Debatte um Spitzel-Vergangenheit Debatte um Spitzel-Vergangenheit: Linker wirft Stasi-Beauftragter Scheinheiligkeit vor
Schkopau - Scharfer Angriff auf die oberste Stasi-Jägerin des Landes: Michael Teske, Gemeinderat der Linken und Bewerber um das Bürgermeisteramt in Schkopau, hat Birgit Neumann-Becker nach einem MZ-Bericht Scheinheiligkeit vorgeworfen.
Diese hatte sich auf Anfrage zu den immer seltener werdenden Überprüfungen von Stadt- und Gemeinderäten im Land kritisch geäußert. „Wenn Leute ihre politische Vita nicht aufdecken möchten, ist das bedenklich“, hatte sie gesagt. „Als Wählerin will ich doch wissen, für wen ich stimme.“
Linker Michael Teske: „Mein Leben hat nicht vor 30 Jahren geendet“
Teske, dessen Fraktion aus Linke/Grüne vor einigen Jahren die nun erfolgte Überprüfung der Schkopauer Gemeinderäte vor einigen Jahren erfolglos abzuwehren versuchte, sieht das aber offensichtlich anders und nennt die Aussagen der Landesbeauftragten für Stasi-Unterlagen scheinheilig.
„Vita heißt ’Leben’. Und mein Leben hat nicht vor 30 Jahren geendet“, schreibt Teske in einem Brief an die MZ. „Die politische Vita eines Menschen auf die Zeit vor 30 Jahren zu beschränken, ist einfach unredlich.“
Michael Teske nimmt ehemalige Spitzel in Schutz
Teske, der beteuert selbst nie für die Stasi gearbeitet zu haben, nimmt ehemalige Spitzel sogar in Schutz: Er betont, dass kein Mensch von vornherein „dafür verurteilt werden kann, für einen offiziellen staatlichen Geheimdienst eines international anerkannten souveränen Staates gearbeitet zu haben“.
Demnach seien auch Ex-Spitzel in der Lage, sich politisch und menschlich zu entwickeln und auch Fehler zu korrigieren. Deshalb wolle Teske andere Menschen nicht in „Gut/Böse-Schubkästen“ stecken, wie er weiter erklärt.
Wann der Bericht zu Stadträten in Schkopau vorliegen soll
Bereits im Jahr 2014 hatte der Gemeinderat Schkopau beschlossen, seine Mitglieder noch einmal auf eine mögliche frühere Tätigkeit für die Staatssicherheit überprüfen zu lassen. Dafür hatte die Landesbeauftragte Neumann-Becker landesweit geworben. „Denn bis vor wenigen Jahren wurden immer noch neue Unterlagen erschlossen, so dass es auch neue Erkenntnisse geben könnte“, sagte sie. Zudem wurde für interessierte Kommunen eine Handreichung für das Vorgehen veröffentlicht.
Die Überprüfung der Räte in Schkopau ist derweil fast abgeschlossen. Laut Kommissionschef Andreas Gasch (CDU) fehlen nur noch wenige Rückmeldungen. Er will im nächsten Gemeinderat am 21. August einen Bericht abgeben. (mz)