selber angeeignet. Das Talent erbte sie von ihrer Mutter. Früher nähte sie für sich und die Familie. Auch Handarbeiten wie Stricken, Sticken und Häkeln sind für sie kein Problem. Kein Wunder, dass die Arbeitsförderungs- und Sanierungsgesellschaft Mücheln mbH Doris Krakowiak seit mehr als zehn Jahren immer wieder in der Nähstube einsetzt. Ihre aktuelle Maßnahme begann im Dezember und gilt für drei Jahre.
Vielfältige Aufgaben
Die Aufgaben der gelernten BMSR-Technikerin sind dabei vielfältig. Sie reichen vom Nähen neuer Kostüme und deren Katalogisierung über Änderungen und Ausbesserungen vorhandener Kostüme bis zur Reparatur von Plüschtieren der Kindereinrichtungen der Stadt. Auch andere soziale Einrichtungen oder Vereine können ihre Auftraggeber sein.
Die Stoffe, Knöpfe, Spitzen und Borde kommen oft als Spende zum Beispiel aus Haushaltsauflösungen in die Nähstube am Kirchberg 1. Nachschub wird ständig benötigt. Speziell für den Jubiläumsumzug hat dieses Jahr auch die Stadt im kürzlich verabschiedeten Haushalt einen finanziellen Zuschuss eingeplant.
Und so steckt Doris Krakowiak mitten in den Vorbereitungen. Vorlagen für die Kostüme nimmt sie aus von der Stadtbibliothek zur Verfügung gestellten Historien-Büchern oder den Schnittmusterbögen der von ihr gesammelten Modezeitschriften. Ihr wichtigstes Utensil ist neben Nähmaschine und Maßband der Bestandskatalog. Jedes Kostüm ist darin sorgfältig mit Foto, Kurzbeschreibung und Nummer aufgelistet. So kann man die einzelnen Stücke schnell finden. Immerhin füllen die Kleiderstangen mehrere Räume. Meist sind dann nur kleine Änderungen notwendig, um sie für den neuen Träger passend zu machen. Die Ausleihe selbst ist kostenlos. Und wer vor der Rückgabe keine Möglichkeit hat, das Kostüm zu waschen: Auch diese Aufgabe würde Doris Krakowiak übernehmen.
Die Müchelner Nähstube am Kirchberg 1 ist Montag bis Freitag 7 bis 11 Uhr offen. Doris Krakowiak freut sich schon darauf, den Festumzug vom Straßenrand mitzuverfolgen und dabei die von ihr genähten Kostüme zu betrachten. (mz)