Miss Simson und ihre "Caro" Miss Simson und ihre "Caro": 18-jährige Müchelnerin bei Wettin liebt DDR-Zweiräder

Halle (Saale) - Carolin Adam sitzt auf ihrem prächtig restaurierten Star und tritt den Kickstarter herunter. „Reng, deng, deng!“ Sofort erwacht der Motor des Zweirad-Oldtimers von 1966 zum Leben. Die blank polierten Chromfelgen blitzen in der Sonne. Und dann rollt sie los, die „Caro“ aus Mücheln, einem kleinen Ort bei Wettin. Seit wenigen Tagen ist die 18-Jährige in der Szene deutschlandweit bekannt. In Suhl hatte die junge Frau den Wettbewerb zur Miss Simson 2019 gewonnen.
540 Likes - das war das Ticket zur Endrunde
„Ich freue mich natürlich über den Titel und kann es irgendwie noch immer nicht glauben“, sagt die angehende Rechtsanwaltsfachangestellte. Der Kumpel ihres Vaters war auf die Idee gekommen, die Müchelnerin in Suhl anzumelden. Zehn Kandidatinnen standen zur Wahl. Zunächst wurden über Facebook die drei Finalistinnen gesucht. Carolin Adam kam auf 540 Likes - das war das Ticket zur Endrunde.
In Suhl mussten die Frauen dann Fragen zur Simson beantworten und ihre Mopeds über einen Geschicklichkeitsparcours zirkeln. „Freunde haben mir vorher noch Bücher zur Simson geschenkt, damit ich mich vorbereiten kann.“ Mit Erfolg jedenfalls, wie das Ergebnis zeigt. Doch was fängt „Miss Simson“ nun mit dem Titel an? Öffentliche Auftritte sind nicht damit verbunden. Es geht ums Prestige.
Ein Herz für die Simme: Viel selbst rumschrauben
Zu Hause hat die 18-Jährige übrigens zwei „Simmen“ stehen. Neben dem Star gehört noch eine S 51 zum kleinen Zweirad-Fuhrpark. Die Mopeds aus der DDR-Manufaktur kommen bei der Jugend gut an. „Die Simme ist Kult. Ich glaube sogar, dass die Nachfrage noch steigen wird. In meinem Freundeskreis fahren alle Simson.“ Warum eigentlich? „Man kann da noch viel selbst rumschrauben. Und außerdem sind sie schneller als die Maschinen, die man heute mit einem Mopedführerschein fahren darf.“
„Caro“, wie ihre Freunde nur sagen, knattert, seit sie 15 Jahre alt ist, mit ihren Simmen durch die Gegend. Zündkerzen zu wechseln und auch die Zündung einzustellen, sind für sie kein Hexenwerk. Und wird es schwieriger, hilft der Kumpel ihres Vaters. „Ich schaue immer zu. Man lernt nie aus.“ Miss Simson fährt übrigens auch Auto, einen kleinen Fiat 500, noch so eine Legende. Was wohl mehr fetzt? Das Auto sei natürlich bequemer, meint sie. „Aber richtig Spaß macht es auf dem Moped.“ (mz)