Fußball Fußball: SV Merseburg ist plötzlich Zweiter
Merseburg/MZ. - Nach einer guten Viertelstunde hatte das Spielgerät wohl genug vom nasskalten Novemberwetter im Merseburger Stadtstadion und beendete mehr oder weniger freiwillig seinen Arbeitstag. Der Ball bei der Landesliga-Begegnung zwischen dem SV 99 und dem SC Friedersdorf war kaputt und musste durch einen Artgenossen ersetzt werden. Und fast schien es so, als hätte man nicht nur den Ball ausgetauscht, sondern die komplette Merseburger Mannschaft gleich noch mit. Der SV verlor mit einem Mal den Spielfaden. Und das völlig ohne Grund.
Die 99er legten nämlich los wie die Feuerwehr und gingen durch Daniel Rausch (9.) früh in Führung. Danach aber waren es erst einmal die Gäste, die mehr vom Spiel hatten. Trainer Jörg Sachse stellte vor dem Spiel seine Mannschaft neu auf und versuchte sein Glück mit zwei Stürmern. Allerdings blieb ihm Mitte der ersten Hälfte nicht verborgen, dass das nicht den erhofften Effekt gebracht hat. "Beim Umschalten auf Defensive zeigten sich zu große Lücken auf", so der Trainer. Es dauerte bis zur 30. Minute, ehe sich sein Team wieder gefangen hatte. In der Zwischenzeit kamen die Gäste durchaus zu Chancen. In der 17. Minute etwa verhinderte der Merseburger Marcel Fellmuth mit allerletztem Einsatz die klare Chance zum Ausgleich. Verdient wäre er zu diesem Zeitpunkt allemal gewesen. Der Weckruf schien gewirkt zu haben. Bis zur Pause war Merseburg am Drücker und hätte hier schon alles klar machen müssen. Doch Sebastian Schlorf und sein Teamkollege Robby Stuck scheiterten. Was immer sich Jörg Sachse für die Halbzeitansprache überlegt hatte, es schien gewirkt zu haben. Keine zwei Minuten nach Wiederanpfiff schlug die Stunde des Martin Fiebiger. Aus fast 30 Metern hämmerte er einen Freistoß gen Tor. Wäre dieser nicht abgefälscht worden, er wäre vermutlich im Niemandsland gelandet. So aber brachte sein Gewaltschuss das 2:0 und die Vorentscheidung. Darauf schien sich Sachses Truppe auch ausruhen zu wollen und zog sich zurück. Nicht sonderlich schön, aber erfolgreich. Und auch so gewollt, wie Sachse sagte. "Über 90 Minuten attraktiv und offensiv zu spielen und regelmäßig drei Punkte einzufahren, ist Zukunftsmusik und zur Zeit noch nicht realisierbar." Die junge Truppe brauche Zeit.
Und so war es auch am Sonnabend doch noch eine kleine Zitterpartie, trotz des Vorsprungs. "Wir hatten einige Gelegenheiten, das 3:0 zu machen. Da das aber nicht fiel, mussten wir in der Defensive bis zuletzt hellwach sein. Das ist einfach eine Frage der Konzentration", sagte Sachse. Wie so oft in der Saison habe sich gezeigt, dass der SV 99 es zu selten versteht, Überzahlsituationen clever und konzentriert auszuspielen. Wenn das demnächst gelingt, dann hat man wohl nicht mehr das Gefühl, dass irgendwann die gesamte Mannschaft ausgetauscht wurde.