"Fahrzeug wurde erst im April inspiziert" "Fahrzeug wurde erst im April inspiziert": Das sagt Flixbus nach Unfall auf A9

Leipzig - Die Ursache für den schweren Unfall mit einem Flixbus auf der Autobahn 9 ist weiterhin unklar. Dabei war am Sonntag eine Frau ums Leben gekommen, neun Fahrgäste wurden schwer verletzt.
Die Autobahnpolizei hatte am Sonntagabend erklärt, die Polizei gehe nach ersten Ermittlungen davon aus, dass ein sogenannter Sekundenschlaf des Fahrers zu dem Unfall des Fernbusses geführt habe. Eine Polizeisprecherin in Halle konnte die Aussage am Montagmorgen nicht bestätigen: Für einen solchen Verdacht sei es noch zu früh.
Zahlreiche von den mehr als 70 Unfallopfern waren in Krankenhäusern der Region aufgenommen worden. Laut Antje Hoppen, Sprecherin der Polizeiinspektion Halle, konnten von ihnen bis zum Montagnachmittag 39 wieder aus den Kliniken entlassen werden. Diese Personen seien demnach mit leichten Verletzungen davongekommen.
Unfall auf der A9: Bus war im Auftrag von Flixbus von Berlin nach München unterwegs
Der Bus war im Auftrag von Flixbus von Berlin nach München unterwegs gewesen, wie das Unternehmen bestätigte. Das Fahrzeug sei im April inspiziert worden, Beanstandungen habe es keine gegeben, sagte ein Flixbussprecher. „Für uns hat die Sicherheit der Fahrgäste und Fahrer oberste Priorität.“ Ob der Unfallbus einen Aufmerksamkeitsassistenten hat, konnte der Unternehmenssprecher nicht sagen. Solche Systeme sollen Sekundenschlaf erkennen und den Fahrer frühzeitig warnen.
Die Einhaltung der vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten wird nach Angaben des Sprechers regelmäßig kontrolliert, auch mithilfe von Satellitendaten. Nach spätestens viereinhalb Stunden ist ein Busfahrer gesetzlich verpflichtet, 45 Minuten Pause zu machen. Die Ruhezeit kann auch aufgeteilt werden. Zweimal wöchentlich darf ein Busfahrer zehn Stunden hinter dem Steuer sitzen, an den anderen Tagen höchstens neun Stunden. Bei Nachtfahrten sind laut Flixbus grundsätzlich zwei Fahrer an Bord.
ADAC: „Ein Busunternehmen muss darauf achten, dass sich die Fahrer an die Vorschriften halten“
„Ein Busunternehmen muss darauf achten, dass sich die Fahrer an die Vorschriften halten“, sagte Andreas Hölzel, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC). Grundsätzlich sei die Fahrt mit Bahn und Bus deutlich sicherer als die mit dem Auto. Allerdings: Wenn etwas passiere, sei die Zahl der Betroffenen bei Busunfällen häufig groß.
Für Sekundenschlaf gebe es Warnzeichen wie Zusammenzucken oder das Abkommen von der Spur. „Dann heißt es, eine Pause einzulegen“, sagte Hölzel. Für die Sicherheit sei es auch ausgesprochen wichtig, die Anschnallpflicht zu befolgen. Dann werde man im Falle eines Überschlags nicht aus den Sitzen geschleudert.
Fahrer sind angewiesen, vor Beginn einer Fahrt auf die gesetzliche Anschnallpflicht in mehreren Sprachen hinzuweisen
Die Fahrer, die für Flixbus unterwegs sind, seien angewiesen, vor Beginn einer Fahrt auf die gesetzliche Anschnallpflicht in mehreren Sprachen hinzuweisen, sagte der Sprecher des Unternehmens. Allerdings könnten sie nicht sicherstellen, dass alle Passagiere sich auch tatsächlich anschnallten. Wie viele der Fahrgäste den Gurt angelegt hatten, konnte die Polizeisprecherin nach dem Unfall auf der A9 zunächst nicht sagen. (dpa/mz)




