Motorsport Motorsport: Jan Seyffarth - Rennfahrer im Dauereinsatz
QUERFURT/MZ. - Die Zahl 397 460 ruft bei Jan Seyffarth ein kleines Schmunzeln hervor. Korrekter müsste es natürlich heißen: 397 460 Euro. Das ist der Preis, den Mercedes für seinen Rennwagen SLS AMG GT3 aufruft. "Ja", sagt Jan Seyffarth lächelnd, "ein Unfall mit dem Auto könnte natürlich teuer werden."
Nun ist Seyffarth Rennfahrer durch und durch. Über die Gefahr von Unfällen ist sich der Querfurter bewusst. Doch sobald er am Steuer sitzt, spielt das keine Rolle mehr. Somit wird der 24-Jährige am Wochenende in Oschersleben seinen Mercedes trotzdem bis ans Limit fordern. Es ist der Saisonauftakt im ADAC GT Masters. Und für Seyffarth persönlich der Auftakt für eine ganz und gar spezielle Saison. "Ich werde in diesem Jahr 30 Rennen fahren", erzählt er. "Das ist wirklich extrem. So viel bin ich noch nie gefahren."
Nun kann man sich durchaus schlechtere Berufe vorstellen, als mit einem 400 000 Euro teuren Auto über die Rennstrecken der Welt zu rasen.
Kurios genug: Für Jan Seyffarth ist das GT Masters aber tatsächlich nur ein Zweit-Betätigungsfeld ist. Er startet nämlich noch in einer anderen Serie: dem Porsche Carrera Cup. "Und da liegt auch eindeutig mein Hauptaugenmerk. Zum einen, weil das Engagement im GT Masters erst vorige Woche, also sehr kurzfristig zustanden gekommen ist. Zum anderen, weil ich im Carrera Cup noch eine Rechnung offen habe."
Damit ist die Brücke geschlagen, zurück zum Thema Unfälle. Im September 2009 war Jan Seyffarth beim Carrera-Cup-Rennen in Barcelona schwer verunglückt. Ein Konkurrent war ihm frontal in die Fahrerseite gekracht. Die Hüftverletzung, die sich der Querfurter dabei zuzog, bedeutete damals das Saison-Aus - und das als Führender der Gesamtwertung. Schlimmer konnte es nicht kommen.
Seyffarth nimmt nun also einen neuen Anlauf. Der Porsche Carrera wird zu Hause in der Garage in Querfurt vorbereitet. Er fährt wieder für das Team seines Vaters Rüdiger. Warum? "Weil es zwei Sponsoren gab, die sich gern engagieren wollten, aber das Projekt gern mit mir als Fahrer machen wollten." Wer die Sponsoren sind, ist noch nicht bekannt gegeben. Wie sein Auto beim Saisonstart am 1. Mai in Hockenheim aussehen wird, ist deshalb noch nicht klar. "Sagen wir es mal so: Es wird sehr bunt sein."
Seyffarth rechnet sich ernste Titelchancen aus. Und eine Meisterschaft würde nicht ohne Widerhall bleiben. Der Carrera Cup ist der höchstrangige Markenpokal in Deutschland. Wer hier gut ist, rückt auch in den Fokus der ganz großen Serien, allen voran der DTM. Die Porsche-Rennen werden grundsätzlich im Rahmenprogramm der Tourenwagen-Masters ausgetragen.
Ein Sprungbrett also, denn den Traum, als Rennfahrer Geld zu verdienen, hat Jan Seyffarth noch nicht aufgegeben. 2009 war er nah dran, hatte enge Drähte zum Audi-DTM-Team geknüpft. Bei den Tests im Spätherbst konnte er sich dann aber nicht durchsetzen. Müßig zu spekulieren, ob das auch am langen Verletzungsausfall lag.
Ganz so medienträchtig werden die Auftritte im GT Masters nicht sein. Wenngleich auch dort ein Fahrerfeld antritt, das es in sich hat. Die Idee der Serie ist, dass Profi-Fahrer und Amateure ein Auto teilen können.
Seyffarth wird in der Profi-Wertung zum Beispiel auf Heinz-Harald Frentzen treffen. Der Formel-1-Vizeweltmeister von 1997 gibt in Oschersleben sein Rennsport-Comeback - übrigens an der Seite von Ex-Skispringer Sven Hannawald, dem größten Namen in der Amateur-Wertung.
Öffentliches Interesse wird also auch das GT Masters anziehen. "Ich will mich so gut wie möglich verkaufen und meinem Teamkollegen Oliver Mayer helfen, die Amateur-Wertung zu gewinnen", sagt Seyffarth. "Ich selbst habe keine Chance auf den Fahrertitel, weil ich eben in vier Rennen fehlen werde."
Jan Seyffarth kann die Einsätze in seinem 400 000-Euro-Auto also ein wenig genießen. Abgerechnet wird im Porsche. Der ist übrigens ganz preisgünstig und kostet gerade einmal rund ein Drittel vom Mercedes.