Investition in Schweinezucht Investition in Schweinezucht: Mehr Platz für Sauen

Nemsdorf-Göhrendorf - Die vergangenen zwei Jahre waren hart. Auf 2,5 Millionen Euro beziffert Ralf Hägele allein für ein Jahr davon den Verlust durch niedrige Schweinefleisch- und Milchpreise. „Betriebe, die das nicht hinkriegen, sind raus“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Agrarunternehmens Barnstädt, einer Genossenschaft mit 300 Mitgliedern und rund 230 Mitarbeitern.
Für ein Kilogramm Schweinefleisch - das Unternehmen verkauft jährlich rund 100.000 Tiere - gab es vor einem Jahr gerade 1,31 Euro (heute 1,52). Für den Liter Milch waren es 26 Cent. Heute sind es 33, „auch das ist zu wenig“, sagt Hägele. Im Ackerbau gab es 2016 zwar Spitzenergebnisse, aber aufgrund der Preise keine Spitzenerlöse.
1,3 Millionen Euro für den den Umbau von Schweineställen in Albersroda, Nemsdorf und Göhritz
Doch trotz schwieriger Vorzeichen: Das Agrarunternehmen investiert gerade wieder. 1,3 Millionen Euro werden laut Hägele in den Umbau von Schweineställen in Albersroda, Nemsdorf und Göhritz gesteckt. In Albersroda stehen die Arbeiten nach dem Start im April 2016 kurz vor dem Abschluss, in Nemsdorf wurde im November begonnen, in Göhritz liegt seit vier Wochen die Kreditgenehmigung der Saalesparkasse vor.
Bis Ende Mai sollen die Umbauarbeiten abgeschlossen sein - und damit die Sauen in den Kastenständen deutlich mehr Platz haben. Seien es früher 68 Zentimeter gewesen, werden es dann über 80, teilweise bis zu 95 sein, so Hägele - plus zusätzlicher Lücken zwischen den Buchten. Selbst wenn sie sich hinlegen, sollen die Sauen nicht mehr ihre Nachbarn berühren. Statt 28 Tage sollen die Sauen für die Besamung dann zudem nur acht Tage im Kastenstand verbringen und anschließend in der Gruppenhaltung sein.
Schweinemast: Hintergrund der Umbauten ist das so genannte „Magdeburger Urteil“ zur Breite von Kastenständen
Hintergrund der Umbauten ist das so genannte „Magdeburger Urteil“ zur Breite von Kastenständen - gefallen gegen einen Betrieb der niederländischen Straathof-Gruppe im Landesnorden. Es war im November 2016 vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt worden. Konsequenz für die Schweinehaltung sei, dass nur noch zwölf Kastenstände Platz haben, wo vorher 20 standen, sagt Hägele.
Den Sauenbestand könne das Unternehmen nur halten, weil in den alten Stallanlagen noch Platz vorhanden sei, den man beim Umbau nutzen könne. Der Aufwand sei enorm. „Und am Schlachthof kriegen wir nicht einen Cent mehr“, so Hägele. Dass das Urteil nicht überall in Deutschland sofort umgesetzt werde, bedeute zudem Wettbewerbsverzerrung.
Agrarunternehmens Barnstädt: „Wir kriegen politisch immer die Vorgaben und hinten wissen wir nicht, was wir kriegen“
Von den aktuellen Problemen der Landwirtschaft hatte Hägele in dieser Woche auch einer Gruppe von Linken-Abgeordneten aus Bundes-, Land- und Kreistag berichtet. Unter anderem ging es dabei um Agrarinvestoren, Lohnentwicklungen, Umweltstandards - und die Zukunft von Agrargenossenschaften schlechthin. „Wir kriegen politisch immer die Vorgaben und hinten wissen wir nicht, was wir kriegen. Das ist das Dilemma, in dem wir stecken“, sagte Hägele da etwa.
Das Agrarunternehmen mit Sitz in Nemsdorf-Göhrendorf besteht seit 65 Jahren, hält in 13 Ställen insgesamt 46.000 Schweine - meist Mastschweine - und an sechs Standorten knapp 3.500 Rinder. Üblicherweise sind in den vergangenen Jahren drei Millionen Euro jährlich investiert worden, vor zwei Jahren sogar zehn Millionen Euro an einem Thüringer Standort, sagt Hägele. Derzeit gebe es abgesehen von den Schweineställen und notwendigen Maschinen einen Investitionsstopp. (mz)