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Kirche rossbach Kirche rossbach: Glocken läuten nun allein

Von Diana Dünschel 10.03.2019, 07:48
Frank John von der Firma Turmuhren & Glockentechnik Wende aus dem Burgenland montiert den Motor, der die Glocke zum Schwingen bringt.
Frank John von der Firma Turmuhren & Glockentechnik Wende aus dem Burgenland montiert den Motor, der die Glocke zum Schwingen bringt. Peter Wölk

Rossbach - Mancher Roßbacher wird Montag seinen Ohren nicht trauen. Denn die Glocken der Kirche Sankt Heinrich werden läuten, obwohl weder ein Gottesdienst noch eine kirchliche Beerdigung stattfindet. Stattdessen möchte Frank John von der Firma Turmuhren & Glockentechnik Eckhard Wende aus dem Burgenlandkreis wissen, ob seine Arbeit von Erfolg gekrönt ist. Denn das Kirchspiel hatte ihn damit beauftragt, die Glocken zu elektrifizieren. Es ist nicht seine erste Bekanntschaft mit der Kirche Roßbach. 2016 hatte er schon die Kirchturmuhr elektrifiziert.

Schon damals war von der Folgeaufgabe die Rede. Doch ehe ein Angebot eingeholt war, die denkmalrechtliche Genehmigung vorlag und die Fördermittel bewilligt wurden, dauerte es. Am Ende trugen die Saalesparkasse, der Kirchenkreis und der Saalekreis das Gros der Gesamtkosten von fast 16 000 Euro. Der „Rest“ sind Eigenmittel. „Dabei haben uns der Bastelkreis Gröst, Spenden und eine Straßensammlung in Roßbach geholfen“, ist Karin Jakubowski vom Kirchspiel dankbar.

Bei zwei der drei Glocken waren umfangreiche Erneuerungen von Joch, Beschlägen, Lager und Klöppel nötig, erklärt Frank John. Einiges konnte er in der Firmenwerkstatt vorarbeiten. Nun hat er für die Fertigstellung gut eine Woche im Glockenturm in gut 15 Meter Höhe zu tun. Die drei Glocken schlagen in Roßbach traditionell am Sonnabend um 18 Uhr - im Winter 17 Uhr - sowie zu Gottesdiensten und Beerdigungen sowie nach dem Jahreswechsel von 0 bis 0.15 Uhr. Bisher teilten sich vier Mitglieder des Kirchspiels in den Kirchendienst, stiegen dann jeweils in den Kirchenturm, setzten sich einen Ohrschutz auf und läuteten, so Karin Jakubowski weiter.

Künftig wird das Geläut entweder programmiert sein oder es müssen nur unten im Turm Knöpfe gedrückt oder die Fernbedienung betätigt werden. Nicht einmal Stromausfall ist schlimm, weil dann ein eingebauter und bis zu zehn Jahre haltender Akku alles in Gang hält. „Ich kann jetzt quasi von der Couch aus läuten“, so die Roßbacherin. So ganz anfreunden kann sie sich auf Nachfrage mit den Vorteilen der modernen Technik aber noch nicht. „Ich stand hier gern, habe den Blick genossen und innegehalten“, sagt sie oben im Turm mit einem etwas wehmütigen Ton.

Für das spätere Frühjahr kündigt sie für die Roßbacher ein Dankeschön-Konzert für ihre Spendenbereitschaft an. Dann soll es auch eine Turmbesteigung für Interessenten geben.

Glockengeschichte

Drei Glocken hat die Kirche Sankt Heinrich in Roßbach. Die kleinste ist zugleich die älteste. Aber von wann genau sie stammt, ist nicht bekannt, weil es keine Inschrift gibt. Glocke Nummer zwei wurde 1808 gegossen von den Gebrüdern Ulrich aus Laucha, wie eine Inschrift mit Personalien verrät. Die Glocke Nummer drei stammt aus dem Jahr 1874 und kommt ebenfalls aus der berühmten Glockengießerwerkstatt Ulrich in Laucha. Früher läutete sie in Lützkendorf. Als das Dorf überbaggert wurde, kam sie 1971 als Geschenk nach Roßbach.

(mz)