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"Es geht um das eigene Leben" "Es geht um das eigene Leben": Banner sollen am Bahnhof in Kötzschau Reisende warnen

Von Melain van Alst 01.12.2020, 12:44
Katrin Beiersdorfer (v.l.), Silke Fenten, David Falk und Matthias Bunk haben die Banner am Bahnhof aufgehängt.
Katrin Beiersdorfer (v.l.), Silke Fenten, David Falk und Matthias Bunk haben die Banner am Bahnhof aufgehängt. van Alst

Kötzschau - Die Gefahr, die von einer Zugstrecke ausgeht, wenn man sie überquert, wird häufig unterschätzt. So auch am Bahnhof in der Leunaer Ortschaft Kötzschau. „Wir merken, dass das zunimmt“, sagt David Falk, Vorsitzender des Eisenbahnvereins in Kötzschau. Zuletzt hatte das Überqueren der Strecke einem Mann bei einem tragischen Unfall sogar das Leben gekostet.

Am 5. November war der Mann mit der Regionalbahn im Bahnhof in Kötzschau angekommen, er stieg aus, wollte hinter der Bahn die Strecke queren, obwohl dort kein Übergang war. Er hörte den herannahenden ICE aus der Gegenrichtung nicht und wurde erfasst. Er starb wenig später an den Folgen des Unfalls. Für Falk war das nun Grund genug, die Bundespolizei um Hilfe zu bitten. Die nahm die Bitte gern auf, wie Katrin Beiersdorfer von der polizeilichen Kriminalprävention erklärt. Gemeinsam mit Fachreferentin Prävention Silke Fenten von der DB Sicherheit war sie zum Bahnhof gekommen.

Just in dem Moment als sie gemeinsam zwei Banner als Warnung aufhängen wollten, querte ein Mann die Gleise. Auf den Hinweis von Beiersdorfer zeigte er sich wenig einsichtig. Ganz zum Unverständnis der Anwesenden. „Es geht doch um das eigene Leben“, sagt Fenten. Beiersdorfer macht deutlich, dass die Züge zum Teil sehr leise sind, spät wahrgenommen werden. „So ein ICE wiegt 750 Tonnen und hat einen entsprechenden Bremsweg“, sagt sie und fügt hinzu: „Der Lokführer würde gern reagieren, aber es ist häufig zu spät.“

Sie erntet ein Nicken von Matthias Bunk. Er ist Mitglied im Eisenbahnverein und seit 14 Jahren selbst Lokführer. Noch habe er so etwas nicht erleben müssen, doch auch für die Lokführer seien diese Unfälle häufig eine Belastung, manche könnten danach nie wieder arbeiten. Daher investieren Fenten und Beiersdorfer viel Zeit in die Prävention, gehen auch in die Schulen, um Kinder und Jugendliche zu warnen. Gerade sie erkennen die Gefahr häufig nicht und sorgen immer wieder für Meldungen über Kinder, die an oder in den Gleisen spielen.

In Kötzschau beobachten die Vereinsmitglieder zunehmend, dass die Menschen die Gleise aus Bequemlichkeit einfach da überqueren, wo sie gerade sind. „Sie haben dann sogar Koffer und Fahrräder dabei“, sagt Falk. Er würde sich wünschen, dass die Banner Wirkung zeigen, um tragische Unfälle wie Anfang November zu verhindern. Auch über weitere Präventionsveranstaltungen im Museum denken Bundespolizei, DB und der Verein nun nach. (mz)