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Wahlforum im Rathaus Laga, Finanzen, Bauland - Podiumsdiskussion vor der Bürgermeisterwahl in Bad Dürrenberg

Amtsinhaber Christoph Schulze (CDU) und sein Herausforderer Marcel Funke (parteilos) stellten sich den Fragen der MZ und der Zuschauer.

Von Laura Nobel 05.03.2022, 13:22
Marcel Funke (l.) und Christoph Schulze während der Schnellfragerunde
Marcel Funke (l.) und Christoph Schulze während der Schnellfragerunde Foto: Katrin Sieler

Bad Dürrenberg/MZ - In einer guten Woche entscheiden die Bad Dürrenberger, ob sie auch für die kommenden sieben Jahre Christoph Schulze (CDU) als Stadtoberhaupt haben wollen oder lieber mit Marcel Funke (parteilos) neue Wege gehen möchten. Damit sich die Bürger ein Bild von den Kandidaten und deren politischen Positionen machen können, hatte die MZ-Lokalredaktion Merseburg in Zusammenarbeit mit der Stadt zu einem Wahlforum eingeladen. Rund 30 Besucher folgten der Podiumsdiskussion. Robert Briest, Moderator und amtierender Leiter der MZ-Lokalredaktion Merseburg, hatte dabei zahlreiche Fragen an die Kandidaten.

Im kommenden Jahr steht die Landesgartenschau an. Wie würden Sie darauf regieren, wenn es jetzt noch zu größeren Problemen bei Vergaben kommt?

Christoph Schulze: Der Zeitplan ist in der Tat enorm unter Druck geraten. Deshalb führen wir Gespräche mit dem Land, wie wir die besten Lösungen für die Stadt finden können. Fest steht, dass die Fertigstellung der begonnenen Projekte höchste Priorität hat. Es werden noch spannende Monate, und es wird darauf ankommen, die Netzwerke in Richtung Landkreis und Land zu nutzen. Weitere Streichungen von Einzelprojekten sind ausgeschlossen.

Marcel Funke: Ich würde mich da voll und ganz auf die Laga GmbH verlassen. Ich hätte nur noch grob achteinhalb Monate, um mich in die Materie einzulesen. Ich sehe es aber auch so, dass es keine weiteren Streichungen mehr geben darf.

Was würden Sie tun, um die Laga regional und überregional bekannter zu machen, um dann auch genügend Besucher in die Stadt zu locken?

Funke: Da gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten, von Facebook bis hin zu Instagram, um auch das jüngere Publikum zu erreichen. Auch Youtube bietet gute Möglichkeiten zur Bewerbung, und ich gehe davon aus, dass auch die MZ regelmäßig berichten wird. Wichtig ist natürlich auch Mundpropaganda.

Schulze: Mehr Besuche als Besucher - das ist das Entscheidende. Wir setzen stark auf Dauerkartenbesitzer. Das ist auch das Angebot an die Bad Dürrenberger, die zu wesentlich günstigeren Preisen an Dauerkarten kommen. Was die Werbung betrifft: Es gibt Kooperationen mit verschiedenen Medien, und auch darüber hinaus haben wir zahlreiche Partnerschaften im gesamten mitteldeutschen Raum.

Im Oktober nächsten Jahres wird die Laga vorbei sein. Was soll danach mit dem Kurpark passieren?

Funke: Ich würde ihn attraktiv halten und ihm einen Eventcharakter verleihen, zum Beispiel Konzerte veranstalten. Auch verschiedene Märkte, wie zum Beispiel ein Mittelaltermarkt, würden sich anbieten.

Schulze: Es gibt ja eine Reihe von Veranstaltungsformaten der Stadt, die sich in der Vergangenheit bewährt haben. Insbesondere in der Zeit nach Corona kann man diese weiterentwickeln. Wir sollten aber auch stärker darauf setzen, dass auch Private den Kurpark als Veranstaltungsort begreifen.

Es fehlen knapp 1,4 Millionen Euro in der Stadtkasse. Der Wunsch ist, dass das Land über den Finanzausgleich mehr Geld liefert. Was machen Sie, wenn der erhoffte Geldregen in nächster Zeit nicht kommt?

Schulze: Die Forderung steht im Raum. Sie ist nicht neu, aber definitiv so berechtigt wie lange nicht. Es gibt immer mehr Aufgaben für die Kommunen, sie werden aufwendiger und damit auch teurer. Wir müssen jetzt schauen, wo wir klug investieren können, um perspektivisch zu sparen, zum Beispiel bei der Straßenbeleuchtung.

