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Heimarbeit Heimarbeit: Wer im Saalekreis das Büro in den eigenen vier Wänden unterstützt

Von Melain van Alst 01.03.2019, 06:00
Heimarbeit ist auf dem Vormarsch - jede Dritte wünscht sich das.
Heimarbeit ist auf dem Vormarsch - jede Dritte wünscht sich das. dpa

Merseburg - Eine junge Mutter sitzt auf der Bank in Merseburg auf dem Spielplatz und schaut ihrem Kind beim Spielen zu. „Einen Tag in der Woche arbeite ich zu Hause“, sagt sie. Das habe sie sich so gewünscht und ihr Arbeitgeber ermöglicht ihr dies. Nicht zuletzt spart sie sich damit einen langen Arbeitsweg und für sie ganz wichtig: Zeit.

So wie die junge Mutter wünschen sich offenbar viele hin und wieder das Büro im Unternehmen gegen das Arbeitszimmer in den eigenen vier Wänden einzutauschen. Im Saalekreis haben Firmen den Trend erkannt. In den Verwaltungen geht es jedoch nur langsam voran.

Home-Office oder Tele-Arbeit

Die SPD hatte jüngst in einem Strategiepapier einen Anspruch auf Heimarbeit, auch als Home-Office oder Tele-Arbeit bekannt, gefordert. Die Studie des Deutschen Wirtschaftsforschungsinstitutes (DIW) in Berlin hat bereits 2016 bundesweit einen entsprechenden Bedarf ausgemacht. Demnach wünscht sich jeder Dritte zumindest hin und wieder von zu Hause arbeiten zu können, statistisch wird dies jedoch nur jedem Achten ermöglicht. Damit liegt Deutschland weit hinter anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Großbritannien oder den skandinavischen Staaten.

Vor allem in Unternehmen mit einer Vielzahl an Beschäftigten nimmt der Trend auch im Saalekreis zu. Im Werben um zukünftige Mitarbeiter könnte diese Option tatsächlich auch entscheidend werden. Bei der Infra Leuna, der Betreibergesellschaft des Chemiestandortes, ist das Konzept bereits etabliert.

Infra Leuna: „Wir ermöglichen in Einzelfällen Heimarbeit“

„Wir ermöglichen in Einzelfällen Heimarbeit. Wir wollen so die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen“, sagt Geschäftsführer Christof Günther. Zunehmend würden Arbeitnehmer dies auch in Anspruch nehmen. Dabei stehe dann immer die individuelle Prüfung der Situation im Fokus. „Es gibt Präsenztätigkeiten, da ist Heimarbeit nicht möglich. Darunter fallen zum Beispiel Lokführer, Feuerwehrleute, Mitarbeiter des Werkschutzes oder auch Laboranten.“

Ähnlich geht auch die Hochschule Merseburg vor. In einer Dienstvereinbarung ist festgeschrieben wie Heim- und in diesem Fall Tele-Arbeit aussehen kann - und auch dort erfreut sie sich mittlerweile großer Beliebtheit. „Anhand von Fotos des Tele- oder Heimarbeitsplatzes wird geprüft, ob die Anforderung der Arbeitssicherheit erfüllt sind. Zusätzlich wird vom Datenschutzbeauftragten der Hochschule eine Stellungnahme erbeten“, sagt Frank Thielicke, vom Dezernat Personal. Das Thema Sicherheit spielt auch am Chemiestandort eine große Rolle. Dort können die Mitarbeiter ein mobiles Endgerät nutzen und bekommen einen entsprechend sicheren Zugang zum Netz der Infra Leuna.

Wenig bis gar nicht ist die Heimarbeit in den Verwaltungen des Saalekreises vertreten

Wenig bis gar nicht ist die Heimarbeit dagegen in den Verwaltungen des Saalekreises vertreten. Argumentiert wird hier, dass mit teils sensiblen Daten gearbeitet wird und in vielen Fällen arbeiten die Mitarbeiter mit Akten in Papierform. Die können sie nicht einfach mit nach Hause nehmen. Die Frage bleibt also dort, ob sich mit zunehmender Digitalisierung, die auch in den Verwaltungen Einzug halten wird, die Arbeitsweise ändern kann. Die Kreisverwaltung reagiert mittlerweile auf den zunehmenden Wunsch nach dem Home-Office. Selbstredend sei das nicht in allen Bereichen möglich. Doch gerade um auch als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben, müsse man mit der Zeit gehen.

In der heutigen Zeit stehen häufig vor allem soziale Gründe für den Wunsch nach Heimarbeit im Vordergrund - sei es nun die Betreuung des Kindes oder von Familienmitgliedern. „Der Wunsch nach Heimarbeit nimmt zu, auch weil mehr junge Menschen bei uns arbeiten, als noch vor ein paar Jahren und sich die Anforderungen geändert haben“, so Günther. An der Hochschule sei man aber auch schon mit anderen Argumenten konfrontiert worden, so Thielicke. „Gründe für die Tele- oder Heimarbeit sind häufig soziale und gesundheitliche Aspekte. Das Argument, zu Hause könne man besser arbeiten, beobachten wir auch zunehmend. Wir werden prüfen und entscheiden, ob dieses Argument zukünftig eine Grundlage für eine Tele- oder Heimarbeitsvereinbarung sein kann.“ (mz)