CV Mitteldeutschland CV Mitteldeutschland: Noch fehlen 100.000 Euro zur Bundesliga

Spergau - Am Tag nach dem Ausscheiden aus den Playoffs gegen die Berlin Recycling Volleys ist für den CV Mitteldeutschland die neunte Bundesliga-Saison Geschichte - aber kann der Aufschlag zur zehnten Serie für die Piraten überhaupt erfolgen?
Fakt 1: Aktuell fehlen 100.000 Euro am 450.000-Euro-Etat.
Fakt 2: Die Volleyball-Bundesliga (VBL) stellt für die kommende Saison neue und vor allem teure Lizenzierungs-Bedingungen. So wird von allen Mannschaften der Eliteklasse ein „fremdlinienfreier Bodenbelag“ ebenso gefordert wie eine LED-Bandenwerbung.
Peter Kurzawa, der Präsident der Chemie Volleys Mitteldeutschland, hat zu den Forderungen eine klare Meinung: „Damit bestraft die VBL in erster Linie die wirtschaftlich nicht so starken Vereine, die das Geld eher in den sportlichen Bereich stecken könnten. Unabhängig davon werden wir am 15. April das einreichen, was wir realistisch haben. Wenn wir die Lücke bis Ende des Monats nicht schließen können, müssen wir gemeinsam überlegen: Macht es Sinn - oder nicht?“
Bodenbelag kostet 37.000 Euro
CVM-Manager Rick Wiedersberg steht auf dem „Wir suchen Geldgeber“-Kutter der Piraten zusammen mit Boss Kurzawa und Teammanagerin Sandy Penno auf der Kommandobrücke und erklärt das Dilemma: „Der Bodenbelag, auf dem man nur das 18x9 Meter große Volleyball-Feld in Orange und die restliche Spielfläche komplett in Grün sieht, kostet etwas mehr als 37.000 Euro. Nicht, dass es falsch verstanden wird - das sind die reinen Materialkosten. Mal ganz davon abgesehen, wo wir den Belag zwischen den Heimspielen lagern können, bräuchten wir ein Team für Auf- und Abbau, das ja auch zu bezahlen ist. Der Aufbau müsste einen Tag vorher erfolgen.“
Der VC Bitterfeld-Wolfen hat bereits eine moderne Volleyball-Spielfläche, störende andere Linien werden bei Heimspielen mit Tape abgeklebt. Als Vizemeister der 2. Bundesliga Nord hat der Verein die Zulassung für die Bundesliga bei der VBL eingereicht, das darf er auch, denn in der Südstaffel hat Meister Fellbach auf sein Aufstiegsrecht verzichtet und auch der Zweite aus Eltmann will nicht nachrücken. Für eine Saison, in der dann auch zwei Lokalderby gegen Chemie Volley Mitteldeutschland anstehen würden, plant der VC Bitterfeld-Wolfen nach selbstbewusster Aussage von Geschäftsführer Christoph Richter mit einem Gesamt-Etat von 300.000 Euro.
Bis zum 15. April sollen davon 80 Prozent - zumindest vertraglich - abgesichert sein. „Das fordert die Volleyball-Bundesliga zwar erst zum 31. August, aber wir möchten selber das finanzielle Risiko minimieren“, sagt Richter. Meister der 2. Liga Nord wurde Solingen.
Und weiter: „Grundsätzlich sage ich: So etwas brauche ich nicht, das macht uns sportlich nicht besser. Aber wenn ich mir das Ganze als Erstligist nicht leisten kann, bin ich in der Bundesliga auch fehl am Platz.“
Zum Thema Sichtwerbung verbietet der „Masterplan“ der Bundesliga die Verwendung von PVC-Planen und sieht für Vereine, die mindestens acht Jahre im Oberhaus am Netz stehen, LED-Banden vor. „Diese kosten 77.000 Euro“, rechnet der Manager vor. „Egal, ob wir sie nun kaufen oder für ein Jahr mieten. Sicherlich gibt es noch die Möglichkeit, mit Vereinen aus der näheren Umgebung zu kooperieren. Davon gibt es aber auch nicht all zu viele.“
Theoretisch wären die Basketballer des Mitteldeutschen BC oder Handball-Bundesligist SC DHfK Leipzig mögliche Partner. Die Praxis würde aber eine Abstimmung der Spielpläne voraussetzen, zudem entstünden hohe Transport-Kosten. Wiedersberg: „Selbst wenn die VBL uns in der Banden-Geschichte ein Jahr Aufschub geben würde, käme der finanzielle Mehraufwand eben 2017 auf uns zu.“
Natürlich weiß Wiedersberg, dass er mittels LED-Banden Sponsoren vielfältigere Möglichkeiten anbieten kann, ihr Unternehmen oder Produkt zu präsentieren. Diese Geldgeber aber müssen natürlich auch erst gefunden und zum Zahlen überredet werden.
Heimspiele zum Event machen
Das Interesse der VBL besteht darin, ihr Produkt inhaltlich und optisch hochwertig darzustellen. Wiedersberg übersetzt das in seine Sprache: „Wenn das Fernsehen kommt, darf es eben nicht aussehen wie in einer Schulturnhalle. Auch wir möchten die Heimspiele am Wochenende zum Event werden zu lassen.“ Und das wird per Internet-Livestream übertragen - aktuell von Sportdeutschland.tv. Der Sender, vor kapp zwei Jahren vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) für die olympischen Sportarten ins Leben gerufen, sendet jedes VBL-Spiel, am Mittwoch auch das Playoff-Viertelfinale der Piraten gegen Berlin. Allerdings - im Gegensatz zum Beispiel zur Telekom-Übertragung der Basketball-Bundesliga - ohne Kommentar. Das muss in Zukunft nicht so bleiben, denn Mehrheitseigner von Sportdeutschland.tv ist seit Ende letzten Jahres die ProSieben-Sat.1.-Gruppe, die gleichzeitig auch die Volleyball-Bundesliga insgesamt vermarktet.
VBL-Pressesprecher Frank Bleydorn: „Die Qualität wird sich verändern. Zum Beispiel sind bei den Playoff-Halbfinals sechs Kameras im Einsatz.“ Eine weitere Ausweitung der Berichterstattung dank des neuen Partners zum Beispiel mit neuen Sendeformaten hält Bleydorn für alles andere als ausgeschlossen. Und genau dafür braucht’s eben auch ein möglichst einheitliches Bundesliga-Outfit, um die VBL in der harten Konkurrenz mit anderen Sportarten weiter auf dem Markt zu etablieren.
Deshalb die Spielfläche nur mit Volleyball-Linien, deshalb LED - deshalb der finanzielle Mehraufwand. Noch mal Bleydorn: „Ich weiß, dass das für manche Vereine viel Geld ist.“ Geld, das der CV Mitteldeutschland jetzt auftreiben will und muss. (mz)