Aus dem Schlaf gerissen Chef der Total-Raffinerie Leuna entschuldigt sich für Lärm

Spergau - Für den ein oder anderen Spergauer könnte die Nacht von Donnerstag auf Freitag vergangener Woche mehr als unruhig gewesen sein. Durch Lärm, der von der Total-Raffinerie zu kommen schien, waren viele Anwohner des Leunaer Ortes mitten in der Nacht geweckt worden. Einige riefen bei der Raffinerie an und beschwerten sich.
Lärm durch Total-Raffinerie: Ursache Wasserrohrbruch in der Pox-Methanol-Anlage
Nun, einige Tage danach, bat Geschäftsführer Willi Frantz kurzerhand seine Spergauer Nachbarn in die „Linde“, um sich zu entschuldigen. „Es tut uns leid, dass sie durch den Lärm gestört wurden. Das hätte so nicht passieren dürfen“, sagte Frantz. Denn nach einer Havarie war in jener Nacht versucht worden, einen Teil der Anlage wieder hochzufahren.
Tatsächlich war der Lärm von der Raffinerie gekommen, aber nicht von der Fackel, die auch Lärm verursachen kann. Vielmehr habe es bereits am Mittwoch einen Wasserrohrbruch in der Pox-Methanol-Anlage gegeben, wie Frantz und seine Mitarbeiter vor etwa 30 Spergauern erklärten. Mit Blick auf das bevorstehende Pfingstwochenende sollte versucht werden, den Schaden vorher zu beheben.
Leuna: Raffinierie-Chef Willi Frantz entschuldigt sich
Dafür habe die Anlage abgestellt und nach der Reparatur wieder hochgefahren werden müssen. Und man entschied dies in der Nacht von Donnerstag auf Freitag zu tun. „Das war eine Fehlentscheidung und der dadurch entstandene Lärm höher als erwartet“, sagte Frantz rückblickend und bat um Verständnis. Da wo Menschen arbeiten, würden auch Fehler passieren. Klüger, so Frantz weiter, wäre es gewesen, noch ein paar Stunden zu warten, bis in den frühen Morgen, bevor Teile der Anlage wieder entsprechend hochgefahren würden.
Kritik kam von den Spergauern aber nicht nur wegen dieser einen nächtlichen Ruhestörung. Vielmehr kritisieren Anwohner, dass es in der Raffinerie in den vergangenen Monaten und Jahren zunehmend lauter geworden sei. Das Rauschen habe zugenommen, beklagen sie. Und wenn die Fackel an sei, könne man im Sommer kaum die Fenster öffnen. Eine konkrete Erklärung hatte der Raffinerie-Chef für den gefühlt gestiegenen Lärm nicht parat, versprach aber, sich des Themas annehmen zu wollen.
Zusätzliche Fackel an einem entfernteren Standort zu bauen?
„Wir werden eine Lärmstudie machen und schauen, wo wir nachbessern können.“ Gleichwohl gab er zu bedenken, dass sich die Ortschaft in unmittelbarer Nähe zum Chemiestandort und der Raffinerie befinde und damit die Industrie per se Beeinträchtigungen mit sich bringe. Auch die Belästigung durch die Fackel versuche die Raffinerie einzuschränken.
Sie sei jedoch ein wichtiger Sicherheitsmechanismus um Gas zu verbrennen und dann ablassen zu können, wenn es auf anderen Wegen nicht mehr möglich sei. Verzichten könne man darauf daher nicht und eine zusätzliche Fackel an einem entfernteren Standort zu bauen, wie von Anwohnern vorgeschlagen, sieht Frantz mit großen Hürden verbunden.
Jüngst hatte der Geschäftsführer den Fahrplan der Raffinerie für die kommenden Jahre vorgestellt. Darin enthalten sind 150 Millionen Euro, die auch in die Pox-Methanol-Anlage fließen sollen, um die Kapazität zu erweitern. Ein ebenso großer Betrag werde für den großen Tüv der Raffinerie 2020 benötigt. Dann stehen die Anlagen sechs Wochen still, werden repariert, gereinigt und zudem neue Anlagen eingebunden. (mz)

