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Buna-Werke Buna-Werke: Wie Nazis tausende Zwangsarbeiter in Schkopau ausbeuteten

Von Tina Schwarz 16.01.2017, 13:30
Ab­trans­port von Zwangsarbeitern nach Deutsch­land.
Ab­trans­port von Zwangsarbeitern nach Deutsch­land. Thie­mann/­Bun­de­sar­chiv, Koblenz

Schkopau - „Es gibt Hunderte von geschichtlichen Veröffentlichungen zu Konzentrationslagern, aber kaum welche zu den Arbeits- und Erziehungslagern“, sagt Jörg Mantzsch, der Verleger des neuen Buches der Projektgruppe „AEL Spergau-Zöschen“. Seit 2011 wird von diesem Team jedes Jahr eine Abhandlung über die Zwangsarbeit in Mitteldeutschland während des Dritten Reichs veröffentlicht.

In diesem Jahr geht es um Schkopau zwischen 1936 und 1945.

Zwangsarbeiter mussten am Buna-Werk in Leuna mitbauen

Die Geschichte des Zwangsarbeiterlagers beginnt 1936. „Beim Bau des Buna-Werkes wurde ein Barackenlager errichtet, um mehrere Tausend Arbeitskräfte aus dem ganzen Deutschen Reich in Schkopau unterzubringen“, erzählt Ralf Schade, Archivar der Stadt Leuna, der zum Zwangsarbeitslager in Schkopau recherchiert hat.

„Mit Kriegsbeginn sollte die Produktion in Buna ausgeweitet werden, da aber viele zum Kriegsdienst eingezogen wurden, kam es zu einem Arbeitskräftemangel.“ Aus diesem Grund wurden im Jahr 1940 zunächst über 2.000 angeworbene ausländische Fachkräfte nach Schkopau geholt, erzählt er.

Zwangsarbeiter in Leuna: Wer floh, wurde gehängt

„Ein Jahr später wurden hier auch die ersten Kriegsgefangenen zur Arbeit gezwungen“, so Schade weiter. Insgesamt zählte das Lager bis 1945 rund 17.000 Ausländer, darunter fast 3.000 Kriegsgefangene. „1942 wurde aus dem Gemeinschaftslager das Stammlager, denen alle anderen Lager der Leuna- und Buna-Werke unterstanden.“

Als immer mehr Zwangsarbeiter durch die Alliierten befreit wurden, versuchten auch Zwangsarbeiter, die in Schkopau waren, in ihre Heimat zu fliehen. „Wer erwischt wurde, kam ins Lager zurück und wurde öffentlich gehängt“, erzählt der Archivar. Es sei eine schreckliche Zeit gewesen.

Hungersnot und Ungeziefer: Schlimme Zustände im Lager

Im Lager herrschten schlechte Zustände. „Die Menschen litten an Hunger und an einer Ungezieferplage. Auch wurden einige Zwangsarbeiter misshandelt“, erzählt Schade. Wie viele ihr Leben in dem Lager gelassen haben, ist Schade nicht bekannt. „Die Gefangenenbücher sind leider nicht mehr erhalten“, sagt der Archivar. „Es werden aber viele gewesen sein, die die Qualen nicht überlebten.“

1945 hatte das Leid dann ein Ende. „Das Lager wurde im April durch die Alliierten befreit. Die Menschen konnten endlich wieder zurück zu ihren Familien.“

Bucherscheinung: „Blutiger Synthesekautschuk aus den Buna-Werken Schkopau“

Von dem neuen Jahrbuch „Blutiger Synthesekautschuk aus den Buna-Werken Schkopau“ gibt es nur 300 Exemplare. „Die sollen vor allem an Schulen und Bildungseinrichtungen sowie an Opferverbände gehen“, so Mantzsch, der zusammen mit Edda Schaaf und Ralf Schade die Bücher jedes Jahr veröffentlicht.

Ein anderes kürzlich erschienenes Buch beschäftigt sich mit den Erinnerungen des Polens Konrad Szuminsik, der zwischen 1944 und 1945 gegen seinen Willen im Arbeits- und Erziehungslager Zöschen untergebracht war.

Das neuen Jahrbuch kann unter der E-Mail Projektgruppe-[email protected] bestellt werden. Das Buch „Erinnerungen eines polnischen Zwangsarbeiters“ gibt es unter der ISBN 978-3-7345-2367-0 für 11,99 Euro beim Verlag tredition. (mz)

Historiker haben sich mit Bunas blutiger Geschichte befasst.
Historiker haben sich mit Bunas blutiger Geschichte befasst.
Peter Wölk