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Diskussion im Saalekreis Diskussion im Saalekreis: Sind Babywindeln zu schwer für den Müll?

Von Dirk Skrzypczak 18.10.2016, 16:18
Eine Babywindel wird in den Müll geworfen.
Eine Babywindel wird in den Müll geworfen. imago/Bernhard Classen

Merseburg - Die Babywindel, in gefüllter Form, hält Einzug in die Diskussion der künftigen Abfallentsorgung im Saalekreis. Ab 1. Januar 2017 wird der Restmüll überall verwogen, Haushalte zahlen dann pro Kilogramm in der schwarzen Tonne 18 Cent. Werden damit junge Familien mit mehreren Kindern benachteiligt?

Ralf Wunschinski (CDU), der neue Bürgermeister von Teutschenthal, glaubt ja. „Wir belasten junge Familien. Wissen Sie, was so eine Windel wiegt?“, meinte er am Dienstagabend auf der Sitzung des Kreistages in Merseburg. Dort wurde der neue Entsorgungsvertrag mit dem kommunalen Unternehmen, das Entsorgungsgesellschaft Saalekreis (EGS) heißen und 150 Mitarbeiter beschäftigen soll, mit großer Mehrheit beschlossen. Wunschinski gehörte zu jenen fünf Kreisräten, die gegen den Vertrag stimmten - unter anderem wegen der Babywindeln.

Mehrkosten von 600.000 Euro?

Christof Rupf (Grüne) machte indes eine andere Debatte auf - die um die Rechtsform der Eigengesellschaft. Nach seinen Worten könne der Kreis bis zu 600.000 Euro pro Jahr sparen, wenn der Landkreis statt einer GmbH eine andere Rechtsart wählen würde, einen Eigenbetrieb etwa oder eine Anstalt öffentlichen Rechts (AöR). Merseburgs Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU) regte daraufhin an, das Thema nicht aus den Augen zu verlieren.

Der Kreistag hatte übrigens am 8. Juli 2015 beschlossen, die Entsorgung durch eine eigene GmbH vornehmen zu lassen. Außerdem liegen in der Kreisverwaltung zwei Gutachten vor, die ebenfalls eine GmbH als beste Lösung erachten. Dass dadurch Mehrkosten von 600.000 Euro entstünden, wurde vom Kreis gegenüber der MZ noch am Abend dementiert.

„Das ist doch nicht händelbar“

Doch zurück zu den vollen Babywindeln. Der Kreistagsvorsitzende Frank Gebhardt (CDU) schlug zur Güte immerhin vor, auch den Aspekt der Familienfreundlichkeit in der Entsorgung immer wieder zu überprüfen. Andere hingegen fragen sich, wie denn das Windelproblem gelöst werden könne. „Sportwindeln sind leichter als andere“, meinte eine Mitarbeiterin der Verwaltung. Außerdem spiele das große und kleine Geschäft eine gewichtige Rolle. Und Volker Huth, Geschäftsführer der neuen Entsorgungsgesellschaft, sieht ganz praktische Schwierigkeiten. Sollte es für Windeln eine eigene Tonne geben? Oder einen Blanko-Nachlass für junge Familien? Was ist mit älteren Menschen, die unter Inkontinenz leiden? „Das ist doch nicht händelbar“, findet Huth. (mz)