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Die Fahndung läuft Die Fahndung läuft: So wirbt die Polizei im Saalekreis um Verstärkung

Von Michael Bertram 31.10.2017, 09:00
Die Polizei fahndet unter anderem mit Plakaten nach Nachwuchs.
Die Polizei fahndet unter anderem mit Plakaten nach Nachwuchs. Peter Wölk

Merseburg/Querfurt - Im Saalekreis wird in diesen Tagen intensiv gefahndet. Gesucht werden junge Frauen und Männer, die selbst Lust auf intensive Ermittlungen verspüren. Mit einer großangelegten Werbekampagne sucht die Polizei nicht nur im Kreis, sondern landesweit nach Nachwuchs, um auch in Zukunft ausreichend Personal vorhalten zu können.

Schon bald auf den hiesigen Straßen auf Streife gehen könnten Pauline Skrzypek, Tom Waßewitz und Max Rabsahl. Die drei Jugendlichen im Alter von 15 Jahren haben jetzt ein einwöchiges Praktikum im Polizeirevier Saalekreis absolviert, um zu sehen, ob die Arbeit etwas für sie wäre. Wenn es die Einsatzlage hergibt, können die Praktikanten durchaus auch mal mit zu einer Unfallaufnahme fahren, ansonsten haben sie Einblicke in die Abläufe und Strukturen auf dem Revier erhalten oder spezielle Einrichtungen wie den Sitz der Diensthundestaffel oder den zentralen Polizeigewahrsam besucht.

Jugendlicher: Als Beamter hat man ja auch einen halbwegs sicheren Job

Alle drei Jugendlichen sind vorbelastet, haben Polizeibeamte in der Familie. Mal sind es Tante und Onkel, in anderen Fällen die Eltern. Dies sei jedoch nicht unbedingt ausschlaggebend gewesen, betont etwa der 15-jährige Tom. „Als Beamter hat man ja auch einen halbwegs sicheren Job“, erklärt er. Und auch das Einstiegsgehalt von 1.100 Euro, das die „Fahndungsplakate“ den Interessenten versprechen, ist sicher ein Anreiz. In anderen Ausbildungsberufen verdient man nicht so gut.

„Das Finanzielle ist für mich weniger ein Anreiz“, betont jedoch Polizei-Praktikant Max. Ihm gehe es vor allem darum, für die Menschen dazu zu sein, ihnen zu helfen. Allerdings ist der Polizistenjob nicht einfach. Viele Beamte klagen über die hohe Belastung und einen Haufen Überstunden. „Aber irgendwer muss die Arbeit ja machen“, sagt Max.

Angespannte Personalsituation ist das Ergebnis der Sparpolitik des Landes

Das hört Elmer Siol gern. Er kümmert sich um die Schülerpraktikanten, von denen im Monat ein gutes halbes Dutzend begrüßt werden könne. „Wir brauchen neue Kollegen, viele gehen in den Ruhestand“, erklärt er. „Und den ersten großen Schwung von Nachwuchskräften bekommen wir ja erst in zwei bis zweieinhalb Jahren.“

Die angespannte Personalsituation ist das Ergebnis der Sparpolitik des Landes. Denn über viele Jahre wurden kaum neue Beamte eingestellt. Inzwischen hat die Politik umgedacht. Im Koalitionsvertrag der Landesregierung wurde eine Erhöhung der Polizeianwärter festgehalten. 700 sollten es 2017 sein, die Zahl wurde erreicht, 550 sollen es in 2018 sein. Um die Bewerberzahl zu stemmen, wurde die „Fahndung“ nach den Polizisten der Zukunft gestartet. 270.000 Euro werden für die Werbekampagne 2017 und 2018 ausgegeben.

Einführung der Wachpolizisten hat für etwas Entspannung gesorgt

Immerhin habe die Einführung der Wachpolizisten schon für etwas Entspannung gesorgt und auch mehr Druck auf Raser erzeugt: „Dank der Unterstützung durch die Wachpolizei können wir viel regelmäßiger Tempokontrollen durchführen“, meint Polizeisprecherin Monika Lehmann.

Sie freut sich auf weitere Praktikanten. Und das Interesse ist groß. Schwieriger ist die Lage später, wenn es um die Vergabe der Ausbildungsplätze geht: Durch den demografischen Wandel gebe es viele Stellen in vielen Branchen für wenige Bewerber. Viele suchen. Die Polizei müsse mit vielen Betrieben und Bereichen konkurrieren. Hinzu kommen spezielle Voraussetzungen, die die Bewerbersuche erschweren. So müssen Bewerber mindestens 1,60 Meter groß sein.

Allerdings hat die Polizei die strengen Vorgaben mit Blick auf die Bewerbersuche gelockert: Das Maximalalter wurde von 27 auf 34 Jahre erhöht. Spannend ist zudem die Frage nach dem Führungszeugnis: „Schon beim Schülerpraktikum werden alle Bewerber vorher überprüft“, erklärt Elmer Siol, und ergänzt mit einem Lächeln: „Eine kleinere Jugendsünde ist jedoch noch nicht gleich ein Ausschlusskriterium für den Polizeidienst.“ (mz)

Tom Waßewitz (l.) informierte sich bei einem einwöchigen Schülerpraktikum im Polizeirevier Merseburg unter anderem bei Elmer Siol über die Polizeiarbeit.
Tom Waßewitz (l.) informierte sich bei einem einwöchigen Schülerpraktikum im Polizeirevier Merseburg unter anderem bei Elmer Siol über die Polizeiarbeit.
Peter Wölk