Burg Wettin Burg Wettin: Was die neuen Funde der Archäologen verraten

Wettin - Er hatte einen Durchmesser von 4,5 Metern und diente der Herstellung des Brandkalks, der zur Errichtung der Oberburg Mitte des 12. Jahrhunderts gebraucht wurde. Die Rede ist von einem Kalkbrandofen, dessen Reste die Archäologen des Landesamts für Archäologie und Denkmalpflege des Landes Sachsen-Anhalt bei ihren Grabungen im Rahmen der Umgestaltung der Wettiner Mittelburg freilegen konnten.
„Das ist schon eine Besonderheit, vor allem weil wir die Mauern so dicht unter der heutigen Oberfläche gefunden haben. Das hätte keiner gedacht“, sagt Grabungsleiterin Ulrike Trebstein.
Burg Wettin: Mauer läuft quer durch den einstigen Ofen
Projektleiter Matthias Becker verweist darauf, dass die Mittelburg im Laufe der Jahrhunderte immer wieder wirtschaftlich anders genutzt wurde. So sei der Ofen, als er nicht mehr gebraucht wurde, bis auf die Grundmauern zurückgebaut worden. Darauf wurde dann ein Keller errichtet, eine Mauer läuft quer durch den einstigen Ofen.
Einen solchen Ofen so nah an der Baustelle zu bauen, sei eine sehr praktische Verfahrensweise gewesen, weil man so den benötigten Kalk vor Ort produzieren konnte, so Becker. Die Archäologen würden so etwas selten freilegen können, weil solche Dinge zurück- oder überbaut worden seien, wenn sie nicht mehr in Gebrauch waren.
Burg Wettin: Seit Oktober 2018 haben die Archäologen eine Reihe von Entdeckungen gemacht
Bei ihren Arbeiten seit Oktober 2018 haben die Archäologen eine Reihe von Entdeckungen gemacht und konnten viel über die Besiedlung und Nutzungsgeschichte der Mittelburg herausfinden, die schon im 10. Jahrhundert intensiv genutzt worden ist. Zudem bekamen sie Erkenntnisse darüber, dass das Gefälle nach Süden, also in Richtung Unterburg, einst sehr viel steiler war, die Fläche teilweise aufgefüllt wurde, im unteren Teil sogar mehrere Meter dick.
Nun sind die Arbeiten der Archäologen vor Ort abgeschlossen. In der kommenden Woche werden die freigelegten Mauern wieder zugeschüttet, um Baufreiheit für die Baumaßnahmen für das Burggymnasium zu schaffen. „Am 23. April soll mit dem Rohbau begonnen werden“, sagt Kerstin Küpperbusch, Sprecherin des Landkreises Saalekreis. „Dafür wird ein großer Kran aufgestellt. Der wird über die Burgmauern hinausragen und ist dann weithin zu sehen.“
Burg Wettin: Es werden zwei Gebäude neu errichtet
Es werden zwei Gebäude neu errichtet. Das ist ein Trakt an der Seite zur Saale hin, wo nur noch die alte Mauer steht. Dort entsteht ein Unterrichtsgebäude für das Burggymnasium mit 18 Unterrichtsräumen, acht davon werden Fachkabinette. Das andere Gebäude schließt an die stehen gelassenen Bauten auf der anderen Seite des Hofes an. Dort entsteht ein Bau, in dem die zentrale Heizungsanlage für die gesamte Burganlage kommt. „In den Rohbau fließen 2,6 Millionen Euro.
Insgesamt kosten die Bauarbeiten auf der Mittelburg, die 2021 abgeschlossen sein sollen, 13 Millionen Euro. Wenn dann auch noch die Unterburg fertig saniert ist, werden 23 Millionen Euro verbaut sein“, so Küpperbusch. (mz)
