Boxen : Boxen in Halle: Argishti Terteryan bereitet sich auf den Brandenburg-Cup vor

Halle (Saale) - Das Tempo ist erstaunlich, das Argishti Terteryan vorlegt. Mit schnellen, federnden Schritten zieht der junge Sportler mit Bart und schwarz umrandeter Brille auf der Tartanbahn im Leichtathletik-Stadion der Robert-Koch-Straße seine Kreise. Nach 600 Metern ruft Trainer David Hoppstock ihm die Zeit zu. „Eine Minute, 38!“ Kurze Pause, bis der Puls auf 20 Schläge wieder unten ist, und weiter geht’s, das Ganze noch Mal. Bis sechs Kilometer geschafft sind.

Argishti Terteryan macht keine schlechte Figur zwischen all den Leichtathleten, die gerade ebenfalls im Stadion ihr morgendliches Training absolvieren. Dabei kommt Terteryan aus einem ganz anderen Metier. Zur zweiten Runde seiner täglichen selbst auferlegten Schinderei geht es dann in den vertrauten Boxring.

„Im Augenblick legen wir den Schwerpunkt im Training auf die Grundlagen“, erklärt Hoppstock. Also Kondition und Kraft. Alles ist darauf ausgerichtet, nächsten Monat beim Brandenburg-Cup dann als Boxer in Bestform aufzulaufen. Bei dem hochkarätig besetzten Turnier in Frankfurt (Oder) soll er sich endgültig das Startrecht für die Junioren-WM sichern. „Meisterschaften wie diese sind mein ganz großes Ziel, dafür trainiere ich, dafür nehme ich das alles gern auf mich“, sagt der 17-Jährige mit entschlossener Stimme.

Dass er das sportlich schafft, daran haben die Experten keine Zweifel. Gerade erst hat der Halbfliegengewichtler die internationalen deutschen Meisterschaften gewonnen. Doch etwas anderes, entscheidendes fehlt dem Jungen, den alle nur Argisch rufen: die deutsche Staatsbürgerschaft. Ohne Pass keine WM. „Langsam läuft uns die Zeit davon“, sagt Hoppstock. Denn der Saisonhöhepunkt für die weltbesten Nachwuchsboxer ist im November in St. Petersburg.

Warum der Boxer bald richtig loslegen kann

Beantragt hat Terteryan die Staatsbürgerschaft schon vor zwei Jahren, als er noch Schüler an der halleschen Sportschule war. Denn der gebürtige Armenier identifiziert sich längst mit dem Land, in das er mit seiner Familie als Dreikäsehoch kam. Erst in Schönebeck und später dann in Halle ist er aufgewachsen und hat das Boxer-ABC gelernt. Der einstige Mittelgewichtler Hoppstock traut dem gegen ihn recht klein wirkenden 49-Kilo-Mann Großes zu. „Er ist nicht nur talentiert, sondern auch sehr trainingsfleißig, und dazu frech im Ring. Er hat zwar Respekt vor dem Gegner, aber kein bisschen Angst.“ Eine gesunde Mischung, wie Hoppstock findet.

In der Sportfördergruppe der Bundeswehr ist seit diesem Monat Cindy Rogge. Die Boxerin vom SV Halle absolviert gerade ihre Grundausbildung in Hannover. Danach ist die deutsche Meisterin freigestellt fürs Training. Die 22-Jährige hat sich langfristig das Ziel Olympia 2020 in Tokio gesetzt.

Der deutsche Boxsportverband sieht das offenbar auch so. Er hilft bei der Bewältigung der Formalitäten. „Wenn ich 18 bin“, so hat Terteryan erfahren, „wird das alles viel schneller gehen.“ Alsbald also, denn am 30. Juli wird er volljährig. Dann kann er auch bei den Behördengängen endlich ein anderes Tempo vorlegen.

Bei all seinen großen Zielen setzt Terteryan aber nicht nur auf den Sport. Ende des Monats läuft sein einjähriges Praktikum bei der Halleschen Wasser- und Stadtwirtschaft-GmbH aus. Da es mit einer Ausbildung in dem Unternehmen nicht klappt, strebt der Boxer eine Laufbahn bei der Polizei an. Einen ersten Test an der Fachhochschule in Aschersleben hat er am Montag bereits absolviert. Terteryan ist zuversichtlich, auch die anderen Hürden nehmen zu können. Unterstützung bei seinen sportlichen Ambitionen kann er sich dann gewiss sein. Denn in der Sportfördergruppe der Polizei wären ihm auch erstklassige Trainingsbedingungen gewiss. (mz)