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Care Biogas in Schkopau Care Biogas in Schkopau: Schädliche Gärreste in der Biogasanlage?

Von Michael Bertram 11.07.2017, 09:42
In der Biogasanlage werden jährlich 110 000 Tonnen Material umgeschlagen. Einzelne Erzeugnisse stehen in der Kritik.
In der Biogasanlage werden jährlich 110 000 Tonnen Material umgeschlagen. Einzelne Erzeugnisse stehen in der Kritik. Peter Wölk

Döllnitz - Es riecht, als ob man direkt selbst in einer Biotonne Platz genommen hätte. Für empfindliche Nasen ist das nichts, sagt selbst einer der beiden Geschäftsführer des Unternehmens Care Biogas im Schkopauer Ortsteil Döllnitz, Harald Rötschke.

Rötschke führt über den Standort der früheren Kompostieranlage, die vor etwas mehr als zehn Jahren verkauft und in eine moderne Produktionsstätte zur Erzeugung von Biogas umgewandelt wurde.

Care Biogas in Schkopau in der Kritik: Gärreste schädlich?

Care steht in Schkopau allerdings auch in der Kritik. Weil die Firma, so die Vorwürfe, Gärreste für einen Landwirtschaftsbetrieb in Schkopau herstellt, die schädliche Stoffe und Plastikrückstände enthalten sollen.

Mit den Vorwürfen konfrontiert, lud Rötschke spontan zu einem Vor-Ort-Besuch ein: „Nicht dass Sie denken, wir hätten nochmal alles schön hergerichtet.“

Care Biogas in Schkopau: Harald Rötschke ist Kritik gewohnt

Kritik ist Rötschke gewohnt. Denn nicht jedem gefällt die Biogasproduktion. Wegen der Gerüche, wegen der potenziellen Gefahr, falls im Produktionsprozess mal etwas schiefgeht.

Doch auch Rötschke übt Kritik - an den Bürgern: „Wenn unsere lieben Mitbürger mehr darauf achten würden, was sie alles in der Biotonne entsorgen, dann hätten wir kein Qualitätsproblem“, meint er.

Care Biogas in Schkopau: Umschlag von 110.000 Tonnen pro Jahr in Döllnitz

Im Betrieb werden Inhalte von Biotonnen aus Halle, Leipzig und dem näheren Umfeld verarbeitet. Doch Bio ist das längst nicht alles. „Wir haben Verpackungen bis hin zu Motoren, die Menschen in die braune Tonne werfen“, erklärt der Care-Geschäftsführer.

In einer großen Halle werden die Inhalte angeliefert und dann mit einem Radlader in die Fermentierer gekippt. Das sind mehrere Boxen mit einem Fassungsvermögen von je 150 Kubikmetern. 110 000 Tonnen werden pro Jahr in Döllnitz umgeschlagen, in der Nass- und Trockenfermentierung sowie in der Produktion sogenannter nativ-organischer Biobrennstoffe.

Care Biogas in Schkopau: So funktioniert die Vergärung

Mit Prozesswasser berieselt, erfolgt die Vergärung. Dabei bilden sich Bakterien, die schließlich die Gasproduktion vorantreiben. Das Gas wird zu Strom und Wärme verarbeitet.

„Wir schaffen in Döllnitz zwei Megawatt Leistung, was dem Bedarf von 4 000 Haushalten entspricht“, sagt Care-Geschäftsführer Rötschke.

21 Tage dauert der Prozess im Fermentierer. Danach wird das Material auf Mieten aufgeschüttet und regelmäßig belüftet. Anschließend erfolgt die Weiterverarbeitung.

„Das Material wird dann in ein Sieb gegeben, weil in der Tat eben Plastikrückstände enthalten sind“, sagt Rötschke. Der Durchgang betrage zehn Millimeter.

„Da das Sieben an der freien Luft erfolgt, können wir aber nicht absolut ausschließen, dass nicht doch wieder ein Teil auf die Reste geweht wird“, räumt der Geschäftsführer ein.

Care Biogas in Schkopau: Unternehmen wird regelmäßig überprüft

Allerdings werde das Unternehmen regelmäßig geprüft. „Der Kompost entspricht den höchsten Ansprüchen“, sagt Rötschke und legt den jüngsten Untersuchungsbericht vor. Darin wird unter dem Punkt verformbare Kunststoffe als Fremdstoffe ein Wert von 0,01 Prozent angegeben. „Das entspricht 100 Gramm Kunststoff je Tonne und liegt deutlich unter dem Grenzwert“, sagt Rötschke.

Und auch zum Thema krebserregende Stoffe hat er eine klare Meinung: Die kritisierten Gärreste seien unbedenklich, weil sie aus der Nassfermentierung stammen. „An deren Ende steht eine Zwangshygienisierung, die sämtliche Schadstoffe entschärft“, sagt Rötschke. (mz)