"Goldrichtige Entscheidung" "Goldrichtige Entscheidung": Positive Bilanz für Festspiel in Bad Lauchstädt

Bad Lauchstädt - Wenn er im Vorfeld gewusst hätte, welche Schwierigkeiten in den Festspielwochen auf ihn zukommen, wäre er den Weg der Kollegen von Händel- und Wagner-Festspielen gegangen und hätte abgesagt, scherzt René Schmidt. Der Geschäftsführer der Historischen Kuranlagen (HKA) in Lauchstädt und die künstlerische Leiterin Edda Moser hatten sich jedoch anders entschieden und in den vergangenen beiden Wochen das Festspiel der Deutschen Sprache durchgezogen.
„Das war eine goldrichtige Entscheidung“, resümiert Schmidt ohne Ironie. „Wir hatten noch nie so viele Vorstellungen und auch noch nie so einen Zuspruch. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir mal Wartelisten hatten mit 60 bis 80 Leuten, die hoffen, dass noch jemand abspringt. So etwas kenne ich sonst nur aus Bayreuth.“ Die positiven Reaktionen des Publikums, die ihn jetzt noch in Form von Zuschriften erreichen, hätten ihn gerührt, sagt Schmidt.
Theaterchef zieht positive Bilanz für Festspiele in Bad Lauchstädt
Der umfangreiche Spielplan der diesjährigen Festspielauflage war nicht nur dem Umstand geschuldet, dass das Goethe-Theater dank Bundesförderung mittlerweile mehr Möglichkeiten hat, sondern natürlich auch Corona. Da wegen der Hygienevorschriften, die Kapazitäten im Theater auf ein Drittel begrenzt waren, wurden einige Aufführungen doppelt oder dreifach gegeben.
Der Geschäftsführer hob insbesondere den Einsatz der 82-jährigen Moser, die jeden Tag acht bis zehn Stunden zu Proben, Aufführungen, Reden unterwegs gewesen sei, und des Technikchefs Carsten Ritter hervor. „Ohne ihn wäre das Festival nicht möglich gewesen.“ Auch die übrigen Mitarbeiter hätten das Hygienekonzept vor Herausforderungen gestellt. So habe es etwa vorgesehen, dass das Theater alle 50 bis 60 Minuten gelüftet wird.
Ärger bis hin zu Drohungen - Festspiele hingen am seidenen Faden
Dafür hätten die Mitarbeiter in jeder Pause die Fensterläden der acht Fenster aufschrauben und die jeweils vier Fensterteile öffnen und zum Ende der Pause wieder schließen müssen, berichtet der Geschäftsführer. Auch sei es kein Kindergeburtstag gewesen, wenn Gäste, die im Zuschauerraum husteten, aufgefordert werden mussten, eine Maske aufzusetzen oder den Saal zu verlassen.
„Das Festspiel hing in den zwei Wochen immer am seidenen Faden“, blickt Schmidt zurück, denn auch auf der Bühne sorgten die Vorgaben für Ärger, bis hin zu Drohungen, abzureisen. „Die Einschränkungen wurden von den Künstlern teilweise als Eingriff in die künstlerische Freiheit gesehen. Da brauchte es viel Überzeugungsarbeit.“
Umstellungen für Corona-Hygieneregeln
Der Theaterchef hat für den Unmut aber Verständnis. „Wenn eine Sängerin in der Oper mit Visier auf der Bühne steht, klingt sie natürlich anders als normal.“ Die Regisseure hätten deshalb teils die Opern so umgestaltet, dass die Sänger bei musikalisch wichtigen Passagen allein und somit ohne Visier auf der Bühne stehen konnten.
Trotz der aufgetretenen Schwierigkeiten, zu der auch ein erkrankter Papageno zählte, der Stunden vor der ersten „Zauberflöten“-Aufführung ersetzt werden musste, wertet es Schmidt rückblickend als Pflicht eines Theaters, das sich in hundertprozentigem Landesbesitz befindet und jährlich sechsstellige Zuwendungen bekommt, ein positives Beispiel zu setzen. „Da kann man den Kopf aus Feigheit vor dem Feind nicht in den Sand stecken.“
Folgen der Mehrausgaben wegen Corona: Konzertwinter fällt aus
Gleichwohl bedeutet ein Festspiel mit mehr Aufführungen, mehr Aufwand, aber geringeren Zuschauerkapazitäten für das Theater, wirtschaftliche Verluste: „Es wird ein Defizit“, bestätigt Schmidt. Das könne nur durch die Rücklagen aus den Vorjahren ausgeglichen werden und unter der Maßgabe, dass jetzt bis Jahresende keine weiteren Verluste hinzukommen. „Die Kassen sind leer“, fasst es Schmidt kurz. Fixkosten und Personal könnten noch bezahlt werden.
Doch bis auf einige Lesungen, für die die Künstler seit Jahren gebucht seien und die sich einigermaßen kostenneutral durchführen lassen, wird es in den nächsten Monaten keine Veranstaltungen im Kursaal geben. Davon betroffen ist auch der traditionelle Konzertwinter. Das Goethe-Theater ist in den kommenden Monaten ohnehin Spielwiese der Handwerker. Dort beginnt nun die Sanierung des Innenraums (mz)