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Halle (Saale)/Zscherben - Am Tag danach sprach Silvio Uhlmann mit ungewohnt leiser Stimme. Das alles sei noch zu frisch, erklärte der sonst so impulsive Trainer des FSV Bennstedt am Telefon. „Was zum Fußball gehört und was nicht, sollen andere bewerten“, sagte er und verabschiedete sich. Das, was am Samstagnachmittag auf dem Sportplatz in Zscherben geschehen war, beschäftigte den 44-Jährigen sehr.
Die Gastgeber führten im Landesklasse-Spiel gegen Bennstedt wenige Augenblicke vor dem Spielende mit 2:1, als es zum Eklat kam: In Folge heftiger Wortgefechte nahm ein Zscherbener Spieler, der kurz zuvor ausgewechselt worden war, am Spielfeldrand plötzlich Anlauf und trat Uhlmann mit voller Wucht gegen den Brustkorb.
Sein Vater und seine zwei Söhne - einer spielt in der U 19 beim HFC und einer in der D-Jugend beim FSV Bennstedt - mussten mit ansehen, wie Uhlmann, ein Baum von einem Mann, zu Boden ging.
Der Bennstedter Trainer wurde ins Krankenhaus gebracht und stellte Strafanzeige wegen gefährlicher Körperverletzung gegen den 23 Jahre alten Zscherbener. „Das war ein Kung-Fu-Tritt“, sagte gestern Uwe Schauer, Uhlmanns Bennstedter Trainerkollege, der wenige Meter entfernt stand. „Wir waren geschockt. So etwas macht einen nachdenklich.
Silvio muss selbst entscheiden, wie es weitergeht. Ich kann ihm da zu nichts raten. Aber für mich persönlich würde Fußball nicht mehr stattfinden. Das ging einfach viel zu weit.“
Was für Konsequenzen Uhlmann zieht, bleibt abzuwarten. Erst einmal muss er eine schwere Rippenprellung auskurieren.
Böse Beleidigung
Das Spiel zwischen Zscherben und Bennstedt war ein ruppiges. In der 90. Minute schickte Schiedsrichter Hans-Christian Kautz einen Bennstedter mit Gelb-Rot vom Platz, ein weiterer FSV-Mann sah in der Nachspielzeit die Rote Karte - genau wie der Treter aus Zscherben.
Weil sich die Gäste nach der brutalen Attacke nicht mehr in der Lage sahen weiterzuspielen, brach der Unparteiische die Partie ab. Äußern wollten sich weder Schiedsrichter Kautz noch Staffelleiter Frank Schröter zu den Vorfällen. Letzterer meinte nur: „Wir warten auf die Berichte, dann geht das Ganze vor das Sportgericht.“
Doch warum rastete der Zscherbener Spieler so aus? Die Vereinsverantwortlichen des Klubs wollten am Montag kein Statement abgeben. Ein dem Verein nahestehender Beobachter, der namentlich nicht genannt werden möchte, erklärte gegenüber der MZ, es habe eine böse Beleidigung der Eltern des Zscherbener Spielers durch Silvio Uhlmann gegeben.
Die Worte hätten den jungen Mann schwer getroffen, denn sein Vater sei verstorben und seine Mutter gesundheitlich angeschlagen. Uhlmann wollte sich zu den Geschehnissen nicht ausführlich äußern. (mz)
