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Ehemalige Tagebaulöcher in Löbejün Ehemalige Tagebaulöcher in Löbejün: Tauchkessel steht vor dem Aus

Von Oliver Müller-Lorey 18.11.2019, 07:00
Klaus Diersch betreibt in drei ehemaligen Tagebau-Löchern eine Tauchbasis. Doch nun wurde ihm der Pachtvertrag gekündigt.
Klaus Diersch betreibt in drei ehemaligen Tagebau-Löchern eine Tauchbasis. Doch nun wurde ihm der Pachtvertrag gekündigt. Oliver Müller-Lorey

Halle (Saale) - Obwohl das Wasser in den drei ehemaligen, inzwischen gefluteten Löbejüner Kiesgruben nur noch zehn Grad kalt ist, kommen auch im November noch Taucher. Die sogenannten „Taucherkessel“ genießen bei Sportlern in Deutschland und darüber hinaus wegen des klaren Wassers und handzahmer Fische einen hervorragenden Ruf.

Doch mit dem Abenteuer vor den Toren Halles ist bald schon Schluss. Der Eigentümer von zwei der drei Tauchkesseln, die „SH Natursteine GmbH“, die in der Nähe noch einen aktiven Bergbau betreibt, hat dem Betreiber der Tauchbasis gekündigt.

Fünf bis sechs Mal hat der Gesellschafter der Grube gewechselt

Klaus Diersch, der den Betrieb vor mehr als zwölf Jahren aufbaute, fühlt sich vor den Kopf gestoßen. „Ich habe dieses Gelände, das aussah wie eine Müllhalde, selbst hergerichtet. Ich habe Störe eingesetzt, wegen derer Gäste aus Tschechien, Frankreich und sogar Chile kommen. Fünf bis sechs Mal hat der Gesellschafter der Grube gewechselt, aber wir hatten immer ein gutes Verhältnis, bis jetzt“, sagt er. Vor einiger Zeit habe ein Manager des Kieswerks ihn gefragt, ob er die Tauchkessel auch für Kletterer freigeben könne.

„Das wollte ich nicht, weil mir niemand die Verantwortung abnehmen wollte, falls ein Kletterer auf einen Taucher fällt.“ Unstimmigkeiten habe es auch gegeben, weil die Kiesgrube Wasser abgezapft habe, unter anderem zum Anmischen des Betons, der bei der Sanierung der nahe gelegenen Autobahn 14 verwendet wurde. „Zusammen mit den beiden heißen Sommern hat das zu einem Absinken des Wasserspiegels um fünf bis sechs Meter geführt“, beklagt Diersch.

„Die Gäste schlafen und essen in der Region.“

Er selbst habe Kessel Nummer drei inzwischen gekauft, so dass er dort ab April sein Unternehmen fortführen werde. Im Moment ist er damit beschäftigt, die Hütte, an der die Gäste Tauchequipment ausleihen und etwas essen und trinken können, abzubauen. „Es geht dabei nicht nur um mich. Der Taucherkessel ist ein Wirtschaftsfaktor. Die Gäste schlafen und essen in der Region.“

Auf MZ-Nachfrage bestätigt Joachim Mojzis, Geschäftsführer und kaufmännischer Leiter, dass der Pachtvertrag gekündigt wurde: „Wie im Pachtvertrag vorgesehen, haben wir aufgrund Eigenbedarfs gekündigt. Der Betrieb des Steinbruchbetriebs machte dies erforderlich.“ Der Steinbruch werde größer und rücke näher an die Tauchkessel heran. Weil auch gesprengt werde und es eine Staubbelastung gebe, wolle man Konflikte mit Tauchtouristen vermeiden.

Firma bei der zuständigen Behörde angezeigt

„Wir kommen immer näher, daher ist es richtig, das frühzeitig anzuzeigen“, sagt Mojzis. Auch wenn es noch „einige Jahre“ dauern werde, bis das Abbaufeld bis an die Tauchkessel heranreichen würde. Dass Wasser aus dem Becken entnommen wurde, sei falsch, so der Geschäftsführer. Gleichwohl sei ihm bekannt, dass seine Firma bei der zuständigen Behörde deswegen angezeigt worden ist - ohne Ergebnis - wie er sagt.

Den Ärger von Klaus Diersch könne er nachvollziehen. „Aber bei Abschluss des Pachtvertrags war ihm bewusst, dass das nicht für ewig sein wird. Ich fürchte, da hat sich das, was er sich aufgebaut hat, irgendwann verselbstständigt.“ Dass Diersch nach der Kündigung der Pachtverträge für die Löcher eins und zwei einfach in seinem, ihm gehörenden Kessel drei weitermachen kann, glaubt Mojzis nicht. Denn auch an diesen werde die Kiesgrube irgendwann heranreichen. (mz)