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Streit um Angleichung spitzt sich zu Kommt es bei Leuna Harze im Chemiepark zum Tarifstreit?

Gewerkschaft ruft zu Demo auf.

Von Robert Briest Aktualisiert: 28.07.2021, 15:11

Leuna/MZ - Christof Günther, Geschäftsführer des Standortbetreibers InfraLeuna, warb kürzlich beim Besuch von Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) damit, dass die Firmen am Chemiestandort Leuna großteils Tarif zahlen würden. Allerdings gilt nicht bei allen der Flächentarifvertrag, den der Branchenverband Nordostchemie mit der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) ausgehandelt hat.

Streit um Tarife spitzt sich zu: 25 Prozent unter Tarif

Die Leuna Harze GmbH, wichtiger Hersteller von Epoxidharzen, die etwa für den Bau von Windrädern genutzt werden, hat beispielsweise einen Haustarifvertrag. Der Konflikt darum droht sich nun zu einem ernsthaften Arbeitskampf auszuweiten. Beide Seiten sehen die Schuld dafür beim jeweils anderen.

Die IG BCE kündigte nun für den kommenden Mittwoch eine erste Protestkundgebung vor dem Hauptgebäude der Leuna-Werke an. Verhandlungsführer Jan Melzer erklärt warum: „Leuna Harze hat einen Haustarifvertrag, der etwa 25 bis 30 Prozent unter dem Flächentarifvertrag liegt.“ Die Forderung der Gewerkschaft ist, dass die Konditionen der gut 200 Beschäftigten an letzteren angepasst werden. Doch die dritte Verhandlungsrunde habe nur fünf Minuten gedauert, dann sei der Verhandlungspartner, Klaus-Peter Kalk, Operativer Leiter der Leuna Harze, gegangen.

Fronten verhärtet: „Das Unternehmen steht wirtschaftlich sehr gut da“

Dieser bestätigt den Verhandlungsverlauf, sieht die Verantwortung dafür jedoch bei der Gewerkschaft. Die habe im Vorjahr den Haustarifvertrag gekündigt und anschließend zwei Mal den Verhandlungsführer ausgetauscht. Dabei habe man schon ein verhandlungsfähiges Angebot auf dem Tisch gehabt. Das Unternehmen habe von sich aus im Januar die Gehälter um 2,5 Prozent erhöht, nun im August sollten weitere 2,5 Prozent folgen sowie eine weitere Erhöhung im Folgejahr.

Zudem wäre man bereit, ab 2023 die betriebliche Altersversorgung einzuführen sowie Urlaubsgeld und Jahresleistung zu erhöhen. Es seien nur noch zwei Fragen offen gewesen, doch dann habe die Gewerkschaft gesagt, für sie komme nur die Überführung in den Flächentarifvertrag in Frage: „Der ist für dieses Unternehmen wirtschaftlich nicht darstellbar“, sagt Kalk.

Melzer dagegen findet: „Das Unternehmen steht wirtschaftlich sehr gut da.“ Wettbewerbsfähigkeit dürfe nicht auf Kosten der Mitarbeiter erreicht werden. Deshalb macht der Gewerkschaftler klar: „Wir weichen von unserer Forderung einer Überleitung in den Flächentarifvertrag nicht ab. Die werden wir notfalls auch mit Arbeitskampf durchsetzen.“ Kalk sieht unter dieser Bedingung wenig Sinn in neuerlichen Gesprächen. Die Fronten sind verhärtet.