Fußball Fußball: Der doppelte Wille bei Blau-Weiß
FARNSTÄDT/MZ. - Sie sind etwa gleich groß, von ähnlicher Statur, hören ab und zu die gleiche Musik. "Dass wir uns gleich anziehen müssen, haben wir Mutti aber in der 2. Klasse abgewöhnt", sagt Stephan Wille und grinst. "Wir haben nur Ähnlichkeiten, wir sind aber nicht gleich", meint Stephan einhellig. Vom Aussehen her sind die eineiigen Zwillinge Stephan und Sebastian Wille für mich aber kaum zu unterscheiden. Eine Gemeinsamkeit, die sie allerdings nicht verleugnen können, ist ihre Begeisterung für den Fußball. Doch auch da hakt Stephan gleich wieder ein: "Ich bin eher der Defensivspieler, Sebastian der Offensive."
Seit diesem Sommer sind die 26-jährigen Zwillingsbrüder wieder in einer Mannschaft vereint. Stephan, der fünf Minuten jüngere der beiden, wechselte bereits im Sommer 2010 vom damals niedersächsischen Oberligisten SV Meppen zum Landesligisten Blau-Weiß Farnstädt. "Ich war des Studiums wegen nach Leipzig gezogen, wollte von der professionellen Fußball-Schiene weg", sagt Stephan. Er suchte nach einem Verein, bei dem er den Spaß am Fußball zurückfinden wollte. "Es sollte zwangloser sein, nicht mehr vier-, fünfmal Training die Woche." Mit seinem Kumpel Nico Häring - sie kennen sich von der Sportschulzeit in Jena - setzte er sich in Verbindung. "Nico erzählte mir von seinem sympathischen Heimatverein, bei dem er zu dem Zeitpunkt noch gekickt hat, und da hab ich mir Farnstädt mal angeschaut." Heute sei er glücklich über diese Entscheidung.
Fast auf selbige Art und Weise folgte ihm in diesem Sommer sein älterer Bruder Sebastian - ebenfalls wohnhaft in Leipzig - zu den Blau-Weißen. "Stephan hat von seinen Erfahrungen in Farnstädt erzählt, von der sympathischen Mannschaft, dem super Umfeld, den Top-Bedingungen. Und dann hat er mich bei der Vereinsführung ins Spiel gebracht", erzählt Sebastian.
Mit Präsident Jochen Conrad und Landesliga-Co-Trainer Michael Hüneburg traf er sich am Cosbudener See bei Leipzig. "Danach war die Entscheidung für mich klar, dass ich von Markranstädt nach Farnstädt gehe." Im Schlepptau hatte Sebastian da auch noch seine Mitspieler Felix Bartolini und Christian Heditzsch. "Wir sind alle gute Freunde, haben einen ähnlichen Charakter und entschieden, unsere berufliche Perspektive stärker zu verfolgen. Darum sind wir eine Liga tiefer gegangen", sagt Sebastian. Die Vier bilden eine Fahrgemeinschaft, kommen zusammen aus Leipzig zu Training und Spiel.
Geboren sind die Wille-Zwillinge in Apolda. Mit sieben Jahren begannen sie das Fußballspielen beim dortigen VfB. Mit Beginn der 7. Klasse wechselten die Brüder auf das Sportinternat des FC Carl Zeiss Jena, wo sie später das Abitur ablegten. Dann stand der Sprung in den bezahlten Fußball an und ihre Wege trennten sich. Stephan wechselte zum damaligen niedersächsischen Oberligisten BV Cloppenburg, Sebastian verschlug es zum Halleschen FC. 2007 kreuzten sich ihre Wege beim Hamburger Oberliga-Klub FC Bergedorf. Dort wollte Stephan einen Neuanfang starten - ein Kreuzbandriss und eine schwere Schulterverletzung hatten ihn in seiner Entwicklung eineinhalb Jahre zurück geworfen. Auch Sebastian blieb vom Verletzungspech nicht verschont. 2009 laborierte er ein halbes Jahr an einer Hermuskelentzündung. Gerade bei RB Leipzig spielend, war seine Chance Profifußballer zu werden, vorbei.
"Rückblickend war es ein schöne Zeit", sagen die Zwillinge unisono. "Wir haben unser Studium durch den Sport finanziert. Jetzt können wir unsere beruflichen Wege einschlagen." Stephan macht gerade seinen Abschluss als Sportökonom. Stephan studiert Sportwissenschaft und ist als Team-Coach bei einer Investmentgesellschaft tätig.