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Dürre im SaalekreisDürre im Saalekreis: Betreiber von Biogasanlagen müssen Produktion drosseln

Von Robert Briest 11.07.2018, 05:00
Viele Biogasanlagen im Saalekreis werden vorrangig mit Mais betrieben. Experte Boskugel schätzt den Maisanteil auf etwa 50 Prozent.
Viele Biogasanlagen im Saalekreis werden vorrangig mit Mais betrieben. Experte Boskugel schätzt den Maisanteil auf etwa 50 Prozent. Peter Wölk

Bad Dürrenberg/Mücheln - Matthias Ulrich, Vorsitzender der Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg, kann die Zahlen für seine beiden Biogasanlagen aus dem Stegreif herunterleiern. Das mit selbstproduziertem Gas befeuerte eigene Blockheizkraftwerk kann umgerechnet etwa 1.000 Haushalte pro Jahr mit Strom versorgen. Dafür brauchen die runden Anlagen neben Gülle vor allem Mais.

Eine Tonne Mais liefert etwa 250 Kubikmeter Methan. Damit das Kraftwerk auf voller Last laufen kann, benötigen die Anlagen nördlich und östlich von Bad Dürrenberg zusammen 50 bis 55 Tonnen Maissilage pro Tag. Doch genau an diesem Punkt hat sich in diesem Jahr eine Unbekannte in die Rechnung eingeschlichen, die für Ulrich und natürlich auch andere Biogasproduzenten im Saalekreis zu Verlusten führen könnte: die Maisernte.

Maisernte im Saalekreis droht schlecht auszufallen

Die droht schlecht auszufallen. Schuld daran ist die anhaltende Dürre. Dem Mais fehlt gegenwärtig ein guter halber Meter, schätzt Udo Boskugel, der in Mücheln ein Unternehmen betreibt, das sich um Bau und Wartung von Anlagen kümmert, und der zugleich Regionalgruppensprecher für den Fachverband Biogas in Sachsen-Anhalt ist.

Eine geringe Wuchshöhe bedeutet letztlich natürlich, dass die einzelne Maispflanze weniger Biomasse liefert. „Der Mais wird zudem wahrscheinlich schlechter sein“, prognostiziert Boskugel. Durch das fehlende Wasser hatten die Pflanzen mehr Trockenanteile, die die Anlagen beziehungsweise die darin arbeitenden Bakterien nicht so gut in Gas umsetzen können. Sollte es Mitte/Ende Juli nicht noch Regenfälle geben, mit deren Hilfe sich der Mais zumindest teilweise erholen kann, könnte es Richtung Herbst problematisch werden, erklärt der Fachmann.

Problematisch bedeutet in diesem Fall, Anlagenbetreiber könnten gezwungen sein, ihre Biogasproduktion zu drosseln. „Oder sie müssen sich auf dem Markt nach alternativen Inputstoffen umgucken.“ In diesem Jahr werde es da wohl viele Getreideabfälle geben, weil die Bauern aktuell wegen der Trockenheit viele nicht voll ausgebildete Körner ernten.

Weniger Tierfutter durch Trockenheit

Boskugel würde allerdings eher Rübenschnitzel empfehlen, also die Abfälle aus der Rübenproduktion. Die sind allerdings auch für Viehbetriebe interessant, die ihrerseits wegen der Trockenheit derzeit wenig Futter für ihre Tiere ernten können und selbst Alternativen brauchen. Das könnte den Preis für Rübenschnitzel und andere Alternativen nach oben treiben.

Für die Betreiber würde dies ähnlich wie eine Drosselung des Outputs einen wirtschaftlichen Verlust bedeuten. Ulrich sieht diese Gefahr derzeit noch hypothetisch: „Ich hoffe, dass wir nicht drosseln müssen. Nach der Maisernte kann man da Genaueres sagen.“ Aktuell habe die Agrargenossenschaft noch Maisreserven aus dem Vorjahr.

Sollte die Maisernte 2018 so schlecht ausfallen, wie es sich aktuell abzeichnet, sieht Ulrich auch noch betriebsinternen Spielraum. Denn in der Planung hat die Genossenschaft auch Flächen für Körnermais vorgesehen, also Mais, der in den Verkauf gehen soll. Diese Pflanzen könnte man stattdessen auch für die Biogasanlage benutzen, erklärt der Vorsitzende. Bei einer schlechten Maisernte müsste man zudem möglichst früh im kommenden Jahr eine Zwischenfrucht wie beispielsweise Grünroggen ernten, mit der die Bakterien in der Anlage ebenfalls etwas anfangen können.

Während den Betreibern also Verluste drohen, sieht Experte Boskugel für die Verbraucher selbst bei Drosselungen der Anlagen keine Schwierigkeiten: „Für die Energieversorgung insgesamt wird es keine Probleme geben.“

(mz)