Ein Arbeitssieg für den SV Merseburg Ein Arbeitssieg für den SV Merseburg : Die Favoritenbürde wiegt schwer

Naumburg/Merseburg - Es war die 52. Minute im Pokalspiel des SV Merseburg 99 beim SV Naumburg 05, als Merseburgs Tom Butzmann plötzlich das Bedürfnis bekam, mit dem Schiedsrichter zu diskutieren. „Unser Torhüter Christian Schmedtje war mit der Hand sicher am Ball“, hatte Innenverteidiger Butzmann nach einem von Schmedtje zunächst parierten Freistoß der Naumburger erkannt. Doch auf das energische Draufgehen des Naumburgers Mykyta Rybak in der Situation folgte kein Pfiff. Und so konnte dieser den Ball ins Gehäuse der Gäste befördern.
Die Pokalpartie zwischen dem Landesklasse-Vertreter aus dem Burgenland und dem Oberligisten aus der Domstadt war damit auf den Kopf gestellt. Die Gastgeber, der Verein spielt drei Ligen unter den 99ern, durfte tatsächlich an der Sensation schnuppern.
80 Prozent Ballbesitz
Dass die Elf von Merseburgs Coach Farih Kadic das Unheil noch abwenden und mit 3:1 gewinnen konnte, bezeichnete auch Butzmann später als echten Arbeitssieg. „Aber so kann der Pokal sein, wenn der Gegner motiviert ist.“
Dabei hatten es sich die Merseburger im Grunde selbst unnötig schwer gemacht. Schon in der ersten Halbzeit wurden die 99er ihrer Favoritenrolle über weite Strecken gerecht, allerdings nur optisch. „Wir hatten bestimmt um die 80 Prozent Ballbesitz.“ Dass die erste Hälfte dann tatsächlich torlos verlief, war angesichts der zahlreichen Gelegenheiten frustrierend. „Die Chancenverwertung war bei uns nicht besonders gut. Da haben wir uns in dieser Saison gegen weitaus stärkere Gegner schon wesentlich besser präsentiert“, resümierte Butzmann.
Die sonst eigentlich ziemlich effektive Offensivabteilung der 99er scheiterte in dem Ausscheidungsspiel ein ums andere Mal an Naumburgs Torhüter Karsten Winkelmann und wohl auch etwas an den eigenen Nerven. In gleich mehreren Eins-gegen-Eins-Situation zogen sowohl Torjäger Oliver Seidel als auch der nach seiner Wadenprellung beim Test gegen den Halleschen FC rechtzeitig wieder genesene Stephan Neigenfink den Kürzeren.
Mit einem 0:0 ging es in die Pause. Schmeichelhaft für die Gastgeber. Und dann kam kurz nach dem Seitenwechsel auch noch die umstrittene Situation hinzu, die zum unerwarteten Rückstand führte. „Danach mussten wir die Nerven bewahren. Und so wie das Spiel lief, war uns aber eigentlich auch klar, dass wir zurückkommen werden.“
3:1 Endstand
Mit langen Bällen über die Viererkette der 99er hatte sich Naumburg lange Zeit recht gekonnt in Szene gesetzt. Aber spätestens nach einer Stunde machte sich dann der Klassenunterschied auch konditionell bemerkbar. „Die waren dann schon etwas aus der Puste.“ Der Ausgleich durch den Merseburger El Gourmat, er war in der 63. Minute nach einer von Kapitän Martin Fiebiger verlängerten Ecke zur Stelle, war mehr als verdient. Fiebiger erzielte nach einer Ecke in der 86. Minute dann selbst die Führung. Und nur zwei Minuten später tauchte der linke Außenverteidiger Marc Gnanko vorn mit auf. Nach einem Doppelpass erzielte der Franzose den 3:1-Endstand.
Hoher Stellenwert
Ein Arbeitssieg, über den auch Tom Butzmann am Ende froh war. „Großartig gefeiert haben wir das Weiterkommen nicht.“ Der Wettbewerb habe dennoch hohen Stellenwert. Denn wie es sich anfühlt, im Endspiel zu stehen, daran kann sich Butzmann noch gut erinnern.
Mit dem VfL Halle hatte er schon im Finale um den Titel gespielt. Das Gefühl würde Butzmann auch mit den 99ern gern erleben. „Auszuschließen ist das nicht.“ Und die erste Hürde haben die Merseburger am Wochenende erfolgreich genommen. (mz)