Mit Fuß und Faust In Hohenweiden trainieren Sportler die Olympia-Sportart Taekwondo
Bei der koreanischen Kampfkunst Taekwondo müssen mit Händen und Füßen Treffer am Körper des Gegners erzielt werden.

Hohenweiden/MZ - „Charyeot.“ Die nackten Füße hüftbreit auseinander gestellt, verstummen die Sportler um mich herum, als das Kommando zum Fertigmachen ertönt. Ihre Hände ruhen seitlich vom Körper. In ordentlichen Reihen haben wir uns auf den ausgelegten blau-roten Matten aufgestellt. Außer mir tragen alle einen weißen Taekwondo-Anzug mit verschiedenfarbigen Gürteln, die den Grad des Könnens signalisieren. Einzig die Trainerin der Taekwondo-Abteilung der Union Hohenweiden, Nadine Kollek, trägt einen schwarzen Gürtel – die höchste Graduierung, die man in dieser olympischen Sportart überhaupt erlangen kann.
Bei dem Gruß „Gyeongryeh“ verneigen wir uns gleichzeitig. Die Begriffe sind koreanisch, da Taekwondo ursprünglich eine koreanische Kampfkunst ist. Gekämpft werden darf mit Hand und Fuß, wobei es darum geht, möglichst viele Treffer beim Gegner zu erzielen. „Es gibt beispielsweise Rumpftreffer oder Kopftreffer. Je nachdem, ob sie mit der Faust oder dem Fuß erzielt werden, bringen sie verschiedene Punktzahlen“, erklärt mir Nadine Kollek die Bewertung von Vollkontaktkämpfen.
„Es ist ein Sport für Jung und Alt.“
Dabei tragen die Kämpfer eine Schutzausrüstung, die unter anderem aus einem Helm, einer Schutzweste und Handschützern besteht. Neben dem olympischen Vollkontakt gibt es weitere Disziplinen, beispielsweise Formläufe. „Das besondere am Taekwondo ist, dass es ein so abwechslungsreicher Sport ist“, sagt Nadine Kollek und fügt hinzu: „Es ist ein Sport für Jung und Alt.“
Nach der Erwärmung und einigen Kraftübungen, die mich bereits ins Schwitzen bringen, beginnen wir mit Angriffs- und Abwehrtechniken, die mit den Armen und Fäusten ausgeführt werden. „Du musst die Faust so drehen, dass die Knöchel von Zeige- und Mittelfinger nach vorne zeigen. Mit denen möchte man treffen. Faust und Unterarm müssen eine Linie bilden“, korrigiert mich die Trainerin. Die Aufgabe ist es, im Wechsel die rechte und linke Faust mit einer Drehbewegung nach vorne zu stoßen und die jeweils andere mit dem Handrücken nach unten neben dem Körper zu halten. Bei den Sportlern um mich herum sehen die Bewegungen spielend leicht aus, die mich anfangs vor koordinative Herausforderungen stellten.
Koordination und Reaktionsfähigkeit
Schließlich lösen wir die Reihenformation auf und üben an drei Stationen verschiedene Arm- und Fußtechniken, also Schläge und Tritte. Gerade bei den Tritten bewundere ich die Beweglichkeit einiger Sportler, die ihr Bein mühelos in Höhe ihres Kopfes befördern können. Ich dagegen scheitere daran, mich auf dem Standbein zu drehen, während ich versuche, mit dem anderen das Ziel zu treffen.
Als wir das Training mit einer weiteren Verbeugung beenden, kann ich den Muskelkater bereits spüren. Aber gleichzeitig ist mein Ehrgeiz gepackt. Taekwondo ist schwieriger und vor allem komplexer, als ich gedacht hätte. Letztendlich geht es um mehr als Schläge und Tritte: Es geht vor allem um Koordination und Reaktionsfähigkeit, um Technik, Taktik und Respekt, ergänzt mit Grundkenntnissen in Koreanisch.