Lohnmosterei im Kabelsketal Lohnmosterei im Kabelsketal: Bringt her eure Äpfel!

Kabelsketal - Was macht der kritische Konsument, wenn er mit der Qualität eines Lebensmittels nicht zufrieden ist? Klar, er wechselt zu einem anderen Produkt. Und wenn er auch damit nicht zufrieden ist, probiert er das nächste.
Was aber, wenn man irgendwann feststellt: Das schmeckt mir alles nicht. Dann produziert man eben selbst!
André und Kerstin Herrmann haben es so gemacht - freilich „nur“ mit einem ganz bestimmten Lebensmittel: mit Apfelsaft. „Ich war mit der Qualität der Säfte einfach nicht zufrieden“, sagt André Herrmann. Also pflanzte er im Herbst 2014 auf einer Fläche von drei Hektar neue Obstbäume - vor allem alte Apfelsorten, aber auch Birnen und Quitten. Rund 1.500 Bäume insgesamt.
Jahrhundertealte landwirtschaftliche Tradition
Damit setzt das Ehepaar eine jahrhundertealte landwirtschaftliche Tradition fort. Denn „Herrmanns Hof“, idyllisch gelegen mitten im Ortsteil Großkugel, gibt es seit bald 400 Jahren: Ein slawischer Söldner namens Gottfried Herrmann, der einst in Lützen gegen Gustav Adolf gekämpft hatte, investierte seinen Sold in den Hof. Das Wohnhaus wurde um das Jahr 1700 errichtet.
Vom ehemaligen Vierseitenhof sind allerdings nur noch drei Seiten übriggeblieben. Und diese drei Seiten haben vor allem zu DDR-Zeiten stark gelitten. „Mein Großvater war quasi der letzte Bauer“, sagt André Herrmann; 1959 wurde der Hof Teil der LPG: Großvater Erich Herrmann ist heute 72 und schaut selbstredend regelmäßig vorbei.
Nach der Wende bekam man völlig heruntergewirtschaftete Gebäude zurück. Der Acker war später lange an einen konventionellen Landwirt verpachtet.
Apfelsaft ist längst nicht gleich Apfelsaft
Noch läuft alles in sehr kleinem Maßstab. Bei einer Verkostung merkt man freilich schnell: Apfelsaft ist längst nicht gleich Apfelsaft. Herrmanns bieten diverse sortenreine Säfte an, aber auch „Cuvées“; die geschmacklichen Unterschiede sind erstaunlich. Außerdem experimentieren die Herrmanns fröhlich und mischen mal Birne, mal Sauerkirschen, mal Rhabarber und mal Holunderblüten dazu. Was indes alle Endprodukte eint: Es sind Säfte von hochintensivem Geschmack.
Ziel ist die rein biologische Bewirtschaftung und die Herstellung von Biosäften sowie von Wein, Essig und Marmelade (letztere gibt es bereits). Nebeneffekt: „Auch unsere vier Kinder erfahren, wie man im Einklang mit der Natur lebt - und von ihr leben kann“, sagt Kerstin Herrmann.
Mindestens 70 Kilogramm sollten es sein
Mosterei - das bedeutet bei Herrmanns noch viel Handarbeit. Hinzu kommt eine weitere Besonderheit: Man kann seine eigenen Äpfel vorbeibringen. Mindestens 70 Kilogramm sollten es aber sein, sagt André Herrmann - ab einer Menge von 100 Kilo kann der Kunde sicher sein, dass er ausschließlich den Saft aus den eigenen Äpfeln erhält. Im Ergebnis dürfe man dann bei 100 Kilo Äpfeln mit bis zu 70 Litern Saft rechnen. Indes gilt Herrmanns Credo: „Ein Saft kann nur so gut sein, wie es die Qualität der Früchte ist.“
Der 45-Jährige legt darum größten Wert auf die erstklassige Qualität des Ausgangsprodukts. Bei jeglichem industriell gefertigten Saft werde einfach nicht so ein Gewicht auf die Qualität der Früchte gelegt werden. So landen auf den großen Bandpressen immer auch Äpfel von minderer Qualität. Keine Frage, es ist ein hart verdientes Geld. „Wir wussten, dass es nicht einfach ist“, sagte André Herrmann. „Aber es ist trotzdem schön zu sehen, wie es langsam gedeiht“, ergänzt der Moster von Großkugel.
Der Hofladen in der Dorfstraße 22 in Großkugel ist derzeit geöffnet mittwochs von 15.30 bis 18 Uhr und an jedem ersten Sonnabend eines Monats von 9 bis 12 Uhr sowie nach Absprache unter der Nummer 034605/20504 Der Hof im Internet:www.herrmanns-hof.de (mz)