Funke: Bad Dürrenberg ist eine ertragsarme Stadt, da muss sich etwas ändern. Ich bin natürlich für den Landesausgleich, aber halte ihn für unrealistisch. Die Stadt muss so investieren, dass sie auf eigenen Beinen stehen kann. Das könnte gelingen, wenn man zum Beispiel auch nach der Laga den Eventcharakter beibehält.

In den Gewerbegebieten gibt es noch freie Flächen. Welche Branchen könnte man Ihrer Meinung nach noch nach Bad Dürrenberg locken?

Funke: Da fahre ich voll die Gesundheitsschiene. Wir haben die Sole und sollten sie nutzen. An die Industrie würde ich nicht rangehen, gerade mit Leuna im Rücken.

Schulze: Ich glaube, dass im Schatten des Chemiestandortes auch hier bei uns noch das eine oder andere wachsen kann. Nicht unbedingt chemische Industrie, aber es gibt zum Beispiel eine Anfrage für ein Nachhaltigkeitszentrum im Zusammenhang mit der Bioraffinerie oder für das Errichten von Schulungszentren.

Wie wollen Sie dafür sorgen, dass mehr Bauland zur Verfügung steht?

Funke: Da sehe ich zum Teil noch Möglichkeiten auf dem Salinegelände oder auf der Freifläche südlich der Schladebacher Straße, wo eventuell auch ein Einkaufszentrum entstehen soll. Auch auf den Dörfern gibt es noch Flächen.

Schulze: Wohnbebauung zu forcieren, ist ein ganz wichtiges Thema. Dazu gehört auch, vorhandenen Wohnraum in Schuss zu bringen. Auf der Fläche südlich der Schladebacher Straße könnten 80 Eigenheime untergebracht werden. Auch das Salinegelände soll zur Bebauung freigegeben werden, aber nicht für Einfamilienhäuser. Es sind außerdem mehrere Beschlüsse in Vorbereitung, zum Beispiel das B-Plan-Gebiet am Park, und wir sind dabei, den Flächennutzungsplan zu überarbeiten.

Was sind denn Ihre Vorstellungen für das Salinegelände?

Funke: Ich bin dafür, dort ein gesundheitliches Zentrum zu errichten, das die Sole nutzt. Der Rest der Fläche könnte etwa für Jugendangebote, Spielplätze oder Eigenheime genutzt werden.

Schulze: Barrierefreies Wohnen wird eine Rolle spielen. Es gibt durchaus Bedarf an qualitativ hochwertigen Mietwohnungen. Wir als Stadt könnten mit dem Neubau eines Kindergartens zur Quartier-Entwicklung beitragen.

Braucht Bad Dürrenberg Bürgerbeiräte?

Funke: Ich bin dafür. Der Bürger hat ein Mitspracherecht. Einzelne Vereine, Nationalitäten oder etwa die Jugend könnten Interessenvertreter stellen.

Schulze: Der Stadtrat ist das Entscheidungsgremium und wurde als Interessenvertretung der Bürger gewählt. Natürlich kann man verschiedene Beiräte stellen, das macht die Entscheidungsprozesse am Ende aber nur komplizierter.

Schnellfragerunde

In einer Schnellfragerunde hoben die Kandidaten lediglich Karten für die Antwort - grün für Ja, rot für Nein. Hier die dabei gestellten Fragen:

Soll der Kurpark künftig kostenlos für alle Bürger zugänglich sein? Marcel Funke: Ja, Christoph Schulze: Ja.

Soll der Kurpark auch für Hunde zugänglich sein? Funke: Ja, Schulze: Nein.

Würden Sie dem Rat vorschlagen, Kita- und Hortbeiträge zu senken? Funke: Ja, Schulze: Ja.

Sind Sie dafür, ein Einkaufszentrum auf der Freifläche an der Schladebacher Straße zu errichten? Funke: Ja, Schulze: Ja.

Schließen Sie eine Erhöhung der Grundsteuern in den kommenden sieben Jahren aus? Funke: Nein, Schulze: Nein.

Sind Sie langfristig gesehen für eine Fusion der Städte Bad Dürrenberg und Leuna? Funke: Nein, Schulze: Ja.

Würden Sie sich mit dem Wissen von heute noch einmal um eine Landesgartenschau bewerben? Funke: Ja, Schulze: Ja.