Herrenlose Katzen Herrenlose Katzen: SOS Tierhof in Bad Dürrenberg kümmert sich

Bad Dürrenberg - Bubi wird grau. Seit etwa drei Wochen verfärbt sich das einst schwarze Fell des kleinen Katers - ein deutliches Zeichen des Stresses, dem er ausgesetzt war. Ende Oktober lag er, in einem Karton eingeschnürt, vor dem SOS Tierhof in Bad Dürrenberg. Fast erfroren, ausgehungert, heruntergekommen.
Sein linkes Hinterbein war vereitert und entzündet, die Zehen durchtrennt, und er litt an einer Hautpilzerkrankung. Ilona Zocher, Leiterin des Tierhofes, erzählt, dass das etwa zehn Wochen alte Tier erst einmal drei Tage am Tropf hing, bevor es dann operiert werden konnte. Sein Bein, mit dem Bubi nach Aussage der Tierärztin vermutlich in eine Falle geraten war, konnte jedoch nicht mehr gerettet werden, es wurde amputiert.
Traurige Geschichte mit glücklichem Ende
Seitdem bewegt sich der Kater auf drei Beinen, und das macht er inzwischen ganz passabel. Überhaupt hat er die grausamen Erfahrungen, die er in seinem kurzen Leben schon machen musste, recht gut überstanden. Geholfen dabei hat ihm, neben der aufopferungsvollen Pflege der Mitarbeiterinnen des Tierhofes, sein Freund Mogli. Oder ist es sein Bruder?
„Wir vermuten das. Mogli sieht ähnlich aus und wurde kurz vorher gefunden. Außerdem litt er an der gleichen Hautkrankheit.“ Die beiden jedenfalls, erzählt Ilona Zocher, verstünden sich bestens. Mogli kümmerte sich im Tierhof so rührend um seinen verletzten Gefährten, dass den Pflegerinnen Angst und Bange wurde bei dem Gedanken an eine Trennung.
Der Frau, die sich, nachdem sie die erschütternden Bilder von Bubi gesehen hatte, im Tierhof meldete, ging es glücklicherweise nicht anders. Kurzerhand nahm sie beide Kater zu sich - und damit hat die traurige Geschichte ein glückliches Ende gefunden.
Ziel: „Dass jedes Tier ein schönes Zuhause hat“
In Kürze wird Ilona Zocher noch einmal nach den beiden sehen. „Das machen wir bei allen Tieren so. Wir wollen wissen, ob es ihnen gut geht und ob die Haltung dem entspricht, was im Vertrag vereinbart war.“ Fünf Prozent aller vermittelten Katzen, sagt Ilona Zocher, hätten sie in all den Jahren zurückholen müssen. Dem Rest aber würde es richtig gut gehen. Einen neuen Besitzer haben viele Tiere über die Mitteldeutsche Zeitung gefunden.
„Alle Katzen, die dort mit Foto und einem kleinen Text vorgestellt wurden, konnten vermittelt werden.“ Sogar ein sehr scheues Tier sei darunter gewesen, sagt Zocher, und das schlafe mittlerweile sogar mit seinem Besitzer im Bett. Damit sei gelungen, was das größte Ziel des Vereins SOS Tierhof sei: „Dass jedes Tier ein schönes Zuhause hat.“
Leider ist das nicht immer so. 16 Katzen leben zur Zeit in den vier Zimmern und im Außengehege des Heimes, davon sind acht nicht vermittelbar. Zu alt sind manche, andere zu verstört, wieder andere krank. Und manchmal haben sich die vierbeinigen Bewohner des Tierhofs so aneinander gewöhnt, dass sie nicht mehr getrennt werden können.
Mitunter fällt die Trennung recht schwer
So kann es passieren, dass die Tiere mit körperlichem Unbehagen wie Verdauungsbeschwerden reagieren, wenn sie sich plötzlich außerhalb ihrer gewohnten Umgebung, ohne vertraute Gefährten, wiederfinden. Aus diesem Grund werden einige der Tiere bevorzugt nur im Doppelpack abgegeben.
In aller Regel aber enden die Vermittlungen gut. Und trotz des Wissens darum fällt auch den Pflegerinnen in Bad Dürrenberg die Trennung mitunter recht schwer. „Das tut manchmal weh“, sagt Ilona Schulz, „da fließen auch mal Tränen.“ Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie viel Herz, Zeit und Kraft sie und die anderen Vereinsmitglieder in die Betreuung der Katzen stecken.
Seit 1999 gibt es den Verein, der seit 2001 den Tierhof aufgebaut hat. Mit ausrangierten Baumaterialien aus den Leuna-Werken, wo Ilona Zocher früher gearbeitet und sich 18 Jahre lang um die herrenlosen Katzen dort gekümmert hat. Der Verein hat inzwischen 42 Mitglieder, davon 18 aktive, und im Heim kümmern sich eine Ein-Euro-Kraft und eine junge Frau im Bundesfreiwilligendienst um die Katzen. Rund um die Uhr, jeden Tag.
Verein SOS-Tierhof ist auf Spenden angewiesen
Wird es eng in den Räumen, immerhin können die Gruppen nicht beliebig vergrößert werden, nimmt auch mal ein Vereinsmitglied ein Tier in Pflege, vorübergehend. In den 16 Jahren seines Bestehens wurden insgesamt 912 Tiere aufgenommen, allein 48 in diesem Jahr, davon zwei Drittel Jungtiere. „Dieses Jahr waren es so viele wie noch nie“, weiß Ilona Zocher.
Das Tierelend würde zunehmen, und Notfälle häuften sich. Eine gewachsene Verantwortungslosigkeit macht Frau Zocher dafür verantwortlich. „Wenn Leute umziehen und ihre Tiere nicht mitnehmen können und dann einfach aussetzen zum Beispiel.“ Oder einfach in den Wohnungen zurückließen. In den Gartenanlagen rund um Bad Dürrenberg und Merseburg gäbe es ebenfalls viele streunende und verwahrloste Katzen.
Natürlich ist der Verein auf Zuwendungen angewiesen. Die Mitgliedsbeiträge allein können die Kosten nicht annähernd abdecken. Gelder werden auch auf öffentlichen Veranstaltungen gesammelt, Spenden sind immer willkommen. Außerdem ist der Verein im Deutschen Tierschutzbund Bonn Mitglied, der manchmal die Tierarztkosten übernimmt.
Worauf muss nun aber der neue Besitzer eines der Pfleglinge achten? Geduld brauche er, sagt Ilona Zocher, und ganz viel Liebe. Es könne viele Monate dauern, bis ein Tier zahm werde. Aber dann sei es ein verschmuster und anhänglicher Gefährte.
Kontakt zum SOS-Tierhof:
Bad Dürrenberg, Windmühlenstraße 46,
Telefon: 0162 / 60 87 339
Internet: www.sos-tierhof.repage6.de