Ein Stück Adventsnormalität Ein Stück Adventsnormalität: So kommt der Drive-in-Weihnachtsmarkt in Stöbnitz an

Stöbnitz - Der Rückstau reicht bis weit um die Kurve. Mindestens zwei Dutzend Autos haben sich am Samstagnachmittag in der Stöbnitzer Werkstraße aufgereiht. Nur langsam geht es vorwärts. Doch die Insassen, Paare, Familien mit Kindern, warten geduldig.
Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude, gerade im Advent. Und hier in einer Straße am Dorfrand wird geboten, was es diesen Advent sonst kaum irgendwo gibt: einen Weihnachtsmarkt – mit Lichterketten, lautem Weihnachtspop und vor allem Buden, die Glühwein, Schokofrüchte und Pilzpfanne verkaufen.
Ein Stück Adventsnormalität - allerdings mit einem massiven Unterschied zum konventionellen Weihnachtsmarkt. Alles funktioniert als Drive-in.
Bestellungen werden über Walkie-Talkie gefunkt
Aufsteller weisen die Gäste daraufhin, dass Aussteigen verboten ist, es gilt Maskenpflicht. Kurz vor der ersten Bude, dem Glühwein- und Kinderpunschstand, eilt Hanna Löffler zu den geöffneten Fahrerfenstern und nimmt die Bestellungen auf. In der Bude füllt Katrin Brausch die Becher.
Am Freitag, dem ersten Tag des „Adventszaubers“, wie das Spektakel offiziell heißt, sei es noch etwas schleppend angelaufen, aber „heute ist es barbarisch“, freut sie sich über den Andrang und eilt hinaus um zwei Glühwein in ein wartendes Auto zu reichen.
Das rollt vorsichtig weiter. Am Süßwarenstand vorbei geht es zur Bude mit Herzhaftem. Hier steht die Gastronomin und Organisatorin Sandra Behrens an den Pfannen. „Küche, bitte Steaks“ funkt sie über ein Walkie-Talkie. Schon nach anderthalb Tagen steht für die Stöbnitzerin fest. Es war die richtige Entscheidung, dieses neue Format zu probieren: „Es ist Wahnsinn. Die Leute sind sowas von dankbar. So viel Dankbarkeit erlebt man sonst nie.“ Die Chefin ist im Dauerstress.
Fußgänger müssen weggeschickt werden
Pilzpfanne, Bratwurst, Steak gehen über die Theke in die vorbeiziehende Autokarawane. Deren Kennzeichnen verraten weite Wege. Halle, Burgenlandkreis. Nordsachsen. „Gestern hatten wir Leute, die extra vom Kyffhäuser und aus Erfurt hergekommen sind, heute war jemand aus Hof da.“
Sie alle können sich ein Stück Adventsstimmung abholen. Nur Fußgänger müssten sie leider wegschicken, bedauert Behrens. Das ist die Auflage. Wer jedoch mit einem fahrbaren Untersatz kommt, wird bedient. So wie Manfred Schlott, der Claudia Günther und Tochter Frieda im Lastenrad vorfährt.
„Wir wohnen eine Straße weiter, da hätte sich das Auto nicht gelohnt“, begründet er. Seine Mitfahrerin lobt den Adventszauber in höchsten Tönen. „Wir probieren uns durch alles durch. Wir waren gestern schon hier und werden jetzt jeden Tag wiederkommen.“
Das Fahrradtrio ist mit seinem positiven Feedback nicht allein. Alle angesprochenen Besucher sind voll des Lobes. Ein Paar aus Naumburg hat ein Stück weiter am Straßenrand geparkt, isst und ist euphorisiert. „Eine Superidee. Toll“, sagt die Frau. Ihr Begleiter ergänzt: „Es hat sich endlich jemand was einfallen, was die Behörden nicht ablehnen können.“
Den Adventszauber gibt es auch am dritten und vierten Adventwochenende freitags bis sonntags jeweils ab 16 Uhr in der Werkstraße Stöbnitz. (mz)