Facebook-Aufruf Facebook-Aufruf: Aufregung um Swinger-Party in der Straßenbahn

Bad Dürrenberg/Halle (Saale) - Katrin Reichardt verschlägt es im ersten Moment die Sprache. „Wir haben schon genügend Dinge zwischen Himmel und Erde erlebt, die wir zuvor nicht für möglich gehalten hätten“, sagt die Ordnungsamtsleiterin der Stadt Bad Dürrenberg. Es geht um einen pikanten Veranstaltungshinweis auf Facebook, der für Aufregung sorgt. Dort wird für den 8. August in der Solestadt zu einer „Swingerparty in der 5“ eingeladen. Und im Laufe des Dienstags schnellen die Anmeldungen auf der öffentlichen Seite in die Höhe. Ist es ein Scherz?
Keine Veranstaltungen angemeldet
Zumindest fällt es dem Straßenbahnbetreiber Havag aus Halle schwer, den Aufruf ernst zu nehmen. Zu bizarr scheint die Situation zu sein. „Wir sind selbst auf die Seite gestoßen und haben uns schon gewundert. Bei uns hat niemand eine Veranstaltung angemeldet“, sagt Unternehmenssprecherin Iris Rudolph.
Prinzipiell sei es aber möglich, auch einen Straßenbahnzug für eine private Veranstaltung zu mieten. „Hin und wieder kommt das tatsächlich vor. Aber in diesem Fall tappen wir selbst im Dunkeln.“ Die Aktion wird zwischen 13 und 23.55 Uhr angekündigt. Die letzte Bahn verlässt freilich um 22.01 Uhr Bad Dürrenberg. „Das klingt also eher nach einem Fake. Zur Sicherheit wird unser Personal die Lage am 8. August aber genau beobachten.“
Die MZ hat versucht, den Organisator der mutmaßlichen Swingerparty zu erreichen, allerdings ohne Erfolg. Der Mann soll aber aus Halle-Neustadt stammen, wie sein Facebook-Profil verrät.
Tatsächlich machen derzeit in sozialen Netzwerken verstärkt Veranstaltungen die Runde, die kaum ernst gemeint sein dürften. Die Palette reicht von „Stuhlproben selbst nehmen“ bis hin zum öffentlichen Cannabisverbrennen. Die Witzbolde, die derartige Nachrichten lancieren, klatschen sich vor Lachen vermutlich auf die Schenkel. In Verwaltungen wie Bad Dürrenberg beschäftigen sie dennoch die Ordnungsämter. „Es ist schließlich möglich, dass es durch so einen Aufruf zu einer Art Versammlung oder einem Flashmob kommt. Dann wäre aber der Landkreis zuständig, wenn sich die Aktion bei uns abspielt“, sagt Reichardt.
Die Polizei interessiert sich offensichtlich (noch) nicht für den Fall. „Eine Veranstaltung kann zunächst einmal jeder ankündigen. Das ist nicht verboten“, meint Ralf Karlstedt, Sprecher der Polizeidirektion in Halle. Zunächst greife das jeweilige Ordnungsrecht der Städte und Gemeinden. Und natürlich das Hausrecht der Havag.
Polizei noch nicht alarmiert
Dabei muss eine Swingerparty nicht zwangsläufig etwas Schmuddeliges sein - unter Swing versteht man auch eine musikalische Stilrichtung des Jazz. Und Musik gab es in der Straßenbahn schon genug, Sonderkonzerte auf der Linie 5 etwa, auch Buchlesungen. Und unvergessen ist die Rolle der Tram 2006 bei der Sendung „Wetten dass“ in Halle, als 43 Stadträte und drei Finnen in einer zur Sauna umgebauten Straßenbahn saßen. Die Stadtwette hatte Halle seinerzeit gewonnen. (mz)