Den Tod gibt es auch in Farbe Bunte Särge und Urnen mit Feuerwehrautos: So haben sich Bestattungen im Saalekreis geändert
Der letzte Weg auf der Harley – Nachfrage und Angebot wandeln sich, berichtet der Chef eines Bestattungshauses.

Querfurt/MZ - „Wir fangen da an, wo alle anderen aufgehört haben“, sagt Bernd Matschulat, der die Bestattung Fach in Querfurt leitet. Das familiengeführte Unternehmen, das von seinem 2014 verstorbenen Schwiegervater Dietmar Fach am 1. Juli 1990 als erstes privates Bestattungsinstitut in Querfurt gegründet wurde, möchte den Hinterbliebenen in allen Belangen einer würde- und gefühlvollen Bestattung zur Seite stehen. Doch der Wandel der Zeit hat auch das Bestattungswesen und die damit verbundenen Klischees verändert.
Bestattungen im Saalekreis im Wandel
Das charakteristisch triste, düstere und vor allem dunkle Bild eines Bestattungshauses gibt es hier am Stammsitz in der Friedhofstraße nicht mehr. Mit dem vor wenigen Jahren vollzogenen Umbau wurden die Räumlichkeiten hell gestaltet. Außerdem zeigt Matschulat, dass dort, wo einst ein Blumenladen war, sich nun ein Trauerraum befindet.
Bestattungen bis zu 35 Trauergästen können dort stattfinden. Der Raum biete, genauso wie der geschaffene Abschiedsplatz im Freien hinter dem Haus, eine Alternative zur Kapelle. „Beides wird sehr gut genutzt“, konstatiert der 59-Jährige und öffnet dann eine Schiebetür, die vom Trauerraum in ein anderes Zimmer führt. Dort stehen mehrere Särge in unterschiedlichen Farben. „Auch in diesem Bereich ist ein Wandel passiert.
Feuerwehrauto oder dem Wappen vom Fußballverein: „Es gibt Möglichkeiten noch und nöcher“
Hier kommt die Helligkeit ebenfalls mehr und mehr durch“, sagt er und fügt hinzu: „Wer hätte sich schon vor fünf Jahren einen silbernen Sarg hingestellt.“ Immer mehr Menschen suchen nach einer persönlichen Form des Abschieds von ihren verstorbenen Angehörigen. Das Bestattungsunternehmen passt sein Angebot an diese Nachfrage an. Dies zeigt sich etwa auch bei den Urnen. „In dieser Woche bekommen wir eine mit einem Feuerwehrmotiv“, berichtet Jeannette Fach, die die Bestattungsgespräche mit Hinterbliebenen führt.
Mit Illustrationen wie zum Beispiel einem Feuerwehrauto, dem Wappen vom Fußballverein, einem Motorrad oder Flugzeug versehene Überurnen können auf Nachfrage ausgewählt werden. „Es gibt Möglichkeiten noch und nöcher“, sagt Matschulat, der auch Bestattungshäuser in Eisleben und Bad Bibra besitzt. Das Bestattungswesen habe sich in der farblichen Gestaltung gewandelt, aber auch in seiner Offenheit und Transparenz, meint er. „Wir erledigen im Sinne der Angehörigen die notwendigen Formalitäten bei Behörden, Ämtern und Institutionen und sind auch Ansprechpartner in der Trauerbegleitung.“

Bestattung in Nord- und Ostsee möglich
Über die Jahre habe die Nachfrage nach der Feuerbestattung zugenommen, berichtet der Chef. „Das hängt auch damit zusammen, dass die Urne die preisgünstigere Variante gegenüber der Erdbestattung ist.“ Ebenfalls sei ein Anstieg bei anonymen Bestattungen zu verzeichnen, „aber nicht so dramatisch“, ergänzt er. Und Seebestattungen? „Die kommen bei uns ein-, manchmal zweimal im Jahr vor.“
Das Bestattungshaus arbeitet da mit Reedereien zusammen, zu denen die Aschekapsel geschickt wird. „In Ost- oder Nordsee ist die Bestattung möglich“, sagt Matschulat, der nach seinen Angaben auf Wunsch auch eine Motorradbestattung, bei der der Sarg von einer Harley-Davidson mit Beiwagen transportiert wird, organisieren könnte.

Corona-Regeln bei Bestattungen
Fünf Mitarbeiter sind im Bestattungshaus in Querfurt tätig. Wie lief es während Corona? Da wurde das Team gesplittet, damit bei einer möglichen Infektion nicht der ganze Betrieb lahm gelegt wird. Laut dem Chef musste bei Bestattungen beispielsweise für Kontaktnachverfolgung und Desinfektion gesorgt werden.
Apropos Hygieneartikel: Auch damit kennt sich Bernd Matschulat aus. Für diese sowie Reinigungsmittel betreibt er, der Chemiker von Beruf ist, einen Großhandel. Zu seinen Kunden zählen unter anderem Bestatter. Dietmar Fach sei mehr als 20 Jahre einer seiner Kunden gewesen.