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Hans-Thomas Tillschneider Hans-Thomas Tillschneider: AfD-Politiker ist ganz rechtsaußen unterwegs

Von Michael Bertram 19.04.2016, 15:34
Hans-Thomas Tillschneider fährt einen rechteren Kurs als viele AfD-Kollegen.
Hans-Thomas Tillschneider fährt einen rechteren Kurs als viele AfD-Kollegen. Peter Wölk

Bad Dürrenberg - Im Kampf gegen den vermeintlichen Untergang Deutschlands ist dem Bad Dürrenberger AfD-Landtagsabgeordneten Hans-Thomas Tillschneider offenbar jeder Partner recht. Zumindest hatte er in der vergangenen Woche keine Probleme damit, bei einem Stammtisch der zuweilen als rechtsextrem verorteten Identitären Bewegung in Halle einen Vortrag zu halten. In diesem ging es um Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen der AfD und der in Berlin sogar vom Verfassungsschutz beobachteten Bewegung.

Von Extremismus ist die Gruppe weit entfernt, konterte Tillschneider am Montag die Kritik an dem Besuch. Politischer Extremismus beginne für ihn, wenn Gewalt und Gesetzesbruch als Mittel der politischen Auseinandersetzung akzeptiert werden. Dass die Gruppe vor einigen Wochen in Halle eine Testwahl für Migranten sabotierte, indem sie einfach die Tür zum Wahllokal zumauerte, wertet er lediglich als Akt zivilen Ungehorsams.

Deutliche Positionierung

Tillschneider eckt an. Nicht erst seit seiner Wahl in den Magdeburger Landtag. Schon in den Monaten zuvor positionierte sich der 38-Jährige in der ohnehin schon rechtspopulistischen AfD deutlich rechtsaußen. So zählte er zu den ersten Unterzeichnern der sogenannten Erfurter Resolution, mit der der Thüringer Landesverband die konservativen Kräfte gegen den aus seiner Sicht zu liberalen Bundesvorstand sammelte. Zudem ist der Rumäniendeutsche Sprecher der Patriotischen Plattform, die auf ihrer Internetseite die Einwanderung jüngst als Gefährdung des deutschen Staatsvolkes wertete.

Mit solchen Positionen sei Tillschneider in der Fraktion jedoch nicht allein, betont David Begrich, Rechtsextremismus-Experte vom Verein Miteinander. „Auch andere Abgeordnete weisen mit solchen Bewegungen inhaltliche Übereinstimmungen auf, es gibt bis zum Beweis des Gegenteils aber keinen organisatorischen Zusammenhang“, sagt er. Auch den von der Identitären Bewegung proklamierten „patriotischen Widerstand“ auf der Straße hat Tillschneider längst für sich entdeckt. Noch als Mitglied des sächsischen AfD-Landesverbands unterstützte er Pegida in Dresden. Später fütterte er den Leipziger Ableger mit Inhalten.

Schlagworte bewusst gesetzt

Als promovierter Islamwissenschaftler zählt Tillschneider zu den Intellektuellen in der Landtagsfraktion. „Er weiß, wovon er redet“, betont Begrich. Ganz bewusst tauchen dabei in Beiträgen immer wieder die Schlagworte Volk, Nation und Vaterland auf. Im Landtag will er sich laut eigener Aussage gezielt um Bildungs- und Hochschulpolitik kümmern - und den Islam in seine Schranken weisen: „Wir müssen angesichts der Masseneinwanderung darauf hinwirken, dass die Islamverbände nicht auch in Sachsen-Anhalt an Einfluss gewinnen“, sagt er. Auch steht bei ihm die große Politik im Vordergrund, erst dann folgen die Probleme in seinem Wahlkreis: „Wenn Ihr Auto einen Motorschaden hat, sollten Sie sich zuerst um die Reparatur dieses Motorschadens kümmern und nicht um den Kratzer im Kotflügel“, meint er.

Nicht nur im Landtag, sondern auch in seiner neuen Wahlheimat muss der Politiker, der erst kurz vor der Listennominierung nach Bad Dürrenberg gezogen war, aber wohl erst noch ankommen. Dies belegte bis Montag ein Eintrag unter seinem Profil auf der AfD-Internetseite: Bei den aufgeführten Kommunen, die er in Magdeburg vertreten will, fehlte mit Bad Dürrenberg die wichtigste, stattdessen tauchten Orte aus einem anderem Wahlkreis auf. „Die hat jemand in Eigenregie recherchiert“, sagt er und ließ den peinlichen Fauxpas inzwischen ändern.

Sein Lieblingsort im Saalekreis liegt übrigens auch nicht in seinem Wahlkreis, sondern in Schnellroda: die Gaststätte „Zum Schäfchen“. Denn hier finden die Akademien des Instituts für Staatspolitik statt - eine Art Denkfabrik der neuen Rechten. (mz)