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Ohne Hilfe kommt das Aus Freibad Schraplau braucht eine Komplettsanierung

Das Freibad Schraplau braucht eine Komplettsanierung. Die kann die Stadt finanziell nicht stemmen. Sie benötigt Fördermittel, doch das gestaltet sich schwierig.

20.04.2021, 09:00
Schwimmmeister Holger Steiner entfernt vom Beckenrand des Schraplauer Freibades lockere Fliesen und Fliesenkleber.
Schwimmmeister Holger Steiner entfernt vom Beckenrand des Schraplauer Freibades lockere Fliesen und Fliesenkleber. Foto: Anke Losack

Schraplau - In Vorbereitung auf die Saison im Erlebnisbad Schraplau sind derzeit die handwerklichen Fähigkeiten von Schwimmmeister Holger Steiner gefragt. „Wie jedes Jahr“, sagt der 60-Jährige und zeigt das Problem: Etliche Fliesen am Beckenkopf haben sich über den Winter gelockert. „Die müssen runter. Da kann man keine Leute drauf lassen.“ In mühevoller Kleinarbeit löst Holger Steiner diese Fliesen ab. Er geht vorsichtig vor, immer darauf bedacht, dass sie dabei nicht kaputt gehen. Dann muss der Schwimmmeister den Fliesenkleber am Beckenrand noch entfernen. Im Anschluss wird Grundierung aufgebracht und ein Fliesenleger kann ans Werk gehen, um den Beckenrand wieder zu vervollständigen.

Die Stadt Schraplau wird auch in diesem Jahr mehrere tausend Euro nur allein für Reparaturarbeiten in ihr Freibad stecken. Insgesamt schießt die Kommune nach Angaben von Bürgermeister Olaf Maury (parteilos) für das Bad jährlich rund 80.000 Euro aus der Stadtkasse zu - und das, obwohl sie finanziell alles andere als gut dasteht. Aber lange kann sie die Unterhaltung des Freibades nicht mehr gewährleisten, räumt der Bürgermeister nun ein. „Wenn wir in den nächsten fünf Jahren keine Fördermittel bekommen, um das Bad sanieren zu können, dann muss ich das tun, was ich nie wollte, es schließen.“ Rund 3,5?Millionen Euro werden für die Komplettsanierung veranschlagt. „Wir brauchen ein Edelstahlbecken, dann hätten wir Ruhe“, erläutert Maury einen besonderen Schwerpunkt. Außerdem ist neue Technik nötig. Die jetzige sei so alt wie das Bad, 28 Jahre, sagt er.

Der letzte Strohhalm

Der Versuch, Fördermittel zu bekommen, ist quasi der letzte Strohhalm, an den sich Bürgermeister und Stadtrat klammern. In den Bemühungen darum musste die Stadt jüngst einen herben Rückschlag hinnehmen. Ihr Förderantrag beim Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“, wo Mittel in Höhe von insgesamt 400 Millionen Euro zur Verfügung standen, ist abgelehnt worden. Wie es in einer Mitteilung des Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat heißt, hatten Städte und Gemeinden 1.300 Interessenbekundungen eingereicht. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags hat die Förderung von über 200 kommunalen Projekten beschlossen. Vier davon entfielen auf Kommunen in Sachsen-Anhalt. Das Vorhaben zur Sanierung des Erlebnisbades Schraplau war nicht darunter.

„Ich bin wirklich sehr enttäuscht“, sagt Olaf Maury, der dem Schraplauer Freibad eine große Bedeutung für die Region zuschreibt. Das Schwimmbad sei für die Besucher - rund 10.000 kommen pro Saison - nicht nur ein sozialer Treffpunkt, sondern biete auch Kindern die Möglichkeit, das Schwimmen zu lernen. Letzteres führt auch Schwimmmeister Holger Steiner als Argument für den Erhalt des Freibades ins Feld. „Immer wird davon geredet, dass so wenig Kinder schwimmen können.“ Seiner Meinung nach müsste sich der Staat bei Freizeiteinrichtungen viel mehr engagieren. Gerade das Schwimmbad, und noch dazu im ländlichen Bereich, habe eine wichtige Funktion: „Mädchen und Jungen werden im Kindesalter an das Wasser herangeführt, damit sie die Angst vor dem Wasser verlieren - umso leichter lernen sie schwimmen.“ Es sei traurig, sagt Holger Steiner, dass der Förderantrag abgelehnt wurde.

Erlebnisbad Schraplau soll auch in diesem Sommer öffnen

Die Kommune wird laut dem Bürgermeister einen weiteren Anlauf unternehmen. Sie will versuchen, finanzielle Mittel aus dem Investitionsprogramm für den Strukturwandel durch den Kohleausstieg abzuschöpfen. In der nächsten Sitzung des Stadtrates soll dafür ein Beschluss vorbereitet werden, sagt Olaf Maury.

Wenn Corona es zulässt, wird das Erlebnisbad Schraplau auch in diesem Sommer öffnen. Wann Saisonstart ist, das könne er heute noch nicht sagen, so Holger Steiner. Auf alle Fälle werden bis dahin die Reparaturarbeiten abgeschlossen sein. „Herr Steiner hat es jedes Jahr geschafft, das Bad so wieder herzurichten, dass es geöffnet werden kann“, lobt der Bürgermeister. (mz/Anke Losack)