Burggymnasium Wettin Burggymnasium Wettin: Zehn Millionen Euro und ein schweres Erbe

Wettin/Merseburg - In Wettin im nördlichen Saalekreis erzählt man sich seit Jahrhunderten die Geschichte von der „Weißen Frau“. Woher sie kam, wer sie erfunden hat und warum, weiß niemand. Wichtig sollen aber ihre Handschuhe sein. Trägt sie weiße, verheißt sie Glück. Sind sie schwarz, droht Ungemach. Bezogen auf das Burggymnasium müssen es in den vergangenen Jahren schwarze Handschuhe gewesen sein, denn die dringend notwendige Sanierung kam nicht in Gang. „Auch für uns als wirtschaftlich starken Landkreis gibt es Grenzen“, sagt Landrat Frank Bannert (CDU).
Nachdem zuletzt alle Hoffnungen auf eine Förderung aus Bundes- oder EU-Töpfen geplatzt sind, packt der Saalekreis das 30 Millionen Euro schwere Gesamtpaket nun alleine an. Bis spätestens 2020 soll in der Mittelburg ein neues Schulgebäude gebaut werden. Zehn Millionen Euro hat der Kreistag dafür freigegeben. In diesem Jahr sollen die Planungen vorangetrieben werden. Für den neuen Schultrakt muss das Scheunengebäude abgerissen werden.
Etwa 800 Schüler besuchen das Burggymnasium Wettin
Etwa 800 Schüler besuchen das Burggymnasium. Und viele Eltern, Lehrer aber auch Kommunalpolitiker sind auf den Saalekreis nicht gut zu sprechen. Der habe es seit der Kreisgebietsreform 2007 versäumt, auf der Burg zu investieren. Um Schulen im Altkreis Merseburg-Querfurt sanieren zu können, habe man Wettin zurückgestellt. „Dass wir uns der Verantwortung entziehen würden, ist dummes Geschwätz“, meint Bannert. Seit 2007 seien rund 29 Millionen Euro in die Schulen des Alt-Saalkreises geflossen, aber „nur“ 27 Millionen Euro in den Süden. „Daran sieht man, dass wir den Norden nicht stiefmütterlich behandeln.“ Großprojekte seien beispielsweise die Schulen in Landsberg, Wallwitz oder Teutschenthal gewesen.
Wie lange die Sanierung der kompletten Burg dauert, ist derzeit nicht abzuschätzen. Ohne finanzielle Hilfe etwa des Landes rechnen Experten mit mindestens zwei Jahrzehnten. Doch Bannert will bei der Landesregierung in Magdeburg nicht lockerlassen.
Landrat Frank Bannert: Burg Wettin hat eine gesamtgeschichtliche Bedeutung
„Die Burg hat eine gesamtgeschichtliche Bedeutung. Hier ist die Gesellschaft in der Pflicht und nicht nur wir alleine.“ Deshalb haben Landkreis und die Stadt Wettin-Löbejün auch gemeinsam einen Förderantrag im Rahmen des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ gestellt. Der Umfang beträgt 3,22 Millionen Euro. Das Geld sei für die Sanierung der Bibliothek, die Modernisierung des Kunsttraktes sowie die Gestaltung der Freianlagen an der Mittelburg vorgesehen. „Wir rechnen in vier Wochen mit einer Entscheidung“, sagt Kreissprecherin Kerstin Küpperbusch.
Mit der Sanierung will der Landkreis als Burgherr die touristische Vermarktung der im Ursprung 1.000 Jahre alten Festung ausbauen. Wettin-Löbejüns Bürgermeisterin Antje Klecar (parteilos) begrüßt die Initiative. „In Stadtführungen beziehen wir den Burghof bereits ein. Und der Rittersaal wird gern für Eheschließungen gebucht. Dafür kommen die Paare sogar aus Berlin zu uns.“ Sie sei natürlich froh, dass „es jetzt endlich mit der Sanierung und dem Umbau losgeht“. Und so sind die Wettiner gespannt, mit welchen Handschuhen die „Weiße Frau“ künftig über die Burg geistert.
Ursprünge der Burg Wettin liegen vor 1.000 Jahren
Die Burg Wettin gehört zu mit dem Schloss in Merseburg und der Burg in Querfurt zu den drei bedeutendsten Denkmälern im Besitz des Saalekreises. Die Geschichte der Festung in Wettin reicht weit zurück. Es wird angenommen, dass bereits zwischen dem 5. und 9. Jahrhundert eine Burganlage bestand, die später mehrfach um- und ausgebaut wurde.
Der Alt-Saalkreis hatte 1990 die Burg übernommen und 1991 dort das Gymnasium eingerichtet. Mit seinem Kunstzweig ist die Schule einzigartig in Mitteldeutschland. Denkmäler wie die Burg zu erhalten, ist für den Saalekreis ein finanzieller Kraftakt. So liegen die jährlichen Bewirtschaftungskosten bei rund 300.000 Euro. „Eine Nutzung ist noch immer der beste Denkmalschutz. Ohne das Gymnasium wäre die Burg nicht zu halten“, sagt Landrat Frank Bannert (CDU). deshalb habe sich auch der Kreistag mehrheitlich zur Sanierung der Burg in Wettin bekannt, statt eine neue Schule auf die grüne Wiese zu setzen. Der Restbuchwert der einstigen Stammsitzes der Wettiner liegt laut Kreis übrigens bei 1,5 Millionen Euro. (mz)