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Boxen Boxen: Merseburger Promoter Ulf Steinforth bringt Halbschwergewichtler Dominic Bösel nach oben

Von Knut Stahmer 21.04.2016, 19:57

Spergau - In den jetzt 16 Jahren als Profi-Promoter sind die Haare von Ulf Steinforth grau geworden. Wie seine Sportler konnte er seit der ersten SES-Veranstaltung im Jahr 2000 in Dessau nicht nur austeilen, er musste auch Niederschläge einstecken, mehr als einmal.

Gut eine Woche vor seiner 111. Boxgala in acht Tagen in der Jahrhunderthalle von Spergau sitzt er in seinem Magdeburger Büro und weiß: „Es läuft fantastisch. Dominic zieht die Leute wie Magnete an. Halle war ausverkauft, Spergau wird es wohl auch sein“, orakelt der gelernte Baumaschinist, der schon vor der Wende mit Breakdance-Truppen durch Mitteldeutschland tourte und dabei erste Manager-Erfahrungen sammelte.

Als er dann mit Spiel- und anderen Automaten harte D-Mark verdiente, brachten ihn Freunde als Sponsor zu den Amateurboxern. Als der Präsident des zweifachen Deutschen Meisters 1. BC Magdeburg eine Europaliga ausbauen wollte, lief er in einen Konter des Verbandes - und faktisch dann ins Profilager über. Er organisierte Weltmeisterschaften von Sven Ottke in der Bördelandhalle für den Sauerland-Boxstall.

Das machte Lust, einen eigenen Stall aufzuziehen. „Ich wollte ins Profigeschäft - hatte aber weder Boxer noch einen Trainer.“ Weltmeister-Macher Ulli Wegner führte seinen „Mentor“ Werner Kirsch als Coach in Magdeburg ein, Steinforths erste „Starfighter“ hießen René Monse und Dirk Dzemski. Anno 2016 ist letzterer Cheftrainer, Dominic Bösel, das sportliche Zugpferd.

Profiboxer von SES sind schon immer Stars zum Anfassen. Wer also einen hautnahen Blick auf Dominic Bösel und Felix Lamm werfen möchte, kann das beim .Öffentlichen Training am kommenden Mittwoch ab 15.30 Uhr im Saale-Center Halle oder beim Offiziellen Wiegen am Freitag darauf um 14.30 Uhr in der Spielbank in Leuna-Günthersdorf tun. Gekämpft wird am 30. April in der Jahrhunderthalle Spergau.

Doch Steinforth lässt den Freyburger noch nicht die ganz großen Rennen bestreiten. Steinforth verfolgt einen klaren Plan: „Stufe eins waren die Aufbaukämpfe, über die Junioren-WM ist Dominic jetzt bei den Männern Interconti-Champion. Er hat sich hochgearbeitet, steht jetzt vor der vierten Stufe. Der Kampf gegen Denis Liebau ist entscheidend. Wenn er gewinnt, dann gibt’s was Großes.“

Die Nummer eins des Weltverbandes WBO wird auf der unabhängigen Rangliste von „boxrec.com“ auf Rang 21 geführt, Liebau, ein Haudrauf aus Frankfurt am Main, lediglich auf Platz 90 - wie passt das zur Aussage von Dirk Dzemski: „Wir boxen keine Flaschen!“

Steinforth wirft eventuelle Fallobst-Diskussionen sofort in die Tonne: „Ich erwarte ein hartes Ding für Dominic. Puncher, und das ist Liebau, bleibt Puncher. Der kann zehn Sekunden vorm Schlussgong zum entscheidenden Schlag ansetzen. Ich sage klipp und klar: Bösel gegen Liebau - das ist der richtige Kampf zum richtigen Zeitpunkt“, sagt er vehement.

Denn: „Dominik und Dirk wollten das Duell schon lange. Das Ganze beruht auch auf Gegenseitigkeit, wir verhandeln mit Liebaus Management seit über einem Jahr.“

Alternativen stellen sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus sportlichen wie aus finanziellen Aspekten heraus nicht: „Gegen Weltmeister Jürgen Brähmer boxen wir nicht freiwillig. Bei einer Pflichtverteidigung, und die steht irgendwann an, haben wir die besseren Verhandlungs-Chancen.“

Wie geht es also weiter, wenn Bösel am Samstag siegt? „Wir fahren mehrgleisig und schauen, was sich unter Super-Champion Sergej Kowalew anbietet. Deshalb fliege ich zur Tagung des Weltverbandes WBO nach China und im Laufe des Jahres auch zu den Sitzungen der WBA und der IBF“, kündigt Steinforth an und denkt in diesem Zusammenhang auch an seinen Ex-Weltmeister Robert Stieglitz, der ja ins Halbschwergewicht geklettert ist. „Für beide ist auch eine EM eine realistische Alternative. Der Titel ist vakant. Robert steht im Ranking auf eins, Dominic auf sieben.“

Eine EM wäre auch für die TV-Sender ein besonderes Highlight. Für Bösel natürlich erst recht. Der brennt nämlich ungeduldig auf die großen Kämpfe. (mz)