In der Räucherkammer In der Räucherkammer: Werkfeuerwehr aus Leuna probt den Ernstfall

Leuna - Vorsichtig kämpfen sich die beiden Feuerwehrmänner an die Tür heran. Nachdem sie deren Temperatur gemessen haben ist klar, dass sie sie ohne böse Überraschung auf der anderen Seite öffnen und sich in die Flammenhölle dahinter begeben können. „Das vorsichtige Vortasten ist wichtig, um zum Beispiel nicht von Flammen direkt hinter Türen überrascht zu werden“, erklärt Otto Agsten, der Leiter der Werkfeuerwehr Leuna.
In einigen Meter Entfernung steht er ziemlich entspannt und schaut seinen beiden mit Atemschutzgeräten ausgestatteten Kollegen genau auf die Finger. Es ist nur eine Übung, die die Werkfeuerwehr des Chemiestandorts in dieser Woche absolvierte, wenn auch eine ganz besondere.
Es gibt auch Treppen, Sessel, Schränke und kleine Öffnungen
Denn auf dem Platz vor der Feuerwache hatte die Spezialfirma Draeger einen sogenannten Brandcontainer vorgefahren, in dessen Innerem Löschangriffe unter ziemlich realistischen Bedingungen trainiert werden können. Dank eines Gases, das von einem Leitstand aus per Computersteuerung entzündet wird, schlagen an vielen Stellen auf dem Containerparcours Flammen aus den Wänden. Es gibt auch Treppen, Sessel, Schränke und kleine Öffnungen, durch die die Einsatzkräfte kriechen müssen, wenn sie die Übung erfolgreich meistern wollen.
„Ihr müsst durch die Luke durch“, sagt Markus Nußbaum mehrmals. Erhört wird er nicht. Er bedient den Brandcontainer, steht während der bis zu 30-minütigen Übung mit dem Ausbilder der Feuerwehrleute im Leitstand. In dem gesamten Container sind Wärmebildkameras verbaut, deren Bilder auf einen kleinen Monitor zu Nußbaum übertragen werden.
„Ein echter Mensch wäre bei dem vielen Wasser jetzt gar“
Sie zeigen, wie die beiden Feuerwehrmänner vor der Aussparung hocken bleiben und durch die Öffnung immer mehr Wasser durch in den Raum dahinter spritzen. Dass direkt vor ihnen, die zuvor verstecke Dummypuppe liegt, bemerken sie im ersten Moment nicht. „Ein echter Mensch wäre bei dem vielen Wasser jetzt gar“, kommentiert Nußbaum.
„Die Übungen werden im Nachgang natürlich ausgewertet, um uns zu verbessern“, sagt Agsten. Er räumt ein, dass die Bekämpfung von Bränden für die Werkfeuerwehr mit ihren mehr als vier Dutzend Kameraden nicht zum Alltag gehört. „Wir haben am Standort schon mehr mit austretenden Gefahrstoffen zu tun“, sagt er. Umso wichtiger seien solche Übungsmöglichkeiten.
Ganz so realistisch ist der „Fire Dragon 9000“ dann doch nicht
Ganz so realistisch ist der „Fire Dragon 9000“, so der Name des Containers, dann aber doch nicht, wie der Feuerwehrchef erläutert. „Bei echten Wohnungsbränden herrschen Temperaturen von über 1.000 Grad“, sagt er. Im Container seien es maximal 600. Die Einsätze seien für Retter körperlich extrem anstrengend. Denn die Kleidung sei atmungsaktiv. Wenn auch kein Wasser hindurchkomme, der Wasserdampf schaffe dies schon. Deshalb müssen die Retter auch beste Kondition vorweisen können. (mz)

