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Merseburg an der Spitze  Merseburg an der Spitze : Ein sehr mühsamer Job

Von Karl Ebert 09.09.2016, 20:39
Stephan Neigenfink (l.), hier im Duell mit Halles Jihad Mirza, hätte allein für die Entscheidung in dem Oberliga-Landesderby sorgen können.
Stephan Neigenfink (l.), hier im Duell mit Halles Jihad Mirza, hätte allein für die Entscheidung in dem Oberliga-Landesderby sorgen können. Schulz

Halle (Saale) - Hätte im Stadion am Zoo am Freitagabend nicht ein Dudelsack-Spieler mit schottischen Klängen für das Geleit beider Mannschaften auf den Rasen und am Ende auch wieder von ihm herunter gesorgt, dann wäre von Stimmung bei einem Derby nicht viel haften geblieben. Die Oberliga-Partie zwischen dem VfL Halle 96 und dem SV Merseburg 99 verlief so unspektakulär, dass Stadionsprecher Andreas Jahnecke die zweite Halbzeit mit dem Satz einleitete: „Das hier ist Fußball. Da darf es ruhig auch einmal laut zugehen.“

Neigenfink will besser werden

Genau das war es offensichtlich in der Kabine der Merseburger in der Halbzeit, denn mit einer deutlichen Steigerung nach dem Seitenwechsel verdienten sie sich den 1:0 (0:0)-Erfolg. Dabei wären die ehemaligen Spieler des VfL Halle 96, die mittlerweile das Trikot der Merseburger tragen, fast zu tragischen Helden geworden. Stephan Neigenfink, Tom Butzmann und Nikola Odovic ließen ihren Ex-Verein mit ihren vergebenen hundertprozentigen Chancen lange am Leben. „Das Spiel hätte spätestens nach 70 Minuten entschieden sein müssen“, sagte Neigenfink später. Er allein verfehlte gleich drei Mal ganz knapp das Gehäuse von VfL-Torhüter Christian Bölke, für den keiner dieser drei Versuche haltbar gewesen wäre. „So viele hundertprozentige Chancen werde ich wohl in keinem anderen Spiel wieder bekommen. Das muss einfach besser werden“, sagte Neigenfink.

In Gedanken schon in Halle

99-Trainer Farih Kadic entschuldigte seine Männer „für ein Spiel, das wie kein anderes Oberligaspiel war“ - aufgrund der VfL-Vergangenheit vieler Merseburger Spieler und seiner eigenen obendrein. Er war nur froh, „dass es endlich vorbei war „und wir gewonnen haben. Auch mit 1:0 ist gewonnen“, meinte der Coach.

Bereits vor dem letzten Pokalspiel beim SV Dessau 05 hatten sich die Anzeichen im Merseburger Lager gemehrt, dass die Spieler mit den Gedanken bereits beim Derby in Halle sind. „Entsprechend schwierig war die Arbeit in den letzten beiden Wochen. Wir mussten viel reden und vor allem unsere Emotionen im Zaum halten. Aber mir war immer klar, dass es nicht ohne Emotionen ablaufen würde“, sagte Kadic. „Nach dem tollen Saisonauftakt haben alle nur von einer Pflichtaufgabe geredet. Doch ich wusste, dass es schwer werden würde. Und wir hätten ja auch in Rückstand geraten können.

Ein Standard bringt die Entscheidung

Und das nach nicht einmal 60 Sekunden, als Halles Marvin Hahn nach einer Hereingabe per Kopf nur die Latte des Merseburger Tores traf.

Der VfL erwies sich als sehr unbequemer Kontrahent, der früh die Aktionen der Gäste störte und so ihren Spielaufbau für die ersten 30 Minuten nahezu komplett unterband. Doch diese Taktik kostete auch viel Kraft. Und so setzte sich die spielerische Überlegenheit des Aufsteigers schon in der Endphase der ersten Halbzeit durch.

Auch wenn Kadic seinen Spielern die schlechte Chancenverwertung für diesen einen Abend verzieh, so reichte ihm doch nicht, was er vor der Pause gesehen hatte. Er reagierte, brachte für Giorgaki Tsipi mit Oliver Seidel einen zweiten Stürmer neben Lukas Stagge und sofort rollten Angriffswellen Richtung VfL-Tor.

Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann der durchaus gut organisierte Abwehrriegel des Tabellenletzten endlich Risse bekommen würde. Als Odovic seinem Widerpart Blerand Shoshi dann zum sechsten oder siebten Mal einen Knoten in die Beine spielte und dieser sein Bein stehen ließ, kam schließlich die Chance für Martin Fiebiger. Der Kapitän verwandelte den fällig Foulstrafstoß sicher (67.). Danach ergaben sich weitere Möglichkeiten zu einem klareren Endstand. Aber die 99er hätten wahrscheinlich noch Stunden spielen können.

Das hatte auch Halles Trainer Rene Behring erkannt, der von einem „typischen 0:0-Spiel“ sprach. „Dass ausgerechnet ein Standard dann die Entscheidung bringt, ist blöd. Aber Fußball ist ein Ergebnissport, wir haben kein Tor geschossen, also haben wir auch keine Punkte.“ (mz)