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Kursaal Bad Lauchstädt Kursaal Bad Lauchstädt: Neue Schönheit mit Klang

Von Robert Briest 10.09.2017, 14:00
Siebeneinhalb Meter beträgt die imposante Raumhöhe.
Siebeneinhalb Meter beträgt die imposante Raumhöhe.  Marco Junghans

Bad Lauchstädt - An Stattlichkeit mangelt es dem frisch sanierten Kursaal wahrlich nicht. Die prächtigen Wand- und Deckenbilder erstrahlen in neuem Farbglanz, mächtige Kronleuchter hängen von der siebeneinhalb Meter hohen Decke herunter. Doch René Schmidt, Chef der Kuranlagen in Bad Lauchstädt, hebt ein anderes weniger augenscheinliches Detail als das Resultat der nun mehr fast vollendeten Sanierung hervor: den Klang.

„Wir hatten hier im Saal einen Nachhall von fünf Sekunden. Gespräche und selbst Besteckklappern waren unerträglich.“ Ein Problem in einem Saal, der neben Hochzeiten vor allem auch für Konzerte genutzt wird. Deswegen engagierten die Kuranlagen einen Akustiker, der ein Klangkonzept entwarf.

Kursaal als Bestandteil der Liste nationalbedeutsamer Denkmäler

Da der Kursaal als Bestandteil der Liste nationalbedeutsamer Denkmäler jedoch unter besonderen Schutz steht und die Wandflächen fast vollständig mit Kunstwerken bedeckt sind, war der Experte in seinen Möglichkeiten allerdings eingeschränkt. Als Lösung des Akustikproblems hängen nun - zusätzlich zu den besonders schallbrechenden Überzügen für die Stühle - unscheinbare Akustikrollos vor den hohen Fenstern: „Wenn die Elektronik funktioniert, können die per Fernsteurung hoch- oder runtergefahren werden.

Je tiefer sie hängen, desto weniger Nachhall gibt es“, erklärt Schmidt. Erst am Dienstag hatten Handwerker sie montiert, bereits zwei Tage später steht mit dem Konzert der Anhaltischen Philharmonie Dessau im Rahmen des Festspiels der deutschen Sprache der erste Härtetest auf dem Programm.

Dresdener Restaurator gab Kursaal seine Männlichkeit zurück

Lassen die Gäste den Blick dann zur Decke schweifen, sehen sie den erneut geschlechtstransformierten Gott Apollo. Der war bei einer Sanierung des Saals in den 1950er Jahren zur Frau gemacht wurden, der nun zuständige Dresdener Restaurator Maik Ochsmann gab ihm jedoch seine Männlichkeit zurück. Und noch ein anderes Detail des Saals kehrte im Zuge der Sanierung zurück: die zuletzt zugemauerten Ecktüren.

Durch die konnte in der Zeit nach der Errichtung im späten 18. Jahrhundert der Bad Lauchstädter Pöbel - freilich abgegrenzt durch Balustraden - den Adligen beim Tanzvergnügen zuschauen. Was diesen, wie Schmidt berichtet, nicht immer gefiel. Schließlich kamen die Einheimischen oft direkt vom Feld und brachten von dort den Geruch der Arbeit mit.

Kursaal wurde im Laufe seines Bestehens immer wieder verändert

„Der Saal wurde im Laufe seines Bestehens immer wieder verändert“, erklärt Dorothee Honekamp-Könemann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Bei der Sanierung habe man sich an der Fassung aus den 1960er Jahren orientiert. „Wir sind da dicht am Originalzustand.“

Gänzlich abgeschlossen ist die insgesamt knapp drei Millionen Euro teure Sanierung des Kursaals, die zumeist vom Land, aber auch aus Glücksspieleinnahmen von Lotto Sachsen-Anhalt finanziert wurde, noch nicht: „Am Montag kommen die Handwerker wieder“, sagt Schmidt. Sie sollen dann noch die neue Heizungsanlage im Fußboden installieren und auch die Steuerungsanschlüsse der Akustikrollos sollen noch verborgen werden.

Der Blick aus dem Fenster offenbart zudem noch eine weitere Baustelle. Der Anbau Richtung Badehaus ist derzeit noch mit Planen verhangen. Dabei hätte er eigentlich schon mit Glas verkleidet sein sollen, erzählt der Anlagenchef. Doch angesichts der guten Konjunktur und Auftragslage hätten Handwerker die Termine nicht gehalten. So soll der neue Eingangsbereich, wie auch die übrigen Arbeiten, erst im November stehen. Ab dann wird der Zugang zum Kursaal nicht mehr direkt vom Park aus erfolgen, sondern durch das neue Zwischengebäude. (mz)

Ein Akustikrollo
Ein Akustikrollo
Marco Junghans
Ein Restaurator aus Dresden hat die zahlreichen Decken- und Wandbilder erneuert.
Ein Restaurator aus Dresden hat die zahlreichen Decken- und Wandbilder erneuert.
Marco Junghans