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Mode auf Rädern Mode auf Rädern: Mobile Boutique kommt zu den Kunden

Von Christiane Rasch 06.04.2016, 09:27
Brigitte Embrich präsentiert ihren Einkauf.
Brigitte Embrich präsentiert ihren Einkauf. Peter Wölk

Merseburg - Es dauert eine halbe Stunde, da hat Sebastian Stolle mehrere Stangen mit Kleidern und Kisten verpackt, im Transporter verstaut und zur Abfahrt bereitgemacht. Kaum ist das Seniorenfrühstück in der Begegnungsstätte der Bau- und Wohnungsgenossenschaft Merseburg (BWG) vorbei, muss der 36-Jährige schon zum nächsten Termin.

„Ich bringe die Mode zu meinen Kunden“

Mit seinem Modemobil, einer Modeboutique auf Rädern, ist Stolle von Montag bis Freitag im Raum Halle/Leipzig unterwegs. „Ich bringe die Mode zu meinen Kunden“, sagt er. Das seien überwiegend ältere Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind.

Stolle fährt unter anderem Pflegeeinrichtungen, Altenheime und Seniorentreffs an, besucht Kunden auf Wunsch aber auch Zuhause. „In diesem Fall stelle ich nach Rücksprache eine Vorauswahl an Kleidung zusammen“, sagt er. Denn sein fahrbares Sortiment umfasst rund 1.500 Stücke - von Unterwäsche über Oberbekleidung bis zu Hausschuhen.

Ältere Kunden im Fokus

„Wir sind kein junger Laden“, erklärt der gebürtige Leipziger. „Alles bei uns ist auf das Alter der Kunden eingestellt.“ Hierbei müsse viel beachtet werden. Das fange natürlich schon bei den Kleidergrößen an. „Anders als im Einzelhandel sind Größen bis 52 bei uns ganz normal.“ Auch die Schnitte richten sich nach den Bedürfnissen seiner Kunden. Für Individualanpassungen, etwa bei Kunden mit Amputationen, hat Stolle eine Schneiderin, die Änderungen umsetzt. Auch die Materialien, aus denen die Kleidung gefertigt ist, sind in diesem Geschäft ein wichtiger Punkt, da viele Kunden in Einrichtungen leben, in denen ihre Kleidung in Großwäschereien gesäubert wird. „Hier beachten viele das Thema Pflege nicht. Wäschereien brauchen pflegeleichte Sachen. Sonst kommt der teure Kaschmirpulli plötzlich im Kleinformat zurück.“ Im Modemobil werden daher nur Kleider aus pflegeleichten Stoffen verkauft. Seide oder Kaschmir führt Stolle nicht.

Ein zweites Mobil in Dresden

Mit seinem Geschäft hat der 36-Jährige offenbar ins Schwarze getroffen. Seit 2014 fährt er von Bad Dürrenberg aus mit dem Modemobil Kunden an. Doch die Nachfrage war bald so groß, dass Stolle ein zweites Mobil für den Raum Dresden anschaffen musste. Ein drittes soll im Winter dazukommen. „Das Feedback ist wirklich sensationell“, sagt er. „Wir haben damit eine Lücke geschlossen.“

Modeschauen inklusive

Dem stimmt auch Cornelia Rademacher vom BWG-Sozialmanagement zu, die das Seniorenfrühstück in Merseburg betreut. „Viele fahren nicht mehr allein zum Einkaufen. Außerdem finden sie hier Sachen, die man im Laden nicht findet, die individuell auf das Alter zugeschnitten sind“, sagt Rademacher. Positiv sei zudem, dass Senioren verschiedener Größe und Breite die Kleider vorführen. Eine davon ist Brigitte Embrich. „Im Herbst wurden schon Models gesucht. Da habe ich mitgemacht“, sagt Embrich. Auch in diesem Jahr hat sie an der Modenschau des Seniorenfrühstücks teilgenommen. Und gleich noch etwas gekauft. „Das Angebot hier ist einfach besser als in der Stadt.“ (mz)