Jens Engelmann aus Zöschen Jens Engelmann aus Zöschen: Der Europameister der Enten-Züchter

Zöschen - Jens Engelmann zeigt auf einen besonderen Bereich des kleinen Grundstücks. „Hier spielt sich normalerweise der Alltag der Tiere ab“, erzählt der Zöschener und zuckt kurz mit den Schultern, weil an Normalität nicht zu denken ist. An einem sonnigen Dezembermorgen tut sich auf der freien Fläche zwischen ein paar Korbweiden gar nichts. Stattdessen sind Engelmanns Enten in einer großen Voliere Marke Eigenbau zu sehen. Dort tummeln sich die Tiere, schwimmen in einem integrierten Gartenteich.
An die strengen Vorschriften, die dem Schutz vor der Vogelgrippe dienen, hält sich der 42-jährige Züchter. Seine neun Orpington-Enten sowie etwa halb so viele Vorster-Enten sind in der Voliere in Sicherheit, die Gefahr einer Ansteckung durch Wildvögel ist im Prinzip ausgeschlossen. Das sei derzeit wichtiger als der ungestörte Auslauf, den die Tiere sonst gewohnt sind. Doch weh tut dem Züchter das Ganze dennoch ein bisschen, nicht nur wegen der eigenen Enten. Die aktuelle Ausstellungssaison der Geflügelzüchter ist von der Vogelgrippe stark beeinträchtigt. „Viele Ausstellungen mussten schon abgesagt werden“, bedauert Engelmann.
Orpington-Ente sticht internationale Konkurrenz aus
Dabei hatte der 42-Jährige vor wenigen Wochen noch allen Grund zur Freude. Eine seiner Orpington-Enten konnte Ende Oktober im österreichischen Ried die internationale Konkurrenz ausstechen. Der Zöschener holte mit seinem Tier den Europameistertitel. Mehr geht bei dem traditionsreichen Hobby nicht. Weltmeisterschaften finden nicht statt. „Das wäre zu viel des Guten“, sagt Engelmann. Eine Reise etwa über den großen Teich würde er seinen Tieren auch gar nicht antun wollen. Die weiten Fahrten wie jüngst nach Österreich mit dem eigenen Auto seien das höchste der Gefühle. „Das waren insgesamt mehr als 1.500 Kilometer.“ Ein langes Wochenende verbrachte der Zöschener im Nachbarland.
In der Zeit schaute Kumpel Peter Lehmann bei den restlichen Enten zu Hause in Zöschen nach dem Rechten. Wichtig war das durchaus. Vor ein paar Jahren etwa sei ein Mink, ein marderähnliches Raubtier, eingedrungen und über Engelmanns Enten hergefallen. „Ich könnte nicht längere Zeit unterwegs sein, wenn mir Peter nicht helfen würde“, betont der Familienvater, dessen Ehefrau Andrea Ortsbürgermeisterin in Zöschen ist. Laien lässt der Züchter nicht an seine Tiere. „Sogar die Futtermenge muss genau passen, wenn es um Ausstellungen geht.“
Einfluss auf die gewünschte ledergelbe Gefiederfarbe
Die Art des Futters sowie die Menge haben laut Engelmann neben weiteren Faktoren größeren Einfluss auf die gewünschte ledergelbe Gefiederfarbe - ein Kriterium, auf das Wertungsrichter besonders achten. „Die Farbe verblasst schnell, wenn man nicht aufpasst.“ Der Zöschener schwört beim Futter auf verschiedene Getreidesorten aus eigenem Anbau.
In Ried waren Engelmanns Enten in Hochform. Und auch kurze Zeit später im baden-württembergischen Rheinfelden hatte die nationale Konkurrenz das Nachsehen. Mit dem Titel deutscher Meister setzte Engelmann sozusagen das i-Tüpfelchen auf einen perfekten Start in die Ausstellungssaison. Ob die Saison überhaupt noch fortgesetzt werden kann, steht angesichts der Umstände wohl in den Sternen. „Die Lipsia ist Anfang Dezember schon ausgefallen“, sagt Engelmann.
Schau des Zöschener Rassegeflügelzuchtvereins
Bei der großen Ausstellung in Leipzig hatte Engelmann vor 14 Jahren sein erstes Paar Orpington-Enten angeschafft. Vom bereits gezahlten Startgeld für die ausgefallene aktuelle Auflage werden er und die weiteren involvierten Züchter wohl nur einen Teil zurückbekommen. Engelmann versteht aber die Nöte des Veranstalters, schließlich ist er selbst Ausstellungsleiter. Bei der Schau des Zöschener Rassegeflügelzuchtvereins hat der 42-Jährige den Posten inne. „Die Schau konnte in diesem Jahr zum Glück noch stattfinden.“ Insgesamt gibt es in Zöschen Engelmann zufolge derzeit 37 Züchter. „Damit gehören wir zu den größten Vereinen im Kreisgebiet.“ Und Engelmann ist nicht einmal der einzige Europameister im Verein: Denny Eckert aus Schladebach gelang mit dessen forellenfarbigen Laufenten ebenfalls das Kunststück.
Engelmann ist stolz auf seine Zuchterfolge, die er mit seinen Tieren bislang erreichen konnte. Doch derzeit tritt das etwas in den Hintergrund. Der Zöschener würde sich vor allem freuen, wenn die Enten endlich wieder ihren normalen Alltag in dem kleinen Garten genießen könnten. (mz)